Berge sind stille Meister und machen schweigsame Schüler. Dieses Goehte-Zitat nachvollziehen können die Teilnehmer der Bistumsblattreise nach Davos. Die Bergmassive, die Panoramablicke, der grüne, fröhlich plätschernde Inn, die Burgen und Kirchen auf den Hügeln, Nebel, der die Sicht versperrte und wieder freigab, ein Schauspiel sondersgleichen.
Mit dem Bernina Express fuhren wir am zweiten Tag von Pontresina nach Tirona, vom ewigen Eis zu Palmen und Oleander, von 1.100 m auf 2.230 m Höhe, auf dem höchsten Punkt hielt der Zug für einen Fotostopp. Der Bernina ist 4.050 m hoch und zeigte sich uns im Sonnenschein von seiner schönsten Seite. Durch das Bergmassiv hindurch, vorbei an Seen, tiefgrüner Natur und kleinen Dörfern erreichten wir die italienische Stadt Tirona. Dort erwartete uns bereits unser umsichtiger Chauffeur. Wir spazierten durch den Ort, ließen uns das gute Eis schmecken und genossen die kleinen, feinen Cafés.
Die Rückfahrt über Engadin führte uns vorbei an den tiefen Silvaplana See mit vielen Wassersportlern und zum 49 km² und 70 m tiefen Silsersee. Weiter ging es zur Innquelle auf dem Malojapass auf 1.815 m Höhe, doch bei unserer Ankunft hüllte sich die Innquelle in tiefen Nebel. Schämte sich der Inn für die vielen Hochwasser, die er immer nach Passau bringt oder träumte er schon von einer neuen „Wasserüberraschung“?
Wir kamen durch das mondäne St. Moritz auf 1.770 m Höhe, hier waren 1928 und 1948 olympische Spiele. Ein Ort mit ca. 5.000 Einwohnen und im Winter mit unzähligen Skitouristen, im Sommer mit einer überschaubaren Gruppe von Wanderern.
Am dritten Tag nutzten viele unsere Davos-Klosters-Card und fuhren mit der Bahn hinauf zur Schatzalp auf 1861 m Höhe. 1900 wurde dort das ehemalige Luxussanatorium und heutige Jugendstilhotel eröffnet. Wohin das Auge reichte — eine große botanische Anlage mit unzähligen Blumen, Sträucher und vor allem Gewürzpflanzen vor dem Hotel und den Berg hinauf ließen uns staunen.
Bei diesem Hotel schien die Zeit stehen geblieben: Alte weiße Korbstühle und ‑tische stehen auf der Terrasse, etwas tiefer gelegen alte gelbe Rattanliegen. Sie weckten unsere Phantasien und vor dem inneren Auge sahen wir die Frauen und Männer in ihrer für die damalige Zeit typischen vornehme Kleidung. Thomas Mann besuchte hier seine kranke Frau Katia und ließ sich zu seinem Roman „Der Zauberberg“ inspirieren. Mystische Nebelschwaden verhüllten im schnellen Wechsel die Berge und gaben sie wieder frei, ein atemberaubendes Schauspiel. So wird Thomas Mann in seinem „Zauberberg“ verständlich, wenn er schreibt:
„Was war also das Leben? Es war nicht materiell und es war nicht Geist. Es war etwas zwischen beidem, ein Phänomen, getragen von der Materie, gleich einem Regenbogen auf dem Wasserfall und gleich einer Flamme.”
Klosters – ein wunderschöner Ort mit alten Holzhäusern auf 1.200 m Höhe, das „Heidiland“ (Johanna Spyri). Alles wirkt unaufgeregt, tief in sich ruhend und von daher sicher berührend für gestresste Menschen. Unser Chauffeur zeigte uns bei der Heimreise in Liechtenstein die Hauptstadt Vaduz mit 5.000 Einwohnern. Insgesamt ist das kleine Fürstentum nur 160 km² groß, hat 40.000 Einwohnern und elf Gemeinden. Alles sehr überschaubar, aber durch den Finanzmarkt sehr reich. Wir fuhren zurück in die Schweiz in das kleine Städtchen Werdenberg, eine der wenigen noch erhaltenen städtischen mittelalterlichen Holzsiedlung Europas. Ein unvergessenes Kleinod, das sich lohnt zu besichtigen.
Unaufhaltsam ging es weiter zurück durch die Berge. Wasserfälle, blauer Himmel mit weißen Wolken und Nebelschwaden begleiteten uns und den Zauber dieser Reise.
Wie sagt Thomas Mann in seinem Zauberberg: „…Um- und Neugewöhnung ist das einzige Mittel, unseren Zeitsinn aufzufrischen, eine Verjüngung, Verstärkung, Verlangsamung unseres Zeiterlebnisses und die Erneuerung unseres Lebensgefühls zu erzielen. Dies ist der Zweck des Orts- und Luftwechsels, der Reisen, der Erholsamkeit der Abwechslung der Episode“
In diesem Sinne danke ich unserem Chauffeur Gerhard Sexlinger für seine Umsicht und Freundlichkeit, dem Passauer Bistumsblatt und der Firma Fürstreisen für die gute Reiseorganisation, aber vor allem den liebenswürdigen Reiseteilnehmerinnen und ‑teilnehmern, die mit Herzlichkeit und Fröhlichkeit sehr zu einem guten Gelingen der Reise beitrugen.
Text und Fotos: Maria Höllrigl, Bistumsblatt Reisebegleitung