Da steh ich nun an der Straße. Den Rucksack mit dem Nötigsten umgeschnallt, die Sonne scheint mir ins Gesicht. Ich blinzle in das Display meines Handys, das mir heute vor allem als Kamera dienen soll. Und ich blinzle den Autos auf der Straße entgegen, denn ich will mitgenommen werden. Dieser Tag ist für uns von Kapuziner.org ein doppeltes Experiment: Wir möchten herausfinden, wie es ist, wenn man im Ordensgewand mit erhobenem Daumen an der Straße steht und per Anhalter mitgenommen werden möchte. Und wir möchten herausfinden, wie dieser Versuch live in den sozialen Medien verfolgt wird.
Um es kurz zu machen: Schon mit zwei Fahrerinnen bin ich recht bald und gut gelaunt ans Ziel gekommen. Mein erster „Engel“ auf Rädern chauffierte mich vom Salzburger Vorort Bergheim nach Oberndorf an der Salzach. Sie ist eine ehemalige Dominikanerin, die nun seit über dreißig Jahren verheiratet ist. Was für ein Zufall! Vom Grenzort Oberndorf schlenderte ich bei strahlendem Sonnenschein über die Salzachbrücke nach Laufen in Bayern. Passender für meinen Gang kann ein Ortsname kaum sein. Dort stand ich ein bisschen länger, etwa zwanzig Minuten, bis sich eine weitere freundliche Fahrerin meiner erbarmte. Ich teilte mir für den Rest der Strecke die Rückbank des SUV mit einigen Säcken Pferdefutter, die die Reitstallbesitzerin aus Salzburg mitgenommen hatte.
Tierisch gefreut habe ich mich über beide Begegnungen und die interessanten Gespräche über Gott und die Welt, die ich On the Road führen durfte. Und natürlich, dass ich derart unkompliziert beim heiligen Bruder Konrad ankommen und beten durfte. Weitere freudige Begegnungen gab es anschließend im Altöttinger Konradkloster mit meinen kapuzinischen Mitbrüdern, wo ich noch übernachtete und eine erfüllte Tagesbilanz zog.
Das doppelte Experiment des Tages ist hervorragend gelungen. Ganz offensichtlich wird ein deutlich erkennbarer Kapuziner an der Straße nicht einfach so von den Vorbeifahrenden stehen gelassen. Zumindest in Salzburg und Bayern. Das ist sehr erfreulich. Außerdem haben viele Menschen dieses Experiment in den sozialen Medien live oder anschließend verfolgt. Sie haben kommentiert, sie haben auch mir persönlich geschrieben und sich mit mir gefreut.
Bis zum nächsten Mal! Dann vielleicht auf einer Strecke, die ein bisschen mehr herausfordert.
Text: Br. Michael Masseo Maldacker / OFMCap