Priester mit Herz und Stand

Werner Friedenberger am 13.12.2021

S13 Herzig PB Archivbild: Werner Friedenberger
95 Jahre: Prälat Hermann Herzig

Prälat Hermann Herzig (Passau) vollendet das 95. Lebensjahr. Er ist der letzte Priester des Bistums, der Krieg und Gefangenschaft erlebte.

Er ist der Letz­te. Unter den Pries­tern im Bis­tum Pas­sau gibt es nur noch einen, der in den Zwei­ten Welt­krieg zie­hen muss­te und in rus­si­sche Kriegs­ge­fan­gen­schaft geriet. In einem frü­he­ren Gespräch mit dem Pas­sau­er Bis­tums­blatt erzähl­te Prä­lat Her­mann Her­zig, was es bedeu­tet, Tag für Tag den Tod vor Augen zu haben – und wie er sich nach einem Weih­nach­ten daheim sehn­te. In die­sen Tagen voll­endet er das 95. Lebensjahr.

Für Dom­propst i. R. Her­mann Her­zig ist es ein Wun­der, dass er in Krieg und Gefan­gen­schaft mit dem Leben davon­ge­kom­men ist. Wie so vie­le sei­ner Gene­ra­ti­on muss­te auch er in den Krieg – 1943 von der Schul­bank weg. Ver­wen­dung: Luft­waf­fen­hel­fer. Sei­nen 18. Geburts­tag ver­brach­te Her­zig in einem rus­si­schen Kriegsgefangenenlager.

„„Uhr ist?!“ An die­se Wor­te erin­ner­te sich der Geist­li­che ein Leben lang sehr gut. Das hat ihn die rus­si­sche Sol­da­tes­ka gefragt, um ihm gleich dar­auf sei­ne Firm­uhr abzu­neh­men. Das Lager war eine Welt ohne Gott.”

Prälat Hermann Herzig

Ihre große bayerische Kirchenzeitung als Probe-Abo

Ihnen entgeht ein toller Beitrag!

Ohne die Ver­wen­dung von Coo­kies kann die­ser Bei­trag nicht ange­zeigt wer­den. Coo­kies sind klei­ne Datei­en, die von Ihrem Web­brow­ser gespei­chert wer­den, um Ihnen ein opti­ma­les Erleb­nis auf die­ser Web­site zu bieten.

Uhr ist?!“ An die­se Wor­te erin­ner­te sich der Geist­li­che ein Leben lang sehr gut. Das hat ihn die rus­si­sche Sol­da­tes­ka gefragt, um ihm gleich dar­auf sei­ne Firm­uhr abzu­neh­men. Das Lager war eine Welt ohne Gott.

Außer­halb aber, so Her­zig im dama­li­gen Bis­tums­blatt-Gespräch, erleb­te er Mensch­li­ches. Die rus­si­sche Zivil­be­völ­ke­rung, die sel­ber nichts hat­te, steck­te uns gele­gent­lich Kar­tof­feln und ein Stück Brot zu.“ Und das vor der his­to­ri­schen Tat­sa­che, dass die Sowjet­uni­on in dem von den Natio­nal­so­zia­lis­ten ent­fes­sel­ten Zwei­ten Welt­krieg die höchs­ten Ver­lus­te zu ver­zeich­nen hat­te: Rund zehn Mil­lio­nen Sol­da­ten der Roten Armee wur­den getö­tet oder star­ben in Kriegs­ge­fan­gen­schaft. Ins­ge­samt ver­lo­ren min­des­tens 24 Mil­lio­nen sowje­ti­sche Bür­ger ihr Leben. 

Mensch­li­ches im Unme­sch­li­chen erlebt.”

Prälat Hermann Herzig

Im Kriegs­ge­fan­ge­nen­la­ger hör­te der jun­ge Her­mann Her­zig jahr­aus, jahr­ein von sei­nen Wäch­tern die Wor­te Sko­ra damoi!“ – auf deutsch: Bald nach Hau­se!“ Erst im Novem­ber 1948 erfüll­te sich die­ses Versprechen.

Krieg und Gefan­gen­schaft – all das dort Gese­he­ne und Gehör­te ver­stärk­te in Her­mann Her­zig den Wunsch, in einer fried­li­che­ren Welt leben zu wol­len, Gott und den Men­schen zu die­nen. Als Pries­ter fand er Beruf und Beru­fung. Am 29. Juni 1954, im Jahr der gro­ßen Hoch­was­ser­flut, wur­de er im Pas­sau­er Ste­phans­dom zum Pries­ter geweiht. Als Stu­dent der Theo­lo­gie galt es nicht nur, im Hör­saal den Kopf anzu­stren­gen, son­dern auch mit Mus­kel­kraft anzu­pa­cken. So muss­ten die ange­hen­den Seel­sor­ger im Pries­ter­se­mi­nar flei­ßig hel­fen und Koh­len schau­feln, damit der Herd geheizt wer­den konn­te und es im Win­ter eine war­me Stu­be gab.

Als jun­ger Koope­ra­tor ging es dann von sei­ner Hei­mat Thur­mans­bang im Baye­ri­schen Wald nach Ober­bay­ern. In den Ruhe­stand ging er als Dom­propst Bischöf­li­cher Finanz­di­rek­tor, Dom­ka­pi­tu­lar, Dom­de­kan, Dom­propst: An Titeln man­gelt es nicht in der Bio­gra­phie von Prä­lat Her­mann Her­zig. Ein Kurs­kol­le­ge von ihm: Unser spä­te­rer Bischof Franz Xaver Eder (1925 bis 2013). So lan­ge es ging, zele­brier­te der Prä­lat noch im Dom St. Ste­phan und bei den Maria Ward-Schwes­tern in Pas­sau. Er ist Seel­sor­ger geblie­ben – ein Leben lang. 

Vita

Gebo­ren 15. Dezem­ber 1926 in Thur­mans­bang
In Krieg und rus­si­scher Gefan­gen­schaft 1944 bis 1948
Pries­ter­wei­he 29. Juni 1954
Koope­ra­tor in Rei­schach 1954
Koope­ra­tor in Neuöt­ting 1956
Pfar­rer in Burg­kir­chen an der Alz 1965 bis 1982
Dom­ka­pi­tu­lar in Pas­sau 1982
Bischöf­li­cher Finanz­di­rek­tor 1983 bis 1996
Dom­de­kan 1988
Dom­propst 1990, i. R. 1997

Weitere Nachrichten

2025 04 27 pb alb aufmacher ausgabe 18 2025
Weltkirche
28.04.2025

Er lebt weiter in den Herzen der Menschen

Die Welt verneigt sich vor einem zutiefst menschlichen Papst. Auch der Autor des Editorials der aktuellen…

2025 04 27 pb alb bruder konradfest1
Kirche vor Ort
28.04.2025

„Wir alle sind Pilger der Hoffnung“

Am 26. und 27. April haben die Altöttinger Kapuziner das Bruder Konradfest gefeiert. Bruder Thomas M. Schied…

2025 04 25 pb alb kloster thyrnau
Bistum
28.04.2025

„Ein Denkmal mit Seele“

Über 600.000 Euro für Instandsetzung des Klosters Thyrnau: MdL Heisl freut sich über Fördermittel für…

2025 04 25 pb alb ering wallfahrt mit taeuflingen
Wallfahrt
25.04.2025

Kleine Pilger der Hoffnung

Ganz im Zeichen von Glaube, Gemeinschaft und dem bewussten Unterwegssein stand eine Pilgerwanderung im…