Wallfahrt

„Der Himmel beginnt am Boden“

Redaktion am 16.08.2022

2022 08 15 pb alb altoetting mariae himmelfahrt aufmacher Foto: Roswitha Dorfner
Mariä Himmelfahrt Altötting 2022: Wallfahrtsrektor Prälat Klaus Metzl mit dem Gnadenbild; dahinter Bischof Stefan Oster.

Rund 3000 Menschen haben am Vorabend zum Festtag Mariä Himmelfahrt am 15. August in Altötting an Gottesdienst und Lichterprozession teilgenommen. An die 2000 Besucher waren es auch am Festtag selbst bei der Pontifikalmesse in der St. Anna-Basilika mit Bischof Stefan Oster.

Der Him­mel beginnt am Boden“, beton­te Alt­öt­tings Wall­fahrts­rek­tor Prä­lat Klaus Metzl in sei­ner Pre­digt am 14. August in der Basi­li­ka. So als woll­ten sie die­se Aus­sa­ge bestä­ti­gen, waren an die­sem Abend zahl­rei­che Gläu­bi­ge gekom­men – eini­ge Hun­dert mehr als zuletzt vor der Coro­na-Pan­de­mie im Jahr 2019. Die gro­ße Reso­nanz mag am som­mer­li­chen Wet­ter und somit idea­len Bedin­gun­gen für die gro­ße Lich­ter­pro­zes­si­on am Kapell­platz gele­gen haben; sicher­lich auch dar­an, dass nach drei Jah­ren wie­der ganz ohne Beschrän­kun­gen gefei­ert wer­den konnte.

2022 08 15 pb alb altoetting mariae himmelfahrt metzl mit gnadenbild Foto: Roswitha Dorfner
Mariä Himmelfahrt Altötting 2022: Altöttings Wallfahrtsrektor Prälat Klaus Metzl mit dem Gnadenbild.

Viel­leicht lag die gro­ße Reso­nanz aber auch an der Sehn­sucht nach Ruhe und Frie­den in einer Welt, die zuse­hens aus den Fugen gerät“, die Prä­lat Metzl ein­gangs sei­ner Pre­digt ansprach. Dabei ver­wies Metzl auf den Krieg in der Ukrai­ne, auf Men­schen auf der Flucht, auf die Zer­stö­rung von Got­tes Schöp­fung“, auf den (Macht-)Missbrauch in der Kir­che, der vie­le Men­schen – gera­de auch Kin­der und Jugend­li­che – unheil­bar ver­letzt und zer­stört hat“, auf die Glau­bens­kri­se, auf die Unei­nig­keit in der Kir­che, auf den Rück­gang kirch­li­cher Beru­fun­gen… Alle­samt kei­ne Punk­te, die Hoff­nung geben oder gar Freu­de aus­lö­sen, den­noch leg­te Metzl in sei­ner Pre­digt auch dar­auf sei­nen Fokus: Vol­ler Freu­de haben wir uns heu­te Abend hier bei der Mut­ter, Unse­rer Lie­ben Frau von Alt­öt­ting, ver­sam­melt, weil wir – wie Papst Bene­dikt XVI. bei sei­nem Besuch am Gna­den­ort gesagt hat – bei der Mut­ter zu Hau­se sind.“ Und: Der Him­mel beginnt am Boden, weil Got­tes Wort in Maria Mensch gewor­den ist und damit Boden unter den Füßen gewon­nen hat.“ Wer Jesus Chris­tus begeg­ne, der habe schon den Him­mel berührt“.

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Mariä Himmelfahrt Altötting 2022: Bischof Stefan Oster bei der Predigt.

Ähn­lich drück­te es auch Pas­saus Bischof Oster in sei­ner Pre­digt am Fest­tag selbst aus: Die Mut­ter­got­tes ist in gewis­ser Wei­se der Him­mel auf Erden – des­halb ist der Him­mel auch nahe bei uns.“

Auch Bischof Oster sprach zunächst in sei­ner Pre­digt über schwie­ri­ge The­men ins­be­son­de­re für die Kir­che: mit Blick auf die poli­ti­sche Dis­kus­si­on über die Kir­che sowie auf oft­mals berech­tig­te“ Berich­te über Skan­da­le und (Macht-)Missbrauch in der Kir­che kön­ne der Ein­druck ent­ste­hen, die Kir­che lie­ge in ihren letz­ten Zuckun­gen“. Oster kri­ti­sier­te einen zuneh­men­den Mate­ria­lis­mus und Indi­vi­dua­lis­mus, eso­te­ri­sche Trends und Ver­schwö­rungs­theo­rien, vor allem aber mensch­li­ches Macht­stre­ben, das eine von Gott gege­be­ne Ord­nung“ außer Acht las­se. Hier­bei beton­te Oster aus­drück­lich kirch­li­che For­de­run­gen nach einem Schutz des mensch­li­chen Lebens vom Anfang bis zum Ende“, außer­dem den Schutz der (klas­si­schen) Familie.

Mariä Himmelfahrt in Altötting – Impressionen

Bischof Oster leg­te schließ­lich sei­nen Fokus auf die Freu­de am Glau­ben: Die Freu­de ist das gigan­ti­sche Geheim­nis des Chris­ten“, zitier­te er gleich drei­mal den eng­li­schen Schrift­stel­ler Gil­bert Keith Ches­ter­ton (18741936). Zwar kön­ne das End­li­che“, das Stre­ben im Dies­seits letzt­lich nicht glück­lich machen, es gel­te aber auch umge­kehrt: Es gibt kei­ne Situa­ti­on im Leben, die so schlimm sein könn­te, dass dar­in nicht ein Raum für Freu­de sein könn­te“, sag­te er mit Ver­weis auf Pau­lus (Phil 4,46). Mit Blick auf das Tages­evan­ge­li­um (Lk 1,3956) und das dar­in ent­hal­te­ne Lob­lied Mari­ens (Magni­fi­cat) erklär­te der Bischof: Wenn wir Zeug­nis geben, was uns mit Freu­de erfüllt, dann ist die Kir­che nie in ihren letz­ten Zuckungen.“

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Mariä Himmelfahrt Altötting 2022: Lichterprozession am Vorabend.

Zu Beginn des Pon­ti­fi­kal­got­tes­diens­tes, den Kapell­chor und Orches­ter unter der Lei­tung von Stifts­ka­pell­meis­ter Ste­phan Thin­nes mit Joseph Gabri­el Rhein­ber­gers Mes­se in C‑Dur beein­dru­ckend gestal­te­ten, hat­te der stell­ver­tre­ten­de Wall­fahrts­rek­tor Kapu­zi­ner­pa­ter Mari­nus Par­zin­ger die zahl­rei­chen Besu­cher begrüßt, dar­un­ter eini­ge Wall­fahrts­grup­pen und Fah­nen­ab­ord­nun­gen sowie zahl­rei­che Pries­ter und Dia­ko­ne – unter den Kon­ze­le­bran­ten war heu­er u.a. sogar ein wei­te­rer Bischof: Hein­rich Tim­me­re­vers aus dem Bis­tum Dres­den-Mei­ßen. Außer­dem begrüß­te Br. Mari­nus Gäs­te aus der Poli­tik, dar­un­ter Innen­mi­nis­ter Joa­chim Herr­mann, MdB Ste­phan May­er, MdL Mar­tin Huber, Alt­öt­tings Bür­ger­meis­ter Ste­phan Ant­wer­pen, 2. Bür­ger­meis­te­rin Chris­ti­ne Burg­hart sowie eini­ge Stadträte.

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Mariä Himmelfahrt Altötting 2022: Bischof Heinrich Timmerevers aus dem Bistum Dresden-Meißen.

Die Fest­mes­se am Vor­abend war mit Orgel und von der Alt­öt­tin­ger Hof­mu­sik musi­ka­lisch gestal­tet wor­den. Zuvor hat­te ein Rosen­kranz am Gna­den­al­tar in der Stift­s­pfarr­kir­che statt­ge­fun­den, ehe das Gna­den­bild fei­er­lich in die St. Anna Basi­li­ka über­tra­gen wur­de. Nach dem Got­tes­dienst mit Bischof Oster am Fest­tag selbst wur­de das Gna­den­bild wie­der fei­er­lich zurück über­tra­gen. Nach­mit­tags fand in der Stift­s­pfarr­kir­che mit Stadt­pfar­rer und Wall­fahrts­rek­tor Metzl eine Mari­en­ves­per mit anschlie­ßen­dem Ave am Gna­den­al­tar statt; für die musi­ka­li­sche Gestal­tung sorg­te die Scho­la Autin­gen­sis. Die bei­den Fest­got­tes­diens­te wur­den auch für die Zuschau­er und Zuhö­rer zuhau­se via K‑TV und Radio Horeb übertragen.

Fotos: Ros­wi­tha Dorfner

Michael Glass

Michael Glaß

Redakteur

Die Predigt von Bischof Stefan Oster zum Nachhören

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