
Die Thyrnauer Abtei St. Josef kann in diesem Jahr gleich drei Jubiläen begehen. Die Schwestern begrüßten jetzt bei einer großen Jubiläumsfeier eine große Schar von Ehrengästen.
100. Jubiläum der Übertragung aller Privilegien der Abtei Rathausen auf das Priorat Thyrnau, 70 Jahre Inkorporation, das heißt Eingliederung in den Zisterzienserorden, und die Gründung der Abtei vor 780 Jahren – das waren die Eckdaten für die Feierlichkeiten. Und so ganz nebenbei konnte nach der Erneuerung der stark verwitterten Portalvasen aus Sandstein auch noch der Abschluss der Portalsanierung gefeiert werden.
Eingeläutet wurde diese Jubiläumsfeier mit einem Festgottesdienst in der gut besuchten Klosterkirche mit dem Hauptzelebranten Abtpräses Vinzenz Wohlwend aus der Abtei Wettingen-Mehrerau im österreichischen Bregenz und seinem Konzelebranten Abt Nikolaus aus der oberösterreichischen Abtei Schlierbach sowie mit einer ganzen Reihe von Geistlichen im und außer Dienst, darunter auch aus dem Bistum Dompropst Dr. Michael Bär.

„Die gefeierten Jubiläen sind über die vielen Jahre hinweg auch ein großer Beleg dafür, dass ihr die Inhalte unseres Glaubens beispielgebend und in tiefer Liebe zu Gott immer wieder weitergetragen habt bis in unsere Zeit“, lobte Abtpräses Vinzenz Wohlwend die Thyrnauer Schwestern in seiner Predigt. Musikalisch umrahmt wurde dieser Gottesdient von Simon Sterl an der Orgel sowie von seiner Frau Veronika Sterl mit Gesang und von Bettina Kreutzer ebenfalls mit Gesang und Flöte.
Beim anschließenden Festakt, den Holm Haschker mit seinem Saxofon musikalisch umrahmte, konnte Äbtissin Dr. Mechthild Bernart neben den beiden Äbten und der Schar der konzelebrierenden Geistlichen beim vorausgegangenen Festgottesdienst auch eine Reihe von Mitschwestern aus der Abtei Seligenthal und Mitbrüder aus der Abtei Hohenfurth und viele Ehrengäste begrüßen. In seinem kurzen Grußwort erinnerte Dompropst Dr. Michael Bär an viele Begegnungen mit den Thyrnauer Schwestern. Er bezeichnete das Kloster Thyrnau als „wahres Schmuckstück im Vorwald“. Sein Dank galt vor allem dem Familiaren Norbert Sterl, der sich die letzten Jahre bei den vielen und auch aufwendigen Bau- und Renovierungsmaßnahmen baufachlich immer wieder ehrenamtlich im hohen Maße engagiert habe.
Die Grüße des Landkreises überbrachte MdB Hans Koller als Vize-Landrat und auch in seiner weiteren Funktion als Thyrnauer Gemeinderat. Er erinnerte daran, dass die Gemeinde Thyrnau bei der großen Ortskernsanierung großes Augenmerk darauf gerichtet habe, dass das Kloster Thyrnau in eine gebührende Blickachse komme. Im Namen des begleitenden 2. Bürgermeisters Andreas Zeilberger überreichte er der Äbtissin schließlich noch eine Geldspende der Gemeinde für noch bevorstehende Sanierungsmaßnahmen.

Abgerundet wurde diese Feier schließlich noch von einem Festvortrag von Pater Dr. Michael Kaufmann OSB, dem Archivar der Benediktinerabtei Metten, in dem dieser sehr ausführlich und höchst wissenschaftlich fundiert auf die beiden Jubiläumsgründe „100 Jahre Abteirechte Thyrnau“ und „70 Jahre Inkorporierung“ einging. Dabei erinnerte er aus der Geschichte der Abtei Rathausen-Thyrnau im Kern daran, dass die Zisterzienserinnenabtei St. Josef in Thyrnau ihren Ursprung in der schweizerischen Zisterzienserinnenabtei Rathausen bei Luzern hatte. Dieses Kloster Rathausen war 1245 gegründet und nach über 600 Jahren 1848 durch den großen Rat von Luzern aufgehoben worden. 1876 mussten die Schwestern, nachdem sie des Landes verwiesen worden waren, die Schweiz und später auch ihre nächste Niederlassung in Vezélise bei Nancy in Frankreich verlassen. Sie fanden schließlich 1902 in dem ehemaligen fürstbischöflichen Jagdschloss in Thyrnau eine neue Heimat. Das Kloster wurde hier dem Bischof unterstellt und durfte nur als Priorat gegründet werden. Die feierliche Erhebung zur Abtei erfolgte dann 1925, also vor diesen 100 Jahren, weitere 30 Jahre später, 1955, wurde die Abtei Rathausen-Thyrnau wieder voll in den Orden inkorporiert.
Text und Fotos: Franz Stangl