Das Bistum Passau hat eine Qualifizierungsoffensive für das Ehrenamt gestartet. Ziele sind, das Glaubenswissen zu vertiefen, sprachfähiger zu werden, um schließlich pastorale Grundaufgaben zu übernehmen und so lebendige Pfarreien zu erhalten.
Gottesdienste gestalten, Kinder auf den Empfang der Kommunion vorbereiten, Trauernde begleiten, in der Notfallseelsorge aktiv sein, im Namen der Caritas für Menschen da sein – es gibt eine Vielzahl von pastoralen Aufgaben, in die man sich als Christ einbringen kann und wo man sich auch ein Stück weit verwirklichen kann. Allerdings funktioniert das nur mit den nötigen Kenntnissen und Fähigkeiten. Genau hier setzt eine Qualifizierungsoffensive des Bistums Passau an. „Dieses Programm will die Menschen im Glauben stärken“, erklärt Generalvikar Josef Ederer, der gemeinsam mit Anton Cuffari vom Fortbildungsreferat die einzelnen Bausteine ausgearbeitet hat. Ziele seien die Steigerung des Glaubenswissens, die Intensivierung der eigenen Gottesbeziehung, die Stärkung der Sprachfähigkeit und die Vermittlung der Fähigkeiten, die nötig sind, um die oben genannten Kurse zu leiten.
Die Qualifizierungsoffensive für pastorale Grundaufgaben ist freilich auch der pastoralen Not geschuldet. „Um kirchliches Leben in lebendigen Gemeinden zu erhalten, kommt es auf jeden Einzelnen an!“, betont der Generalvikar. „Wer dazu beitragen will, dass seine Gemeinde lebt, ist herzliche eingeladen“, sagt Ederer. Je mehr die Kurse absolvierten, desto stabiler werde eine Pfarrei, ist er überzeugt.
„Zunächst ist Kirche zutiefst Ort der Gemeinschaft, des gemeinsamen Weges. Wir alle sind miteinander Kirche – mit Jesus und für ihn und für die Menschen und mit ihnen“, betont Bischof Stefan Oster in dem Zusammenhang. Deshalb sei es wichtig, bei dieser Qualifizierungsoffensive deutlich zu machen, „dass wir nicht einfach ‚rekrutieren‘ wollen für Aufgaben, die die Hauptamtlichen nicht mehr leisten können. Wichtiger ist es vielmehr, dass wir einander helfen, in die Freude am Glauben und an Christus zu finden und aus dieser Freude dann Menschen zu helfen, ihre eigenen Charismen zu entdecken oder zu entfalten – so dass sie sich nicht einfach als Lückenbüßer erfahren, sondern als Menschen, die mit ihrer Persönlichkeit und ihren Gaben einen ganz wesentlichen Beitrag leisten können“, so der Bischof weiter.
„Jeder, der sich mit seinem Glauben auseinandersetzt, wird gestärkt.”
Gut für das Ordinariat: Nicht alles muss neu erfunden werden. „Das Programm baut zum Teil auf Fortbildungen auf, die es auch in der Vergangenheit schon gegeben hat. Neu ist, dass die ganzen Kurse zusammengeführt, vertieft und flächendeckend angeboten werden“, erklärt Anton Cuffari.
Basis ist die theologische Grundbildung mit Bibel- und Glaubenskurs. Dem schließen sich Liturgiekurs, Notfallseelsorge, Kranken- und Trauerpastoral, Jugend- und Berufungspastoral und Gemeindecaritas an. Eine Karte mit den Angeboten ist ab Ostern digital abrufbar. Los ging es bereits in diesen Tagen mit den ersten Qualifizierungskursen in den Pastoralen Räumen, die wir auch im Bistumsblatt angekündigt haben. Die ersten Reaktionen auf das Angebot sind positiv: „Ich habe an dem Kurs für das Neue Testament zum Zwecke einer Prüfungsvorbereitung (Theologie im Fernkurs mit Schwerpunkt NT) teilgenommen. Meine Erwartungen, einen guten Überblick über die Evangelisten zu erhalten, wurden weit übertroffen“, schreibt eine Teilnehmerin. Besonders dankbar sei sie gewesen, „dass die Veranstaltung einen roten Faden aufwies und wir nicht mit zu vielen Fachbegriffen zugetextet wurden“. Eine andere Teilnehmerin erklärt, der Basiskurs für das Neue Testament habe einen guten Überblick vermittelt. „Die Zeit verging „wie im Flug und wir hatten eine nette Gemeinschaft.“
Was das Programm ebenfalls interessant macht: Die Kurse kosten nichts. Der Aufwand für Referenten, Materialien und alles, was sonst noch nötig ist, wird vom Bischöflichen Ordinariat übernommen. Und es gibt die Möglichkeit, sich mit berufsbegleitenden Studien weiter zu qualifizieren. Wer das Programm komplett durchläuft, kann diesen Aufwand am Ende sogar mit einem Masterabschluss krönen. Das Bistum arbeitet deshalb auch mit der Uni Passau eng zusammen.
Aber: Der Impuls muss aus der Pfarrei und letztlich von den Interessierten kommen. „Das ist ein Zukunftsprojekt. Wer bereit ist, wird befähigt, mit seinen Mitmenschen den Glauben zu leben“, sagt Ederer. „Wir versuchen, damit Fuß zu fassen, und hoffen, dass daraus eine Erfolgsgeschichte wird“, ergänzt Cuffari. Doch egal, was die Kursteilnehmer letztlich mit den erworbenen Kenntnissen und Fähigkeiten anfangen, für sie selber sollte es auf jeden Fall ein Gewinn sein. „Jeder, der sich mit seinem Glauben auseinandersetzt, wird gestärkt“, das steht für Josef Ederer außer Zweifel.
Wolfgang Krinninger
Chefredakteur
Schritt für Schritt zum Ehrenamt
Mit der neuen Ausbildung werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer befähigt, einen wichtigen Dienst im Rahmen der Pastoralen Grundaufgaben zu übernehmen. Was das bedeutet, wird in einem Flyer in fünf Punkten erklärt:
- Wenn Sie sich in einem qualifizierten Ehrenamt engagieren möchten, besprechen Sie die Einsatzmöglichkeiten bitte zunächst mit dem örtlichen Pfarrer.
- Ist Ihr Einsatz möglich, erhalten Sie vom Pfarrer ein Empfehlungsschreiben, das Sie mit kurzem Lebenslauf an Ihren Ansprechpartner senden. Daraufhin erfolgt eine Einladung zum Vorgespräch.
- Ihre Ausbildung beginnt – und ist inklusive der Kursmaterialien und Verpflegung für Sie kostenlos. Lediglich eventuelle Fahrtkosten müssen Sie selbst aufbringen.
- Nach erfolgreicher Ausbildung werden Sie in einem Gottesdienst für den ehrenamtlichen Dienst in der Kirche beauftragt und ausgesandt.
- Als Absolventin oder Absolvent eines Qualifizierungskurses unterstützt das Fortbildungsreferant Sie mit geistlichen Begleitangeboten sowie regelmäßigen Möglichkeiten zur Fort- und Weiterbildung.