Soziales

Wenn die Tage gezählt sind

Redaktion am 03.05.2022

S3 Hospiz PB Uschi Friedenberger
Keine „geschlossene Veranstaltung“: Zu den Gottesdiensten in der Kapelle des St. Ursula Hospizes kann jeder kommen und mitfeiern. Hier spendet Benediktinerpater Quirin Erlacher einem Bewohner die Kommunion.

Es ist immer ein bewegender Moment, wenn im St. Ursula Hospiz in Niederalteich am Freitag um 10 Uhr der Gottesdienst beginnt. Die Schwerkranken lauschen in der Kapelle den Worten von Benediktinerpater Quirin Erlacher. Gerade begrüßt er die Anwesenden beschwingt: „Heute haben wir ein richtig volles Haus, draußen scheint die Sonne und ein schwungvolles Lied gleich am Anfang – wie schön! Wenn auch manches im Leben trüb ist, freuen wir uns doch, dass wir Gott haben. Diese Freude kann nur Gott schenken. In allen Sorgen und Nöten befreit er uns!“

Die­se Wor­te bau­en auf. Sie geben den Pati­en­ten, die im Hos­piz Gäs­te genannt wer­den, Halt und Trost. Es sind für die Bewoh­ner Hoff­nungs­zei­chen in der wahr­schein­lich schwie­rigs­ten Pha­se ihres Lebens. Die Kapel­le ist ein Zufluchts­ort für die Men­schen auf der letz­ten Weg­stre­cke. So wie das St. Ursu­la Hos­piz ein Ort für das Leben und für das Ster­ben ist. Hier ist man bemüht, den letz­ten Tagen der Bewoh­ner noch mehr Leben zu geben. Die Men­schen ver­brin­gen ihre letz­ten Tage und Wochen in Wür­de und wun­der­bar umsorgt in die­sem bis­lang ein­zi­gen Hos­piz im Bis­tum Passau. 

Erfreue dich, Him­mel, erfreue dich, Erde, erfreue sich alles, was fröh­lich kann wer­den. Auf Erden hier unten, im Him­mel dort oben, den güti­gen Vater, den wol­len wir loben!“ haben die Got­tes­dienst-Teil­neh­mer anfangs gesun­gen. Und wel­che Hoff­nung, Zuver­sicht und Freu­de Gott gera­de in schwie­ri­gen Zei­ten ins Leben bringt, dar­auf kommt Pater Qui­rin Erla­cher zu spre­chen: Auch wenn es im Leben Pro­ble­me gibt, wenn es nicht ein­fach ist, gibt einem der Glau­be immer eine gewis­se Distanz zum eige­nen Leben und Lei­den. Denn die­ses Leben allein ist es nicht. Wenn man nur sich selbst hät­te im Leben, wäre man ver­lo­ren. Aber durch die Lie­be Got­tes haben wir die Gewiss­heit, dass jemand ande­rer auf uns schaut und uns in der Hand hält – im Leben, im Ster­ben und im Tod. Und das befreit. Das gibt Freu­de und Hoff­nung!“ Dass die­se auf­bau­en­den Wor­te wah­re Hoff­nungs­zei­chen für die Bewoh­ner des Hos­pi­zes sind, kann man an ihren Gesich­tern able­sen. Auch nach dem Got­tes­dienst ent­wi­ckelt sich noch so man­ches Gespräch zwi­schen den Betreue­rin­nen, Ehren­amt­li­chen und Besu­chern mit den Kran­ken, die teil­wei­se im Roll­stuhl oder lie­gend vom Bett aus dem Got­tes­dienst gefolgt sind. Auch Pater Qui­rin Erla­cher von der Bene­dik­ti­ner­ab­tei Nie­der­al­t­eich, der seit Eröff­nung des Hos­pi­zes im Juli 2015 hier für die Men­schen als Seel­sor­ger bereit steht, ist gera­de noch ins Gespräch mit einem 96-jäh­ri­gen Bewoh­ner ver­tieft, der erst seit ein paar Tagen hier ist. Pater Qui­rin gibt mit sei­nen Wor­ten viel an die Bewoh­ner wei­ter, was Mut macht und Hoff­nung spen­det. Der 96-jäh­ri­ge Karl wird dann in den Innen­hof des Hos­pi­zes gefah­ren, wo er die fri­sche Luft und die auf­blü­hen­de Natur genießt und sich am Vogel­ge­zwit­scher erfreut. 

Beim Ver­las­sen der Ein­rich­tung ein Inne­hal­ten am Vor­platz des St. Ursu­la Hos­pi­zes, wo blü­hen­de Sträu­cher und Früh­lings­blu­men für Farb­tup­fer im Grü­nen sor­gen. Das Plät­schern des Brun­nens vor dem Hos­piz wirkt beru­hi­gend. Noch ein Blick zurück auf die­sen beson­de­ren, fried­li­chen Ort. Nicht dem Leben mehr Tage, son­dern den Tagen mehr Leben geben!“ lau­tet das Mot­to. Wer mit den schwer­kran­ken Men­schen hier ein­mal mit­be­ten möch­te, kann zu den Got­tes­diens­ten gern vor­bei­kom­men. Sie fin­den jeden Frei­tag um 10 Uhr in der Kapel­le statt.

Uschi Friedenberger

Ursula Friedenberger

Redakteurin

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