
Mehr Resonanz erzeugen: Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) zeigen bei „Weltenburger Gesprächen“ Wege auf, um den Glauben noch stärker erlebbar zu machen.
Ob Caritas, kirchliche Schulen, Religionsunterricht, Tourismus oder Kirchenmusik – die katholische Kirche hat enorm viele Kontaktpunkte zu ihren Angeboten und zu ihrer Geschichte. Viele Menschen, die damit in Berührung kommen, haben einen sehr positiven Eindruck. Dennoch: Die Akzeptanz für Glaube, für die katholische Kirche sinkt weiter. Warum ist das so? Diese Frage beschäftigte den Verband „Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV)“ bei den „Weltenburger Gesprächen“, die erstmals nach Corona wieder aufgenommen worden sind.
Weltenburg ist ein Kraftort, wie der Passauer KKV-Landesvorsitzende Georg Steiner betonte. Und Abt Thomas Freihart OSB stellt fest, dass gerade ein Benediktinerkloster, das mehr als tausend Jahre Kontinuität aufweise, ein Beweis für Stärke und Zuversicht im Glauben sei. Trotzdem müsse man sich immer wieder die Frage stellen, wie auch durch benediktinische Gastfreundschaft Glaube so vermittelt werden kann, dass religiöse Stätten wie Klöster und Kirchen nicht nur Kulisse seien.
Sebastian Frankenberger, Präsident des Weltverbandes der Fremdenführer, stellte fest, dass sich die Guides gerade an kirchlichen Orten mehr mit dem Glauben und mit religiöser Tradition identifizieren müssten. „Resonanz kann nicht entstehen, wenn die Vermittler die tiefere Botschaft von Religion nicht mehr verstehen, sie nur auf kunsthistorische Daten reduzieren.“ Ähnlich äußerte sich auch der langjährige Domkapellmeister von Regensburg, Roland Büchner. Für die Regensburger Domspatzen sei es ihm immer wichtig gewesen, dass man mittels eines eigenen Gesangstheologen die Kinder mit der Welt der Choräle und der Texte dieser Musik vertraut mache. Man höre es, so Büchner, ob jene, die da singen, auch wissen, was sie singen, und dazu eine Beziehung aufgebaut haben.
„Resonanz kann nicht entstehen, wenn die Vermittler die tiefere Botschaft von Religion nicht mehr verstehen, sie nur auf kunsthistorische Daten reduzieren.”
Wenn Begegnungen mit Kirche eine größere Resonanz erzielen sollen, so eine wichtige Erkenntnis der Weltenburger Gespräche, dann muss es um mehr Authentizität gehen, dann muss etwas zum Schwingen gebracht werden. Damit beschäftigte sich auch Prof. Dr. Hans Mendl, der an der Universität Passau den Lehrstuhl für Religionspädagogik innehat. Er stellte den Religionsunterricht in den schwierigen Kontext des schulischen Unterrichts und plädierte für einen dialogischen Religionsunterricht für alle. Nur wenn die Kinder Glauben und Kirche erleben können, dann kann auch der Funke überspringen. Die Kirche muss aber auch pluralitätsfähig sein. Die klassischen Lehrpläne seien eher hinderlich, so Mendl, um den Religionsunterricht zur vollen Entfaltung zu bringen.
Kirchliche Schulen sind Perlen des kirchlichen Bildungsauftrages, so der Leiter der Gisela-Realschulen in Passau, Dr. Markus Eberhardt. Die Fokussierung auf Mädchen sowie die Möglichkeiten, dass die Schule an vielen Modellprojekten teilnehmen kann, mache Niedernburg besonders attraktiv. Zudem sei es ihm wichtig, dass die Schule nicht aussortiert, sondern dass sie die unterschiedlichen Fähigkeiten und Stärken der Kinder auch über die Noten hinaus anerkennt und die Kinder individuell gefördert werden können. So kann man sich als kirchlicher Bildungsträger gegen einen Zeitgeist profilieren, der alles messbar und kommerzialisierbar machen möchte, so Dr. Eberhardt.
Wolfgang Duschl, Pressesprecher des Caritas-Verbandes der Diözese Passau, stellte fest, dass Caritas den Kernbereich der Kirche ausmache. Ob Kindergarten oder Pflegeheim, Beratungsangebote in schwierigen Situationen – all das mache die Caritas zur wahren Kirche. Duschl stellte besonders heraus, welcher Spirit die Caritas-Mitarbeiter präge. Sie wissen sehr wohl, dass die Caritas aus kirchlichem Engagement heraus entstanden ist, davon getragen wird und demzufolge die Arbeit weit über eine professionelle Dienstleistung hinaus gehen muss. Es gehe um Hilfe, um Menschen, um Barmherzigkeit, die spürbar bleiben muss.
Die Referenten der Weltenburger Gespräche vermittelten ihre Arbeit und ihr Engagement mit großer Begeisterung, die stolz machte auf Glauben und Kirche. Dazu möchte auch der KKV beitragen. Die vielen Angebote, ob sozial, schulisch, kulturell oder touristisch, seien ein Schlüsssel, um Menschen für den Glauben zu begeistern. Resonanz brauche Narrative und Erlebnisse, die mehr als Dienstleistung sein müssen, so Georg Steiner. Die Weltenburger Gespräche des KKV haben gezeigt, wie Präsentationen wirken können und wie zusätzliche sinnliche Erlebnisse, ob Orgelkonzert, Erläuterungen zu kirchenmusikalischen Darbietungen, aber auch Kulinarik und Pflege religiöser Rituale wie das Chorgebet der Menschen oder auch ein Tischgebet wichtig sind, um Glauben zu spüren und neu zu erleben. Glaube erscheint heutzutage als letztes Abenteuer in einer entzauberten Welt, wie es der Journalist Tobias Haberl in seinem Buch „Unter Heiden“ ausdrückte. Es gehe um Resonanzräume, um Resonanzerlebnisse, wie es KKV-Landesvorsitzender Georg Steiner ausdrückte.
Text: red