Kirche vor Ort

Der Ton macht die Musik

Redaktion am 30.01.2023

2023 01 30 pb alb orgel gnadenkapelle1 Foto: Roswitha Dorfner
Fachwissen und Feingefühl erfordern Zerlegen, Reinigen, Zusammenfügen und Stimmen der Orgel in der Altöttinger Gnadenkapelle durch die Spezialisten Cosmas Fruth (r.) und Wolfgang Kasper.

Mit einiger Verspätung ist im Zuge der Generalsanierung nun auch die Orgel der Gnadenkapelle Altötting – ein Werk des berühmten Münchener Orgelbauers Franz Borgias Maerz – überholt worden.

Dass die beauf­trag­te Orgel­bau­fir­ma Eisen­barth aus Pas­sau erst Ende Janu­ar 2023 mit der Orgel­rei­ni­gung begin­nen konn­te, sieht Cos­mas Fruth (25), seit Dezem­ber 2022 Geschäfts­füh­rer der Fir­ma Eisen­barth im Nach­hin­ein jedoch als Glücks­fall: Drei Mona­te nach Wie­der­eröff­nung der Gna­den­ka­pel­le habe sich all­mäh­lich der Staub in der Luft gelegt, der durch die Restau­rie­rungs­ar­bei­ten ent­stan­den sei. Natür­lich ver­ur­sa­che der Ker­zen­ruß den Groß­teil der Ver­schmut­zung, aber man wol­le ja schließ­lich eine best­mög­li­che Arbeit lie­fern. Die Ton­qua­li­tät und ‑wie­der­ga­be wür­de jeden­falls unter ver­schmutz­ten Orgel­pfei­fen enorm lei­den. Das habe auch Alt­öt­tings Stifts­ka­pell­meis­ter Ste­phan Thin­nes seit län­ge­rem fest­ge­stellt und sicht­lich gestört.

Für Cos­mas Fruth ist ein Ent­stau­ben der Orgel­pfei­fen in der Gna­den­ka­pel­le alle zehn bis 15 Jah­re unum­gäng­lich. Dabei müs­sen die Orgel­pfei­fen, 429 an der Zahl, vom Orgel­ge­häu­se aus­ge­baut, mit einem Kom­pres­sor durch­ge­bla­sen und mit lau­war­mem Was­ser von außen gesäu­bert wer­den. Jede der Orgel­pfei­fen ist gestem­pelt und wird nach dem Rei­ni­gen sys­te­ma­tisch fein säu­ber­lich auf­ge­reiht. Da gibt es Orgel­pfei­fen in den ver­schie­dens­ten Grö­ßen, aus Holz oder Zinn-/Blei­le­gie­rung gefer­tigt, von 2,50 Metern Län­ge bis zur kleins­ten mit 17 Mil­li­me­tern klin­gen­der Län­ge“ – alle Orgel­pfei­fen ver­teilt auf acht Regis­ter. Und in jedem Regis­ter befin­den sich Pfei­fen glei­cher Bau­art mit glei­cher Klang­far­be, erklärt Orgel-Fach­mann Fruth. Der Haupt­teil der Orgel­pfei­fen ist aus einer Zinn-/Blei­le­gie­rung gefer­tigt, die Grund­re­gis­ter, Prin­zi­pa­le genannt, haben einen höhe­ren Zinn­an­teil, die Flö­ten­re­gis­ter einen höhe­ren Blei­an­teil. Eine Beson­der­heit der Kapell­or­gel ist auch der zur Orgel­grö­ße hohe Anteil an Streich­re­gis­tern, die die Klän­ge von Gei­gen, Cel­li etc. nachahmen.

Impressionen

Fach­wis­sen und Fein­ge­fühl erfor­dern Zer­le­gen, Rei­ni­gen, Zusam­men­fü­gen und Stim­men der Orgel in der Alt­öt­tin­ger Gna­den­ka­pel­le durch die Spe­zia­lis­ten Cos­mas Fruth und Wolf­gang Kas­per. Ganz rechts: beschä­dig­te Mem­bra­ne, die nun aus­ge­tauscht wurden.

Fotos: Ros­wi­tha Dorfner

Die Not­wen­dig­keit der aktu­el­len Rei­ni­gungs­maß­nah­me war augen­fäl­lig: das schwarz­ge­färb­te Putz­was­ser muss­te von Fruth und sei­nem Mit­ar­bei­ter Wolf­gang Kas­per (57) oft gewech­selt wer­den. Ent­staubt und gerei­nigt wur­den bei den Arbei­ten auch die Holz­ras­ter, in denen die Orgel­pfei­fen Halt fin­den. Bei der Über­ho­lung der Kapell­or­gel, einer pneu­ma­ti­schen Orgel, stell­ten die Exper­ten zudem fest, dass auch beschä­dig­te Mem­bra­nen aus Leder, die bei Tas­ten­druck für die Impuls-Wei­ter­ga­be zum Öff­nen der Ven­ti­le not­wen­dig sind, aus­ge­tauscht wer­den müssen. 

Nach dem Wie­der­ein­bau der gerei­nig­ten Orgel­pfei­fen und Über­ho­lung der Spiel­trak­tur stand noch eine wich­ti­ge Arbeit an: das Stim­men der Orgel auf die kor­rek­ten Töne. Dabei sei eine kon­stan­te Luft­tem­pe­ra­tur wich­tig, erklär­te Orgel­bau­er Fruth, denn aku­te Schwan­kun­gen wür­den zu einem Durch­ein­an­der“ (einer höhe­ren oder tie­fe­ren Ton­la­ge) füh­ren – und letzt­end­lich macht halt der Ton die Musik.

Text und Fotos: Ros­wi­tha Dorfner

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