
Altötting bekommt eine neue Ordensgemeinschaft nach dem Rückzug der Samariter. Zum 1. September übernehmen Pauliner die Seelsorge im St. Magdalena-Kloster sowie zahlreiche Aufgaben in der Pfarr- und Wallfahrtsseelsorge.
Das Definitorium – ein Beratungs- und Entscheidungsgremium – der deuschen Ordensprovinz bestätigte während einer Sitzung des Generaldefinitoriums die Entscheidung, nach Altötting zu gehen. Die Pauliner werden so auf Einladung des Bistums Passau weiterhin die Seelsorge der Pilgerinnen und Pilger am größten Marienwallfahrtsort in Deutschland gewährleisten, nachdem die Gemeinschaft der Brüder Samariter FLUHM im Sommer Altötting verlässt und in ihr Mutterhaus nach Tirol zurückkehrt.
Zudem werden die Pauliner den Gartlberg in Pfarrkirchen verlassen. Wie es mit der Wallfahrt auf dem Gartlberg weitergeht, wird in den diözesanen Gremien und mit den Verantwortlichen vor Ort noch besprochen, betonte der Generalvikar des Bistums Passau, Josef Ederer: „Im Rahmen der personellen Möglichkeiten soll es auch weiterhin auf dem Gartlberg ein geistliches Angebot geben.“ Die Gespräche dazu würden bereits geführt.
Altöttings Stadtpfarrer und Wallfahrtsrektor Dr. Klaus Metzl bedauert zwar den Weggang der Samariter, freut sich aber über die dringend benötigte Verstärkung durch die Pauliner. Metzl kennt den Orden schon lange, wohnte er doch in seiner Zeit als Generalvikar im Passauer Mariahilf-Kloster. Dort betreuen die Pauliner seit dem Weggang der Kapuziner 2002 die Wallfahrt – womit sich gewissermaßen ein doppelter Kreis schließt. Denn in Altötting wird der Orden ab September nicht nur Stadtpfarrer Metzl in der Pfarrseelsorge unterstützen, sondern auch die Kapuziner in der Wallfahrtsseelsorge. In deren ehemaligem Kloster St. Magdalena direkt gegenüber der Gnadenkapelle werden wahrscheinlich, so Metzl, drei bis vier Paulinerbrüder die Arbeit der Samariter fortsetzen.

Dass der neue Orden gut zu Altötting passt, ist sich der Administrator der Heiligen Kapelle sicher: „Die Patres wissen, was Marienverehrung ist“, bekräftigt Metzl mit Verweis auf den größten Standort der Pauliner im polnischen Tschenstochau, wo zirka 100 Patres und Brüder das Kloster Jasna Góra seit über 600 Jahren betreuen. Die dortige Marienwallfahrt zählt wie Altötting auch zum Verbund der „Shrines of Europe“. Die Auflösung von Gartlberg habe aber mit Altötting nichts zu tun, betont der Wallfahrtsrektor. Der Übergang im Gnadenort werde sich jedenfalls fast nahtlos gestalten, da ein oder zwei Samariterbrüder sich bereit erklärten, bis in den August hinein dazubleiben – und dann müsse im Magdalenakloster noch ein wenig renoviert werden, so dass die Pauliner dann ab Anfang September mit ihrer Arbeit beginnen können.
Metzl rechnet mit zwei Kaplänen, die sich in der Pfarrseelsorge engagieren werden und zum Beispiel die Erstkommunion- und Firmvorbereitung betreuen, Gottesdienste in den drei Altöttinger Pfarreien St. Philippus und Jakobus (Stiftspfarrei), St. Josef (Altötting-Süd) und Mariä Heimsuchung (Unterholzhausen) feiern, Beerdigungen leiten und Schulunterricht leisten. Der Leiter des Konvents in St. Magdalena werde wieder stellvertretender Wallfahrtsrektor wie zuletzt Pater Gabriel Hüger von den Samaritern. Er müsse auch die Beichte in St. Magdalena organisieren und die dortigen Gottesdienste. Kirchenrektor dort sei er allerdings selbst, so Metzl, damit die Seelsorge im Gnadenort zunehmend aus einem Guss gestaltet werden könne und mehr und mehr zusammenwachse. Der Stadtpfarrer baut zudem darauf, dass die Pauliner die engagierte Jugendarbeit der Samariter mit Familiengottesdiensten, Nightfire und Jugendübernachtungshaus weiterführen werden.
Der Paulinerorden (Ordo Sancti Pauli Primi Eremitae – Orden des heiligen Paulus, des ersten Einsiedlers; OSPPE) hat seinen Ursprung Anfang des 13. Jahrhunderts in Ungarn. Der Wahlspruch lautet „Solus cum deo solo“ („allein mit dem einen Gott“). Zum Wesen des Ordens gehören Kontemplation Gottes, Liebe zum liturgischen Gebet, ein armes und arbeitsames Leben, die Verkündigung des Wortes Gottes und das Spenden des Bußsakramentes sowie das „Aufzeigen der Bedeutung Mariens im Mysterium Christi und der Kirche, das Nachahmen ihrer Tugenden und die Verbreitung ihrer Verehrung“. Nicht umsonst sind dem Orden viele Marienheiligtümer anvertraut worden.Nach Polen kamen die Pauliner bereits 1382, um das Gnadenbild der Schwarzen Madonna zu hüten, das der Landesfürst Ladislaus von Oppeln nach Jasna Góra in Tschenstochau brachte. Dort hat auch die Ordensleitung ihren Sitz. Seine Blütezeit erreichte der Paulinerorden im 16. Jahrhundert. Mit acht Provinzen und ca. 300 Klöstern war er einer der bedeutendsten Orden Europas. Heute leben in weltweit ungefähr 50 Klöstern etwa 500 Pauliner.

Wolfgang Terhörst
Redaktionsleiter
Abschied und Neubeginn
Die Brüder Samariter FLUHM werden gemeinsam am Magdalenafest, 22. Juli aus Altötting verabschiedet werden, die beiden Kapläne am 23. Juli in der Stiftspfarrkirche, am 29. Juli in St. Josef und am 30. Juli in Unterholzhausen.
Die Begrüßung der Pauliner ist geplant für Sonntag, 10. September, die der neuen Kapläne aus ihren Reihen am 17. September in der Stiftspfarrkirche, am 23. September in St. Josef und am 24. September in Mariä Heimsuchung.