Zehn Minuten haben gereicht, um am Nachmittag des 26. August die Gemeinde und das Kloster Benediktbeuern zu verwüsten. Fenster zerbarsten, Dächer wurden abgedeckt, Bäume entwurzelt. Wasser drang in die Gebäude ein. Störche, Rehe und andere Tiere starben. Menschen kamen wie durch ein Wunder nicht zu Schaden.
Fast jedes Dach ist mit türkisblauen oder weißen Planen geschützt. Baufahrzeuge säumen die Straßen. Auf dem Klostergelände sind zahlreiche Handwerker und Helfer im Einsatz. Dachziegeln werden zusammengekehrt und abtransportiert, Zimmer von letzten Scherben befreit. An den zunächst notdürftig mit Plastikplanen abgeklebten Fenstern werden Spanplatten angebracht.
Der Schock sitzt tief bei den Menschen im Kloster Benediktbeuern, bei den Ordensleuten, den Mitarbeitenden und den vielen jungen Menschen, die an diesem Ort lernen, leben oder an den vielfältigen Veranstaltungen teilnehmen. Zugleich ist die Kloster-Familie überwältigt von der einzigartigen Hilfsbereitschaft und dem Zusammenhalt, der im Kloster selbst und weit darüber hinaus zu spüren ist. Personen aus der Region und aus ganz Deutschland bieten telefonisch, per E‑Mail oder auf Social Media ihre Hilfe an, fragen nach Spendenmöglichkeiten oder möchten einfach ihre Sorgen oder ihr Mitgefühl zum Ausdruck bringen.
„Alle haben das gleiche Ziel im Blick, nämlich so schnell wie möglich alles dafür zu tun, dass hier wieder Gruppen in Empfang genommen werden können, dass das Wohnen wieder möglich wird“, erklärt Klosterdirektor Pater Heinz Menz, der erst Mitte August sein Amt angetreten hat und nun gleich, zusammen mit Einrichtungsleiter Franz Wasensteiner, als Krisenmanager tätig sein muss. Er wachse aufgrund der Situation und dank der internen und externen Hilfen sehr schnell in seine neuen Aufgaben hinein. „Ich merke, dass die Mitarbeitenden unwahrscheinlich aktiv sind und gewillt, das Ganze so zügig wie möglich wieder nach vorne zu bringen.“
Auch der Bürgermeister von Benediktbeuern Anton Ortlieb lobt den starken Zusammenhalt angesichts der Notlage. „Die Gemeinschaft zwischen Gemeinde und Kloster ist gut. Wir pflegen kontinuierlich einen intensiven Austausch miteinander. Dieser Zusammenhalt bewährt sich jetzt in der Krise.“ Dass das Zentrum für Umwelt und Kultur kurzfristig eine Kinderbetreuung für unwettergeschädigte Familien auf die Beine gestellt habe, sei ein Zeugnis davon, dass Dorf und Kloster zusammenstehen. Ortlieb ist sich sicher: „Miteinander werden wir es schaffen, die Situation zu meistern.“
„Die Gemeinschaft zwischen Gemeinde und Kloster ist gut. Miteinander werden wir es schaffen, die Situation zu meistern.”
Das Kloster Benediktbeuern, eine über 1.250 Jahre alte barocke Anlage, ist einer der touristischen Anziehungspunkte der Region und ein weithin bekanntes geistliches Zentrum. Seit 1930 nutzt die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos das ehemalige Benediktinerkloster für ihre Arbeit mit jungen Menschen. Unter anderem eine Jugendbildungsstätte, eine Jugendherberge, ein Zentrum für Umwelt und Kultur sowie eine Hochschule sind hier angesiedelt. Rund 20.000 Kinder und Jugendliche jährlich nehmen an Bildungsveranstaltungen oder sozialen Projekten teil.
Für die rund 150 Mitarbeitenden des Klosters und des Zentrums für Umwelt und Kultur (ZUK) ist seit dem Unwetter nichts mehr, wie es vorher war. Statt mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, Gästezimmer herzurichten oder Veranstaltungen zu organisieren, heißt es jetzt Scherben aufkehren und Fenster abkleben. Zahlreiche Büros und Zimmer sind unbenutzbar. Das Kloster und seine Einrichtungen sind geschlossen. Große Teile der Anlage können nicht oder nur mit Schutzhelm betreten werden.
Wie es weitergeht, ist noch nicht ganz klar. Die Aufräumarbeiten gehen voran. Die Schadensermittlung läuft. Bis das Kloster zum Normalbetrieb zurückkehren kann, wird es noch eine Weile dauern.
Doch zumindest ein Rumpfangebot an Jugendbildung soll so schnell wie möglich wieder stattfinden. „Der Schaden ist groß, aber es gibt Bereiche, die gerettet werden konnten“, sagt Provinzökonom P. Stefan Stöhr, der in der ersten Woche täglich vor Ort war und mitgeholfen hat, die anstehenden Aufgaben zu koordinieren. „Dort werden wir bald wieder unserem Kernauftrag, mit jungen Menschen zu arbeiten und sie ins Leben zu begleiten, nachkommen.“ Bald, das heißt, sobald die betreffenden Gebäude und Außenbereiche wieder sicher zugänglich und nutzbar sind.
Text: Christina Tangerding
Spenden für Benediktbeuern
Spenden für die Zukunft von Kloster und Zentrum für Umwelt und Kultur:
Salesianer Don Boscos – Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen, IBAN: DE38700543060190006700 – BIC: BYLADEM1WOR
Spendenzweck: Zukunft Kloster ZUK
Ein Online-Spendenformular ist unter dem folgenden Link hinterlegt: https://bit.ly/SpendeBenediktbeuern