Jugend

„So viele schöne Erlebnisse“

Redaktion am 08.05.2023

2023 05 08 pb alb wolfgang de jong1 Foto: Roswitha Dorfner
Begeisternd kann Wolfgang de Jong vom gemeinsamen Glauben erzählen. Das Feuer in den jungen Menschen zu entfachen und ihnen Heimat in der Kirche zu geben, liegt ihm besonders am Herzen.

Wolfgang de Jong war zwölf Jahre lang Diözesan-Jugendpfarrer. Ende April ist er zum zehnten Mal mit tausenden Teilnehmern der Passauer Jugendfußwallfahrt in seinen Geburtsort Altötting eingezogen – zum letzten Mal in leitender Funktion. Im Gespräch berichtet er von den Höhepunkten, aber auch den Herausforderungen seiner Amtszeit.

Herr Pfar­rer de Jong, im Herbst machen Sie das Dut­zend an Dienst­jah­ren als Jugend­pfar­rer voll und geben das Amt an Kaplan Huber­tus Ker­scher ab. War es heu­er auch Ihre letz­te Teil­nah­me an der Pas­sau­er Jugend­fuß­wall­fahrt? Bestimmt haben Sie nicht nur vie­le Pil­ger-Freund­schaf­ten geschlos­sen, son­dern trotz der Stra­pa­zen auch viel mit­neh­men dür­fen …
de Jong:
Als Teil der Wall­fahrts­lei­tung war es mei­ne letz­te Wall­fahrt. Ich bin mir aber ziem­lich sicher, das war nicht mei­ne letz­te Teil­nah­me an der Jugend­fuß­wall­fahrt. In den letz­ten Jah­ren habe ich so vie­le schö­ne Erleb­nis­se aus der Wall­fahrt mit­ge­nom­men, da möch­te ich schon ver­su­chen gera­de jun­gen Leu­ten von der Wall­fahrt zu erzäh­len und sie zu moti­vie­ren selbst mit dabei zu sein. Die­se posi­ti­ven Wall­fahrts­er­leb­nis­se sind prä­gend und man ver­gisst sie nicht so schnell: Es gibt vie­le Men­schen, die trifft man ein­mal im Jahr eben auf der Jugend­fuß­wall­fahrt. Man redet mit­ein­an­der, betet mit­ein­an­der, tauscht sich aus, geht ein Stück Weg mit­ein­an­der. Es ist jedes Mal wie­der ein ergrei­fen­des Gesche­hen, sich mit vie­len Wall­fah­rern und nicht allein auf den Weg zur Gna­den­mut­ter von Alt­öt­ting zu machen. Es wird im Wall­fahrts­zug auf­ein­an­der geschaut und sich gegen­sei­tig moti­viert, wenn man gera­de einen Tief­punkt durch­schrei­tet. Das mit Abstand schöns­te Erleb­nis war jedes Jahr dann der Ein­zug und der Emp­fang der Wall­fah­rer in der Basi­li­ka St. Anna.

Was ist aus Ihrer Sicht das Beson­de­re der Pas­sau­er Jugend­fuß­wall­fahrt, was macht sie viel­leicht sogar ein­zig­ar­tig? Sie selbst haben als gebür­ti­ger Alt­öt­tin­ger ja eine beson­de­re Ver­bin­dung zum Gna­den­ort.
de Jong:
Die Jugend­fuß­wall­fahrt ist in der Tat etwas ganz Beson­de­res, nicht zuletzt, weil ich zehn Mal selbst in der Wall­fahrts­lei­tung dabei sein durf­te. Da ist zunächst die gan­ze Orga­ni­sa­ti­on rund um die Wall­fahrt zu erwäh­nen. Das Gepäck wird in LKWs mit­ge­nom­men, vie­le vor allem Ehren­amt­li­che sor­gen im Absperr­team für die Sicher­heit des Wall­fahrts­zu­ges. Auch Poli­zei, Feu­er­weh­ren, Mal­te­ser und rotes Kreuz sind mit dabei und ein Zahn­räd­chen greift in das ande­re. Dann gibt es den Wall­fahrt­zug selbst. Hier ist Platz für Gesprä­che aller Art, es wird mit­ein­an­der gebe­tet und gesun­gen, es besteht aber auch die Mög­lich­keit ein­fach ein Stück für sich selbst schwei­gend zu gehen. Das Vor­be­rei­tungs­team sucht jedes Jahr ein pas­sen­des Mot­to für die Wall­fahrt aus, um das die Jugend­seel­sor­ger der Kirch­li­chen Jugend­bü­ros und der Jugend­ver­bän­de den Anfangs­got­tes­dienst und die Sta­ti­os nach den Pau­sen vor­be­rei­ten. Für mich als gebür­ti­gen Alt­öt­tin­ger ist es natür­lich immer wie­der etwas ganz Beson­de­res im Hei­mat­ort als Wall­fah­rer ein­zu­zie­hen und die Freu­de der Mit­pil­ger zu spüren.

Wenn ein jun­ger Mensch ein­mal dabei war, ist er in der Regel wie­der mit dabei, weil er ein wun­der­schö­nes Gemein­schafts­er­leb­nis erfah­ren durfte.”

Pfarrer Wolfgang de Jong zur Passauer Jugendfußwallfahrt

Wie kann es gelin­gen, die Wall­fahrt in eine gute Zukunft zu füh­ren und wei­ter vor allem auch jun­ge Men­schen dafür zu begeis­tern?
de Jong:
Nach den zwei Coro­na-Jah­ren war es gar nicht so ein­fach, wie­der in den gewohn­ten Wall­fahrts­rhyth­mus zu fin­den. Nach einem eher durch­wach­se­nen Neu­start im letz­ten Jahr stimmt mich die Zahl der Teil­neh­men­den in die­sem Jahr sehr posi­tiv. Ja, es kann und wird mit der Wall­fahrt in eine gute Zukunft gehen. Dafür, dass es gut wei­ter­ge­hen kann, braucht es immer wie­der begeis­ter­te Men­schen, die die Jugend­li­chen unvor­ein­ge­nom­men mögen und moti­vie­ren, bei der Wall­fahrt dabei zu sein. Ich den­ke da an Reli­gi­ons­leh­rer, die ihre Schü­ler zum Mit­ge­hen moti­vie­ren. Ich den­ke auch an die Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen in der Pas­to­ral, die ihre Minis­tran­ten und Jugend­grup­pen moti­vie­ren mit dabei zu sein. Wenn ein jun­ger Mensch ein­mal dabei war, ist er in der Regel wie­der mit dabei, weil er ein wun­der­schö­nes Gemein­schafts­er­leb­nis erfah­ren durfte.

Hier finden Sie eine Reportage + viele Bilder von der diesjährigen Passauer Jugendfußwallfahrt

Wie ist es um die Jugend­ar­beit im Bis­tum gene­rell bestellt? Was konn­ten Sie bewe­gen und wo sehen Sie noch Bau­stel­len“?
de Jong:
Ich den­ke wir sind in der kirch­li­chen Jugend­ar­beit im Prin­zip ganz gut auf­ge­stellt. Vie­le Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen sind sehr moti­viert, sich mit jun­gen Men­schen auf den Weg zu machen und sie in ihrem Glau­ben und im Hin­ein­wach­sen in ihr Leben zu stär­ken. Zur­zeit wird in vie­len Pfar­rei­en ver­sucht, die Jugend­ar­beit nach dem Lock­down“ wie­der neu hoch­zu­fah­ren. Das gelingt ein­mal bes­ser und ein­mal schlech­ter. Posi­tiv stimmt mich, dass wir durch­aus auch wie­der Neu­grün­dun­gen von Jugend­grup­pen gemel­det bekom­men haben und jun­ge Men­schen eine tie­fe Sehn­sucht nach Gemein­schafts­er­leb­nis­sen ver­spü­ren. Ver­än­dert hat sich die Jugend­ar­beit in der Diö­ze­se auch noch mal durch die Ent­schei­dung, dass bei uns die Fir­mung ab 16 ein­ge­führt wor­den ist. Da haben unse­re Außen­stel­len, die Kirch­li­chen Jugend­bü­ros, eine ganz wich­ti­ge Auf­ga­be zur Unter­stüt­zung in der Firm­vor­be­rei­tung dazu­be­kom­men. Her­aus­for­dernd wird es blei­ben, den Kon­takt zu den Schu­len zu hal­ten und wenn mög­lich zu inten­si­vie­ren. Schu­le ist der Ort, an dem wir jun­gen Men­schen begeg­nen kön­nen ohne sie erst lan­ge suchen zu müs­sen – z. B. wenn wir For­ma­te wie Tage der Ori­en­tie­rung“ mit Schul­klas­sen anbieten.

Bekann­ter­ma­ßen stan­den Sie dem Pro­jekt der HOME Base“ am Dom­platz in Pas­sau skep­tisch gegen­über. Ist die Skep­sis inzwi­schen etwas gewi­chen, gibt es mehr Mit­ein­an­der etwa mit St. Max und der klas­si­schen Jugend­ar­beit“?
de Jong:
Seit fünf Jah­ren gibt es ein soge­nann­tes Ver­net­zungs­tref­fen Jugend­ar­beit“, das ich in mei­ner Funk­ti­on als Jugend­pfar­rer initi­iert habe. Da tref­fen sich zwei­mal im Jahr alle Stel­len und Ein­rich­tun­gen rund um den Dom­platz, die Jugend­ar­beit machen und stel­len sich gegen­sei­tig die geplan­ten Aktio­nen vor. Aus die­sem Tref­fen ist schon die eine oder ande­re Koope­ra­ti­on ent­stan­den. Wich­tig ist, dass wir in der Diö­ze­se breit auf­ge­stellt sind. Um unse­ren Jugend­li­chen eine mög­lichst gro­ße Band­brei­te anzu­bie­ten sich zu enga­gie­ren. Dabei darf nicht zwi­schen rich­tig oder falsch, reli­gi­ös oder poli­tisch unter­schei­den wer­den. Jeder Jugend­li­che muss die Mög­lich­keit haben, sich so aus­zu­rich­ten, wie es für ihn gut ist. Das Schlech­tes­te wäre ste­hen­zu­blei­ben und zu jam­mern, dass frü­her alles bes­ser gewe­sen sei.

2023 05 08 pb alb wolfgang de jong2 Foto: Roswitha Dorfner
Pfarrer Wolfgang de Jong und Bischof Stefan Oster begrüßen Teilnehmer der Passauer Jugendfußwallfahrt 2023 in Altötting.

Sie sind aktu­ell BDKJ-Diö­ze­san­prä­ses – auch in Zukunft? Wel­che Rol­le spielt der Bund der Deut­schen Katho­li­schen Jugend (BDKJ) für die Kir­chen­bin­dung und Glau­bens­stär­kung jun­ger Men­schen?
de Jong:
Bis zur BDKJ-Diö­ze­san­ver­samm­lung im Herbst bin ich noch gewähl­ter BDKJ-Diö­ze­san­prä­ses. Auf die­ser Ver­samm­lung wird dann hof­fent­lich ein neu­er BDKJ-Diö­ze­san­prä­ses gewählt und ich darf dann auch mein letz­tes Amt in der Jugend­pas­to­ral in neue Hän­de über­ge­ben. Der BDKJ an sich ist ja der Dach­ver­band aller kirch­li­chen Jugend­ver­bän­de. Er ver­tritt sei­ne Mit­glieds­ver­bän­de in den gemein­sa­men Anlie­gen. Ich bin der fes­ten Mei­nung, dass gera­de die Kirch­li­che Jugend­ver­bands­ar­beit eine sehr wich­ti­ge Rol­le für die Fin­dung des eige­nen Lebens­we­ges von jun­gen Men­schen spielt. Hier wer­den Räu­me geschaf­fen, um sich selbst aus­zu­pro­bie­ren, sich eine eige­ne Mei­nung zu bil­den, zu dis­ku­tie­ren und zu ler­nen, Kom­pro­mis­se zu schlie­ßen. Das alles pas­siert in den kirch­li­chen Jugend­ver­bän­den aus einem gesun­den christ­li­chen Glau­ben her­aus. Dort, wo ich mich als jun­ger Mensch gut auf­ge­ho­ben und ver­stan­den füh­le, da bin ich auch ger­ne zu Hau­se. Des­halb spie­len unse­re kirch­li­chen Jugend­ver­bän­de eine wich­ti­ge Rol­le, die Jugend­li­che in ihren Pfar­rei­en vor Ort zu ver­wur­zeln und sie zu ermu­ti­gen Auf­ga­ben in den Pfarr­ver­bän­den zu übernehmen.

Wie bli­cken Sie auf Ihre neue Auf­ga­be als Pfar­rer in Fürs­ten­zell?
de Jong:
Nach zwölf Jah­ren auf einer kate­go­ria­len Stel­le wird es sicher eine Umstel­lung wie­der in einem Pfarr­ver­band als Pfar­rer zu arbei­ten. Ich freue mich auf die neue Her­aus­for­de­rung zusam­men mit mei­nem Pfarr­team als Seel­sor­ger Men­schen allen Alters in unter­schied­li­chen Lebens­la­gen beglei­ten zu dür­fen. Mit­ein­an­der die Sakra­men­te zu fei­ern und sich gegen­sei­tig im Glau­ben zu bestär­ken. Vie­les, was ich die letz­ten zwölf Jah­re im Jugend­be­reich ler­nen durf­te wird mir hof­fent­lich in der Arbeit im Pfarr­ver­band auch wei­ter­hel­fen. Ich bin schon in Vor­freu­de auf mei­ne neue Auf­ga­be möch­te aber die alte Auf­ga­be die nächs­ten Wochen und Mona­te noch gut abschließen.

Wolfgang Terhoerst

Wolfgang Terhörst

Redaktionsleiter

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