Am Hochfest Patrona Bavariae am 1. Mai hat der Augsburger Bischof Bertram Meier gemeinsam mit Passaus Bischof Stefan Oster die Altöttinger Wallfahrtssaison offiziell eröffnet. In seiner Predigt in der St. Anna-Basilika warb Bischof Meier für eine „Große Marianische Koalition“.
„Mit Jesus fängt kein sorgenfreies Leben an“, stellte Bischof Meier in Bezug auf das Evangelium zur Hochzeit in Kana (Joh 2,1−12) fest. Er nehme uns die Lasten nicht ab, aber er helfe sie uns tragen. „Wenn unsere Möglichkeiten ausgeschöpft sind, steht Jesus bereit“, betonte er. So könnten „wir auf Gottes Wort vertrauen, dass unsere ‚wässrigen Halbheiten‘ sich wandeln in den Wein der Freude“. Gerade Heiligtümer wie Altötting könnten helfen, aus der „Lethargie des Alltags“ auszubrechen und „die heilende Nähe Gottes zu erfahren“. „Das ist schon was hier mit Orgel und Blasmusik in dieser voll besetzten Basilika zu singen und zu beten. Kompliment!“, freute sich Bischof Meier. Solisten, Kapellchor und Orchester unter Leitung von Stiftskapellmeister Stephan Thinnes sorgten mit der „Missa Autingensis in honorem Patrona Bavariae“ – eine Messe, die Karlmann Kanzler zu Ehren der Schwarzen Madonna komponiert hatte und die 2017 uraufgeführt wurde – für eine beeindruckende musikalische Gestaltung. Bischof Meier hatte zuvor in seiner Begrüßung erzählt, dass er bereits als Kind – er wuchs im oberbayerischen Kaufering auf – oft nach Altötting gepilgert war und in der Gnadenkapelle auch ministrieren durfte.
Festtag Patrona Bavariae in Altötting – Impressionen
Fotos: Roswitha Dorfner
Mit Bezug auf das diesjährige Wallfahrtsmotto – Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt!“ (Mt 28,20b) – sagte Bischof Meier: „Eure Wallfahrt ist mehr als ein frommer Brauch, es ist der Beginn einer Mission: Setzt euch in Bewegung! Seid missionarische Jüngerinnen und Jünger!“
Hierbei sprach er als „Kontrastprogramm“ auch die derzeitige Stimmung in der Kirche in Deutschland an: „Im Blick auf die innerkirchlichen Diskussionen kommt es mir vor, dass wir wie in ein Korsett eingezwängt und darin ‚gefangen‘ sind. Wir schnappen nach Luft, aber uns fehlt der frische Wind des Heiligen Geistes. Könnte es sein, dass wir die rechte Balance verloren haben zwischen Strukturreformen, die sicher auch nötig sind, und geistlicher Erneuerung, die aber absolute Priorität hat?“, fragte er. Bischof Meier betonte: „Es ist nicht unsere Kirche, sondern die Kirche Jesu Christi.“ Er warnte aber auch ausdrücklich davor, „sich aus der Welt einfach ‚ins Fromme‘ zurückzuziehen“. Stattdessen dankte er „allen, die heute gekommen sind, um die ‚Große Marianische Koalition‘ in Altötting öffentlich zu machen“. Diese „betreibt keine Kirchenpolitik, sondern trifft sich als Gemeinschaft derer, die auf Marias Jawort bauen und sich ihm anschließen“.
Festtag Patrona Bavariae in Altötting – Video von K-TV
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Am Ende seiner Predigt stellte Bischof Meier den hl. Bruder Konrad von Parzham als Vorbild vor: „Hören wir auf die Stimme des schweigsamen und darum so eindringlich rufenden Pförtners von Altötting und folgen wir ihr. Bruder Konrad war ein Freund Mariens“, sagte er und fügte hinzu: „Maria gibt uns den guten Rat: Was ER euch sagt, das tut! Mit diesem guten Rat dürfen wir die Zukunft wagen.“
Beim Empfang im Altöttinger Rathaus, wo sich Bischof Meier ins Goldene Buch der Stadt eintrug, dankte Bürgermeister Stephan Antwerpen für eine „einprägsame und bildhafte Predigt“; außerdem zitierte er Bischof Meier, der bei der Begrüßung angesichts der voll besetzten Basilika festgestellt hatte: „Die Kirche lebt hier in Altötting“. „Wir sind froh, dass sich der Kapellplatz nach der Pandemie nun wieder füllt“, sagte dazu der Bürgermeister und sprach u.a. die große Passauer Jugendfußwallfahrt an, die am Wochenende zuvor mit rund 7000 Teilnehmern in Altötting angekommen war. Ausdrücklich dankte er den vielen Helfern im Hintergrund, die diese und die vielen anderen Wallfahrten erst möglich machen. Bischof Meier wiederum betonte den „Dreiklang aus Kirche, Kommune und Kultur“. Auch in einer traditionsreichen Wallfahrtsstadt gebe es viele Kulturen, von denen nicht alle katholisch sind. Umso wichtiger sei es, dass Verantwortliche „versuchen diesen Dreiklang in Harmonie zum Klingen zu bringen“.
Die Predigt von Bischof Stefan Oster bei der Vesper zum Nachhören
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Zum feierlichen Gottesdienst hatte zuvor Kapuzinerpater Br. Marinus Parzinger mehrere Pilgergruppen, Vereine mit ihren Fahnenabordnungen sowie zahlreiche ZuschauerInnen auf K‑TV begrüßt; außerdem als Ehrengäste MdB Stephan Mayer, MdL und CSU-Generalsekretär Martin Huber, Landrat Erwin Schneider, Altöttings Bürgermeister Stephan Antwerpen und Stellvertreterin Christine Burghart, Alt-Bürgermeister Herbert Hofauer sowie den Bezirksammann aus der Partnerstadt Einsiedeln in der Schweiz, Franz Pirker. Während der Messe sandte Bischof Oster fünf ehrenamtliche Pilgerbetreuer aus, darunter Altöttings Diakon Gerold Hochdorfer. Nach dem Gottesdienst zog eine feierliche Prozession hinauf zur Gnadenkapelle. Nachmittags fand eine festliche Vesper in der Stiftspfarrkirche mit Bischof Oster statt, die von der Schola Autingensis musikalisch gestaltet wurde; abends eine erste Maiandacht in der Stiftspfarrkirche mit Stadtpfarrer Prälat Klaus Metzl, musikalisch gestaltet mit Orgel und Volksgesang der Altöttinger Hofmusik.
Michael Glaß
Readkteur