„Unser Gott lächelt. Und wir sollten mit ihm lächeln“, schreibt unser Papst in seiner gerade erschienenen Autobiografie. Nicht kichern, spotten, sich belustigen oder schallend lachen, sondern lächeln. Mit Gott und auch über Gott, aber nur „mit der Zuneigung, die man einem Vater entgegenbringt (…) und wie man mit Menschen spielt und scherzt, die man liebt“. Denn die Hoffnung sei „ein frohes Kind“, eine „unbesiegbare, lachende Kleine“. Und eben jene Hoffnung ist es, die uns prägt und um die wir uns kümmern müssen (siehe Zitat).
Mit dem Papst lächeln, das kann auch der Leser seiner Autobiografie „Hoffe“. Und das ist auf den ersten Blick durchaus überraschend, denn Franziskus beginnt „seine“ Geschichte mit einem verheerenden Schiffsunglück. Seine Großeltern und sein Vater hatten 1927 Fahrkarten für diese Überfahrt von Genua nach Buenos Aires und hätten sie sie eingelöst, dann hätten wir heute sehr wahrscheinlich einen anderen Papst. Von „Göttlicher Vorsehung“ spricht Franziskus, von der er gleich zu Beginn feststellt, dass er dieser noch oft zu danken hatte.
„Wenn Barmherzigkeit der Name Gottes ist, dann ist die Hoffnung der Name, den er uns (Menschen) gegeben hat (…) Wir sind alle auserwählte Kinder, die für Großes geschaffen sind, für kühne Träume.”
„Ich habe eine dogmatische Gewissheit: Gott ist im Leben eines jeden Menschen“, schreibt Franziskus an anderer Stelle und man glaubt es ihm. Weil er gut erzählen kann: Von seiner gut behüteten Kindheit, von seiner Familie, die ihm so viel bedeutet, von seiner Berufung, von seinen vielen Wegbegleitern, von seinen (kleinen) Sünden, von „einigen Neurosen, derer er sich erfreut“ … Man glaubt es ihm vor allem aber auch deshalb, weil der Papst seine Zuversicht auch dann nicht zu verlieren scheint, wenn er über all das „Böse“ schreibt, das unsere Welt eben auch prägt: über die „Bestie Krieg“, über angst- und hasserfüllten Populismus, über starrsinnigen Fundamentalismus und Extremismus, über die „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ gegenüber Migranten oder dem menschengemachten Klimawandel …
Unser Papst ist überzeugt, dass es Rezepte gibt gegen all das Übel: „Die Geschwisterlichkeit ist stärker als der Brudermord, der Frieden stärker als der Krieg, die Hoffnung stärker als der Tod“, schreibt er. Und er glaubt an die Zukunft, von der er fest überzeugt ist, dass vor allem Christen sie mitgestalten müssen: „Ihr könnt euch sicher sein: Die tiefere, fröhlichere, schönere Wirklichkeit wird für uns und für alle, die wir lieben, noch kommen (…) Verliert nicht dieses Hoffen, das nicht besiegt werden kann.“
Angesichts der krisengeschüttelten Welt, in der wir leben, ist es nicht so einfach, sich von der Hoffnung dieses Papstes anstecken zu lassen. Aber womöglich ist eben dies tatsächlich „göttliche Vorsehung“: Dass wir ausgerechnet in einer Zeit, in der ein „stückweiser“ Dritter Weltkrieg droht, einen lebens- und hoffnungsfrohen Papst haben; dass wir in einer Zeit, die zunehmend von humorlosen „Anführern“ geprägt wird, einen Papst haben, der auch über sich selbst lächeln kann. Einen Papst, der „an der Seite der Armen“ steht, während einige wenige immer reicher werden; einen Papst, der anhand seiner persönlichen Geschichte glaubwürdig erzählen kann, wieso wir Menschenrechte nicht einfach mal so entsorgen sollten wie ein altes Smartphone; einen Papst, der erklären kann, wieso demokratische Teilhabe so wertvoll ist – im Gegensatz zum Kommentieren per Mausklick und Teilen von Vorurteilen in der eigenen Filterblase; einen Papst, der moderne Technik nutzt und schätzt, der aber in einer Zeit, in der Menschen zunehmend im Internet Kontakte knüpfen, eine „Kultur der Begegnung“ predigt und auch vorlebt. Franziskus: „Nicht einmal ein Papst kann das Heil alleine finden.“
Das Leben sei ein Abenteuer, schreibt Franziskus, und: „Das wahre persönliche Abenteuer beginnt im Herzen. Am Ende zählt nur das.“ Und dass wir lächeln können.

Michael Glaß
Redakteur

Buchtipp: Papst Franziskus: Hoffe. Die Autobiografie (mit Carlo Musso). Aus dem Italienischen von Elisabeth Liebl, Kösel-Verlag, 384 Seiten, 24 Euro. ISBN 978−3−4663−7353−6.