Weltkirche

Lächeln wir

Redaktion am 20.01.2025

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Franziskus‘ Leben und Denken auf knapp 400 Seiten: In seiner neuen Autobiografie erzählt der Papst emotional, detailreich und mitunter humorvoll Begebenheiten aus seinen 88 Lebensjahren. Der Autor unseres Editorials der Ausgabe 4-2025 hat das Buch mit einem Lächeln gelesen.

Unser Gott lächelt. Und wir soll­ten mit ihm lächeln“, schreibt unser Papst in sei­ner gera­de erschie­ne­nen Auto­bio­gra­fie. Nicht kichern, spot­ten, sich belus­ti­gen oder schal­lend lachen, son­dern lächeln. Mit Gott und auch über Gott, aber nur mit der Zunei­gung, die man einem Vater ent­ge­gen­bringt (…) und wie man mit Men­schen spielt und scherzt, die man liebt“. Denn die Hoff­nung sei ein fro­hes Kind“, eine unbe­sieg­ba­re, lachen­de Klei­ne“. Und eben jene Hoff­nung ist es, die uns prägt und um die wir uns küm­mern müs­sen (sie­he Zitat).

Mit dem Papst lächeln, das kann auch der Leser sei­ner Auto­bio­gra­fie Hof­fe“. Und das ist auf den ers­ten Blick durch­aus über­ra­schend, denn Fran­zis­kus beginnt sei­ne“ Geschich­te mit einem ver­hee­ren­den Schiffs­un­glück. Sei­ne Groß­el­tern und sein Vater hat­ten 1927 Fahr­kar­ten für die­se Über­fahrt von Genua nach Bue­nos Aires und hät­ten sie sie ein­ge­löst, dann hät­ten wir heu­te sehr wahr­schein­lich einen ande­ren Papst. Von Gött­li­cher Vor­se­hung“ spricht Fran­zis­kus, von der er gleich zu Beginn fest­stellt, dass er die­ser noch oft zu dan­ken hatte.

Wenn Barm­her­zig­keit der Name Got­tes ist, dann ist die Hoff­nung der Name, den er uns (Men­schen) gege­ben hat (…) Wir sind alle aus­er­wähl­te Kin­der, die für Gro­ßes geschaf­fen sind, für küh­ne Träume.”

Papst Franziskus in seiner gerade erschienenen Autobiografie „Hoffe“.

Ich habe eine dog­ma­ti­sche Gewiss­heit: Gott ist im Leben eines jeden Men­schen“, schreibt Fran­zis­kus an ande­rer Stel­le und man glaubt es ihm. Weil er gut erzäh­len kann: Von sei­ner gut behü­te­ten Kind­heit, von sei­ner Fami­lie, die ihm so viel bedeu­tet, von sei­ner Beru­fung, von sei­nen vie­len Weg­be­glei­tern, von sei­nen (klei­nen) Sün­den, von eini­gen Neu­ro­sen, derer er sich erfreut“ … Man glaubt es ihm vor allem aber auch des­halb, weil der Papst sei­ne Zuver­sicht auch dann nicht zu ver­lie­ren scheint, wenn er über all das Böse“ schreibt, das unse­re Welt eben auch prägt: über die Bes­tie Krieg“, über angst- und hass­erfüll­ten Popu­lis­mus, über starr­sin­ni­gen Fun­da­men­ta­lis­mus und Extre­mis­mus, über die Glo­ba­li­sie­rung der Gleich­gül­tig­keit“ gegen­über Migran­ten oder dem men­schen­ge­mach­ten Klimawandel …

Unser Papst ist über­zeugt, dass es Rezep­te gibt gegen all das Übel: Die Geschwis­ter­lich­keit ist stär­ker als der Bru­der­mord, der Frie­den stär­ker als der Krieg, die Hoff­nung stär­ker als der Tod“, schreibt er. Und er glaubt an die Zukunft, von der er fest über­zeugt ist, dass vor allem Chris­ten sie mit­ge­stal­ten müs­sen: Ihr könnt euch sicher sein: Die tie­fe­re, fröh­li­che­re, schö­ne­re Wirk­lich­keit wird für uns und für alle, die wir lie­ben, noch kom­men (…) Ver­liert nicht die­ses Hof­fen, das nicht besiegt wer­den kann.“

Ange­sichts der kri­sen­ge­schüt­tel­ten Welt, in der wir leben, ist es nicht so ein­fach, sich von der Hoff­nung die­ses Paps­tes anste­cken zu las­sen. Aber womög­lich ist eben dies tat­säch­lich gött­li­che Vor­se­hung“: Dass wir aus­ge­rech­net in einer Zeit, in der ein stück­wei­ser“ Drit­ter Welt­krieg droht, einen lebens- und hoff­nungs­fro­hen Papst haben; dass wir in einer Zeit, die zuneh­mend von humor­lo­sen Anfüh­rern“ geprägt wird, einen Papst haben, der auch über sich selbst lächeln kann. Einen Papst, der an der Sei­te der Armen“ steht, wäh­rend eini­ge weni­ge immer rei­cher wer­den; einen Papst, der anhand sei­ner per­sön­li­chen Geschich­te glaub­wür­dig erzäh­len kann, wie­so wir Men­schen­rech­te nicht ein­fach mal so ent­sor­gen soll­ten wie ein altes Smart­phone; einen Papst, der erklä­ren kann, wie­so demo­kra­ti­sche Teil­ha­be so wert­voll ist – im Gegen­satz zum Kom­men­tie­ren per Maus­klick und Tei­len von Vor­ur­tei­len in der eige­nen Fil­ter­bla­se; einen Papst, der moder­ne Tech­nik nutzt und schätzt, der aber in einer Zeit, in der Men­schen zuneh­mend im Inter­net Kon­tak­te knüp­fen, eine Kul­tur der Begeg­nung“ pre­digt und auch vor­lebt. Fran­zis­kus: Nicht ein­mal ein Papst kann das Heil allei­ne finden.“

Das Leben sei ein Aben­teu­er, schreibt Fran­zis­kus, und: Das wah­re per­sön­li­che Aben­teu­er beginnt im Her­zen. Am Ende zählt nur das.“ Und dass wir lächeln können.

Michael Glass

Michael Glaß

Redakteur

2025 01 20 pb alb cover papst autobiografie

Buch­tipp: Papst Fran­zis­kus: Hof­fe. Die Auto­bio­gra­fie (mit Car­lo Mus­so). Aus dem Ita­lie­ni­schen von Eli­sa­beth Liebl, Kösel-Ver­lag, 384 Sei­ten, 24 Euro. ISBN 9783466373536.

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