
Sie kommen immer am Dienstag vor dem Pfingstwochenende an, sind drei/vier Tage unterwegs, marschieren zwischen 150 und 180 Kilometer und läuten die Pfingstwallfahrt in Altötting ein: Am 31. Mai kündigten die Altöttinger Kirchenglocken die Ankunft der 750 Teilnehmer an der traditionellen Oberpfälzer Fußwallfahrt an.
Für Altöttings Wallfahrtsrektor Prälat Dr. Klaus Metzl war es eine Selbstverständlichkeit, die Fußpilger persönlich vom Franziskushaus über die Neuöttinger Straße zum Kapellplatz und dann hinunter zur St. Anna-Basilika einzubegleiten – in der Gruppen-Reihenfolge Hemau, Beilngries, Günching und Daßwang – und als Hauptzelebrant dem Pilgergottesdienst vorzustehen. Ihm sei mitgeteilt worden, so Metzl, dass die Oberpfälzer Fußwallfahrt dieses Jahr wegen der „Corona-Nachwehen“ viel kleiner ausfallen würde. Doch angesichts der vollen Basilika müsse man sich die Frage stellen: „Was, wenn alle kommen? Es freut mich sehr, es ist wunderbar, so viele Fußwallfahrer hier zu sehen! Das zeigt, dass die Sehnsucht, nach Altötting zu pilgern, ungebrochen ist.“

In seiner Predigt sprach Prälat Metzl über Zukunftsängste angesichts der vielen schlechten Nachrichten weltweit. Er empfahl den Zuhörern: Die Gottesmutter Maria, der hl. Bruder Konrad und auch die hl. Therese von Lisieux, deren Reliquienschrein noch bis 31. Mai in der Altöttinger Basilika zu Gast war (siehe Ausgabe Nr. 23, S. 17), hätten uns vorgelebt, den „kleinen Weg der Dienste“ zu gehen, um heilig zu werden. Christus selber sei diesen Weg gegangen, Gottes Sohn habe sich klein gemacht, um Mensch zu werden, erinnerte er.
Oberpfälzer Wallfahrt – Impressionen

Die Hauptverantwortlichen der Oberpfälzer Fußwallfahrt blickten auf die vergangenen beiden „Corona-Jahre“ zurück. Zwar sei die Wallfahrt nie ausgefallen, da jedes Jahr eine kleine Gruppe stellvertretend für die vielen anderen kam. „Aber die Gemeinschaft hatte gefehlt“, resümierte Richard Bögerl, erster Pilgerleiter (Beingries) und Organisator der Oberpfälzer Fußwallfahrt. Jetzt endlich, da alle staatlichen Sicherheitsmaßregeln weggefallen sind, war es endlich wieder so weit. Zum gegenseitigen Schutz ließ Bögerl trotzdem an den Übernachtungsquartieren testen. Auch sonst habe sich viel verändert: Das Hauptproblem seien die Übernachtungsquartiere: „Die Alten hören auf, die Jungen haben meist kein Interesse eine Pilgerherberge weiterzuführen“, berichtete Bögerl. „Viele Gaststätten auf dem Weg nach Altötting haben schließen müssen.“ Auch das Interesse der Pilger habe nachgelassen. Dennoch zeigte sich Bögerl zuversichtlich: „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg“, sagte er.
Die Gottesdienste und die feierliche Maiandacht beim Gnadenbild in der Stiftspfarrkirche, außerdem die Lichterprozession und die Pilgerjubilars-Ehrung waren für die Oberpfälzer ein schönes Erlebnis. Einige Hartgesottene machten sich wieder zu Fuß auf den Weg in die Oberpfälzer Heimat.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner