Wallfahrt

„Die Einheit ist ein zerbrechliches Gut“

Redaktion am 25.01.2022

2022 pb alb praelat klaus metzl1 Foto: Wolfgang Terhörst
Wallfahrtsrektor Prälat Klaus Metzl.

Prälat Dr. Klaus Metzl hätte es wahrlich besser treffen können: Kaum war er als Wallfahrtsrektor von Altötting angetreten, veränderte Corona das Geschehen am Gnadenort komplett. Dennoch sieht der Stiftspropst nicht nur Schatten, sondern auch viel Licht, wie er im Interview verrät.

Sehr geehr­ter Herr Prä­lat Metzl, am 1. Sep­tem­ber 2020 haben Sie Ihre Ämter als Stadt­pfar­rer, Stifts­propst und Wall­fahrts­rek­tor von Alt­öt­ting ange­tre­ten. Die fol­gen­den Mona­te waren von Coro­na-Kri­sen­ma­nage­ment geprägt. Wie bli­cken Sie auf das neue Jahr 2022?
Prä­lat Metzl: Ich den­ke schon, dass es etwas posi­ti­ver aus­fal­len wird. Man merkt ja auch, dass die Men­schen eine gute Rou­ti­ne gefun­den haben im Umgang mit Coro­na bzw. den Schutz­maß­nah­men. Wir haben schon Weih­nach­ten viel unauf­ge­reg­ter gefei­ert als im Jahr davor mit Platz­kar­ten und Reser­vie­run­gen etwa. Die Leu­te wis­sen heu­te, wie sie sich in einer Kir­che bewe­gen müs­sen, dass sie Abstand hal­ten sol­len et cete­ra. Der Kom­mu­ni­ongang hat dadurch für mich sogar an Wür­de gewon­nen, frü­her gab es ja oft eine regel­rech­te Drän­ge­lei. Zudem macht sich ja das Imp­fen auch bemerk­bar und die Bereit­schaft wird hof­fent­lich noch wei­ter zunehmen.

Unter wel­ches Mot­to stel­len Sie die Wall­fahrt 2022?
Prä­lat Metzl: Wir haben als Wall­fahrts­mot­to für die­ses Jahr ein Wort aus den Abschieds­re­den Jesu aus dem Johan­nes­evan­ge­li­um gewählt, näm­lich: Auf dass sie alle eins sei­en“ (Joh 17). Der Hin­ter­grund für die­se Wahl ist, dass ich u.a. auf­grund der Coro­na-Pan­de­mie vie­le Span­nun­gen und Brü­che in der Gesell­schaft fest­stel­le – auch bei uns hier am Wall­fahrts­ort Alt­öt­ting. Die Ein­heit ist ein zer­brech­li­ches Gut. Und Jesus bit­tet beim hohen pries­ter­li­chen Gebet den Vater um die­se Ein­heit, weil die Ein­heit auch ein Zei­chen der Kir­che ist, ein Zei­chen der Glaub­wür­dig­keit. Der Bezug zur Wall­fahrt ist zusätz­lich, dass die Mut­ter­got­tes nach der Him­mel­fahrt Chris­ti im Abend­mahls­saal mit den Jün­gern im Gebet ver­eint ist. Und Alt­öt­ting ist als Gna­den­ort, als Herz Bay­erns ein Ort, wo die Ein­heit erbe­ten wird, wo wir uns ver­sam­meln um die Mut­ter­got­tes wie damals die Jün­ger im Abendmahlssaal.

2022 pb alb praelat klaus metzl2 Foto: Wolfgang Terhörst
Einladend: Wallfahrtsrektor Prälat Klaus Metzl hält die Türen weit offen für Pilger an den Gnadenort.

Ist das Mot­to schon offi­zi­ell“ ver­öf­fent­licht wor­den?
Prä­lat Metzl: Es wird auf jeden Fall im kom­men­den Mit­tei­lungs­blatt des Alt­öt­tin­ger Mari­en­werks vor­ge­stellt wer­den und es war das Mot­to der Jah­res­ab­schluss­mes­se an Sil­ves­ter, wo ich es zum ers­ten Mal ange­spro­chen hat­te. Es ist auch mehr als Hin­ter­grund­in­for­ma­ti­on zu ver­ste­hen, dass bei­spiels­wei­se die Pil­ger­lei­ter zur Aus­ge­stal­tung einer Wall­fahrt ver­wen­den kön­nen. Das eigent­li­che Mot­to ist ja immer die Gottesmutter.

Wie kön­nen Sie die Pil­ger­lei­ter unter­stüt­zen, unter den gege­be­nen Umstän­den eine Wall­fahrt nach Alt­öt­ting zu orga­ni­sie­ren bzw. ihre Wall­fahrt wie­der ins Lau­fen zu brin­gen?
Prä­lat Metzl: Es ist natür­lich nicht leich­ter gewor­den mit Coro­na. Frü­her hat­ten wir immer Ende des Jah­res hier in Alt­öt­ting die Pil­ger­lei­ter­ta­gung, bei der vie­les bespro­chen wer­den konn­te. Das ist ja lei­der schon zwei­mal aus­ge­fal­len. Aber wir haben zum Jah­res­wech­sel um die 900 Brie­fe an die Pil­ger­lei­ter her­aus­ge­schickt, in denen wir bei­spiels­wei­se das Wall­fahrts­mot­to bekannt gege­ben haben. Wir wer­den sie noch mit Infor­ma­tio­nen zu den aktu­ell gel­ten­den Vor­schrif­ten ver­sor­gen und sie moti­vie­ren, unter die­sen Bedin­gun­gen viel­leicht doch eine Wall­fahrt zu wagen, und sei es in abge­speck­ter Form. Sie brau­chen halt ein ent­spre­chen­des Hygie­ne­kon­zept. Die Pil­ger sol­len sich in jedem Fall will­kom­men füh­len. Man­che sind ja ohne­hin uner­bitt­lich: Ich glau­be, die Regens­bur­ger kom­men heu­er, die las­sen sich nicht mehr aufhalten.

Die Leu­te sind da, nur nicht so augen­fäl­lig wie bei einer gro­ßen Wallfahrt.”

Herr Prälat Metzl

Wie sieht es der­zeit vor Ort in Alt­öt­ting aus – die Pil­ger­be­treu­er bei­spiels­wei­se haben ja wahr­schein­lich wenig zu tun?
Prä­lat Metzl: Das ist ein gewis­ser Trug­schluss. Pil­ger­füh­rer Bern­hard Mei­ler von den Regens­bur­gern sag­te mir unlängst ein­mal, er gehe davon aus, dass von den 7.000 Fuß­pil­gern min­des­tens 12.000 in Alt­öt­ting waren. Denn die Leu­te hät­ten ihm berich­tet, dass sie auch ohne Wall­fahrt ein­mal im Jahr nach Alt­öt­ting müss­ten, und dann hät­ten sie halt auch die Oma mit­ge­nom­men und die Kin­der oder Enkel­kin­der. Sie hät­ten es dann sogar genos­sen, mehr Zeit in Alt­öt­ting zu ver­brin­gen und bei­spiels­wei­se ein­mal das Pan­ora­ma, die Diora­men­schau oder das Wall­fahrts­mu­se­um zu besu­chen. Wir mer­ken es auch bei der Zahl der Opfer­ker­zen: die ist auch nicht dra­ma­tisch zurück­ge­gan­gen. Die Leu­te sind da – nur nicht so augen­fäl­lig wie bei einer gro­ßen Wall­fahrt mit Fah­nen und Einzug.

Wel­che Höhe­punk­te sehen Sie in die­sem Jahr?
Prä­lat Metzl: Am 1. Mai kommt der Bischof von Würz­burg, Dr. Franz Jung, um die Wall­fahrt wie jedes Jahr ganz regu­lär zu eröff­nen. Dar­auf freue ich mich sehr, er ist ja auch ein Stu­di­en­kol­le­ge von mir. Wir fei­ern dann auf alle Fäl­le Mariä Him­mel­fahrt und das Patro­zi­ni­um der Gna­den­ka­pel­le am 15. August mit Bischof Dr. Ste­fan Oster – mög­li­cher­wei­se aber etwas anders in die­sem Jahr wegen der bevor­ste­hen­den Reno­vie­rung der Hei­li­gen Kapel­le (mehr dazu in einer unse­rer kom­men­den Ausgaben).

Wie wol­len Sie die Fas­ten­zeit heu­er ange­sichts von Coro­na gestal­ten?
Prä­lat Metzl: Die Gna­den­bild­ver­eh­rung („Gna­den­bild­kuss“) wird ganz nor­mal sein am Ascher­mitt­woch. Wir haben auch wie­der die vier Fas­ten­pre­dig­ten. Eine davon wird auch unser Bischof Ste­fan Oster hal­ten, und zwar im Kon­text der Wall­fahrts­rek­to­ren-Kon­fe­renz in Alt­öt­ting vom 15. bis 18. März. Das The­ma der Kon­fe­renz, zu der die Ver­ant­wort­li­chen der vier größ­ten Wall­fahrts­or­te im deut­schen Sprach­raum – Alt­öt­ting, Keve­laer, Maria­zell und Ein­sie­deln – zusam­men­kom­men, lau­tet: Wall­fahrts­or­te – Orte der Neue­van­ge­li­sie­rung?!“. Dazu wird Bischof Ste­fan am Don­ners­tag, 17. März, den Haupt­teil bestrei­ten und am Abend mit uns den Got­tes­dienst fei­ern und die Pre­digt über­neh­men, auch wie­der mit Bezug auf das Wallfahrtsmotto.

Was wün­schen Sie sich per­sön­lich für das neue Jahr?
Prä­lat Metzl: Der größ­te Wunsch ist natür­lich, dass wir Coro­na so weit in den Griff bekom­men, dass wirk­lich zu einer gelas­se­nen, fro­hen Glau­bens­ver­kün­di­gung, Fei­er der Lit­ur­gie, der Wall­fahrt zurück­keh­ren kön­nen. Bei­spiels­wei­se jetzt kann schon wie­der der geplan­te Eltern­abend für die Erst­kom­mu­ni­on im Begeg­nungs­zen­trum nicht statt­fin­den. Statt­des­sen müs­sen wir in die Stift­s­pfarr­kir­che aus­wei­chen. Wir kom­men auch nicht rich­tig in Kon­takt mit den Kin­dern, wenn alles immer mit Abstand und Mas­ke abläuft. Die Kin­der selbst ken­nen sich ja unter­ein­an­der schon nicht mehr rich­tig, die haben sich zum Teil wochen­lang nicht gese­hen. Oder Hoch­zei­ten … da gibt es Ehe­paa­re, die haben schon zwei-/drei­mal ver­scho­ben und sagen dann jetzt ist es durch“.

Wolfgang Terhoerst

Wolfgang Terhörst

Redaktionsleiter

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