Bistum

Aus Zuflucht wird Heimat

Redaktion am 16.10.2020

Gruppenbild Norbert Sterl

Seit über 118 Jahren ist das Kloster Thyrnau mit seinen Schwestern der kulturelle und liebenswerte Mittelpunkt in der Thyrnauer Hofmark. Die Wurzeln dieses Klosters wurden aber bereits im Jahr 1245 gelegt, also vor 775 Jahren. Ein guter Grund zum Feiern.

Thyr­n­au. Ein­ge­läu­tet wur­de die­ses Jubi­lä­um mit einem Pon­ti­fi­kal­got­tes­dienst in der Klos­ter­kir­che mit Abt­prä­ses Vin­zenz Wohl­wend OCist von der Abtei Wet­tin­gen-Mehrau. Kon­ze­le­bran­ten waren Abt Andre­as Ran­ge OCist von der Abtei Mari­en­statt sowie Pfar­rer i.R. Gün­ther Sondorfer.

„„Die Son­ne strahlt heu­te wie ein Regen­bo­gen nach einem Regen­schau­er aus unse­ren Her­zen, weil wir Gott dank­bar sind, dass wir heu­te die­ses gro­ße Jubi­lä­um fei­ern können.“”

Abtpräses Vinzenz Wohlwend
Kloster Thyrnau 775 Jahre Gottesdienst Franz Stangl

Abt Andre­as Ran­ge erin­ner­te in sei­ner Pre­digt an die sehr beweg­te Geschich­te des Klos­ters Rat­hau­sen-Thyr­n­au und sei­ner Schwes­tern, die nach mehr­ma­li­ger Ver­trei­bung 1902 im ehe­ma­li­gen Jagd­schloss Thyr­n­au end­lich eine blei­ben­de Hei­mat gefun­den haben. In die­sem Klos­ter ver­geht kein Tag, in dem Chris­tus nicht ange­spro­chen und geprie­sen wird, damit leben die Schwes­tern ein bei­spiel­los christ­li­ches Leben“, lob­te der Prediger.

Ein treu­er Beglei­ter durch die­se beweg­ten Jahr­hun­der­te des Klos­ters, so der Abt wei­ter, sei das Rat­hau­ser Kreuz“ aus der Zeit um 1280, das all die Wir­run­gen und Wan­de­run­gen des Klos­ters treu beglei­te­te und das, so erzähl­te Mut­ter Äbtis­sin Mecht­hild Ber­nart spä­ter den Gäs­ten, eigens für die­ses Fest erst­mals in der Geschich­te des Klos­ters aus der Klau­sur genom­men und in der Klos­ter­kir­che auf­ge­stellt wurde.

Den Rah­men die­ses Got­tes­diens­tes nutz­te die Äbtis­sin auch, um den Unter­neh­mer Prof. Dr. Claus Hipp als Fami­lia­ren, also als Lai­en­mit­glied, in der Klos­ter­ge­mein­schaft der Thyr­nau­er Abtei St. Josef auf­zu­neh­men. Als Begrün­dung dafür erin­ner­te sie dar­an, dass mit dem Minis­te­ria­len Petrus Schny­der ein Vor­fah­re der Fami­lie Hipp mit dem Kauf und der Schen­kung eines Land­stü­ckes in der Schweiz den Grund­stein für die­ses Klos­ter gelegt habe. Hipp beton­te, dass er sich mit die­ser Auf­nah­me als Fami­lia­re sehr geehrt füh­le. Ich hof­fe, dass wir noch vie­le Gele­gen­hei­ten haben, die­se ganz beson­de­re Ver­bin­dung zu hegen und zu pfle­gen“, wünsch­te er sich.

Wege ent­ste­hen dadurch, dass man sie geht. Die Zis­ter­zi­en­se­rin­nen des Klos­ters Rat­hau­sen-Thyr­n­au sind über die beweg­ten Jahr­hun­der­te hin­weg immer mit viel got­tes­fürch­ti­ger Zuver­sicht einen sehr lan­gen Weg gegan­gen, bis sie heu­te die­ses Jubi­lä­um fei­ern kön­nen“, stell­te bei der Fei­er im Pfor­ten­hof des Klos­ters Pius Ber­net fest, der Direk­tor einer Kan­to­na­len Sozi­al­in­sti­tu­ti­on in der Schweiz, zu der auch das Klos­ter in Rat­hau­sen gehört. Noch immer ist in Rat­hau­sen der Spi­rit der Zis­ter­zi­en­se­rin­nen spürbar.”

Rathauser Kreuz Franz Stangl

Wir im Pas­sau­er Land sehen die Zis­ter­zi­en­se­rin­nen-Abtei Thyr­n­au als einen unver­zicht­ba­ren kul­tu­rel­len und geist­li­chen Eck­pfei­ler unse­rer Iden­ti­tät, damit prägt und formt die­ses Klos­ter das geis­ti­ge Leben bis heu­te“, stell­te Land­rat Rai­mund Knei­din­ger in sei­nem Gruß­wort fest. Die Para­men­ten- und Fah­nen­werk­statt des Klos­ters sei ein Aus­hän­ge­schild des Kunst­hand­werks im Land­kreis Passau.

Nor­bert Sterl ging im Fest­vor­trag auf die beweg­te und wech­sel­vol­le Geschich­te des Klos­ters Rat­hau­sen-Thyr­n­au ein. 1902 war das Geburts­jahr für den Stand­ort Thyr­n­au. Am 12. März bezog Äbtis­sin M. Julia­na Füg­lis­ter mit fünf Mit­schwes­tern das Schloss. Die­sen Tag leg­ten die Schwes­tern als Grün­dungs­da­tum des Klos­ters fest. Im Sep­tem­ber 1902 war der Kon­vent in Thyr­n­au mit 20 Chor­frau­en und 12 Lai­en­schwes­tern wie­der voll­zäh­lig ver­sam­melt“, so run­de­te Nor­bert Sterl schließ­lich die wech­sel­vol­le Geschich­te die­ses Klos­ters ab. Mit enor­mem Fleiß bau­ten die Schwes­tern in den Fol­ge­jah­ren das Schloss aus und errich­te­ten auch eine neu­ba­ro­cke Klosterkirche.

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Bei allen Bau­maß­nah­men ach­te­ten die Schwes­tern auf die not­wen­di­gen Abgren­zun­gen zur Ein­hal­tung der Klau­sur im Klos­ter mit dem Ziel, auch bau­lich die Vor­aus­set­zun­gen zu schaf­fen, um wie­der Abtei wer­den zu kön­nen“, erzähl­te Nor­bert Sterl. 1925 sei schließ­lich die Anglie­de­rung an die Meh­rerau­er Kon­gre­ga­ti­on‘, dem Zusam­men­schluss selbst­stän­di­ger Klös­ter des Zis­ter­zi­en­ser­or­dens, gelun­gen und damit die Erhe­bung zur Abtei.

Nach einer pro­spe­rie­ren­den Ent­wick­lung brach­te der Zwei­te Welt­krieg wie­der ein­schnei­den­de Ver­än­de­run­gen im klös­ter­li­chen Leben. Ab 1941 sei die Abtei ver­pflich­tet wor­den, Wehr­machts­ab­zei­chen zu sti­cken und Tau­sen­de von Socken aus­zu­bes­sern, von 1942 bis 1944 sei­en die Schwes­tern zu Kran­ken­pfle­ge­diens­ten in Laza­ret­ten und Kran­ken­häu­sern her­an­ge­zo­gen wor­den. Bereits wäh­rend des Krie­ges hat­ten immer wie­der Fami­li­en auf der Flucht aus zer­bomb­ten Städ­ten Unter­kunft im Klos­ter Thyr­n­au gesucht, zu Kriegs­en­de sei­en es zeit­wei­se bis zu 100 Per­so­nen gewesen.

Nach dem Krieg nah­men die Schwes­tern auf der Grund­la­ge einer gesi­cher­ten Exis­tenz der Abtei in Thyr­n­au die Bau­ar­bei­ten zur Instand­set­zung und zum wei­te­ren Aus­bau der Klos­ter­an­la­ge wie­der auf. Sterl dank­te in dem Zusam­men­hang für alle staat­li­chen, kirch­li­chen, kom­mu­na­len und pri­va­ten Zuwen­dun­gen sowie Spen­den­ak­tio­nen, die die jüngst durch­ge­führ­ten umfang­rei­chen Sanie­rungs­ar­bei­ten an den Klos­ter­ge­bäu­den erst mög­lich gemacht hätten.

Ihre Klos­ter­an­la­ge als außer­ge­wöhn­li­ches, denk­mal­ge­schütz­tes Bau­denk­mal zu erhal­ten, bleibt für die Thyr­nau­er Klos­ter­frau­en, die im Jahr 2020 unter der Lei­tung von Äbtis­sin Dr. M. Mecht­hild Ber­nart der­zeit zehn Schwes­tern zäh­len, auch in Zukunft eine Dau­er­auf­ga­be, getreu der bene­dik­t­i­ni­schen Regel: ora et labo­ra“ (bete und arbeite).

Bericht und Fotos: Franz Stangl

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