Im Passauer Traditionsbetrieb Perner sind zwei neuen Glocken für die Benediktiner in Israel gegossen worden. Sie sollen in der Dormitio-Abtei in Jerusalem das bisherige Geläut aus vier Glocken um eine Sankt-Nikodemus-Glocke und eine Friedensglocke ergänzen.
Auch die angespannte Sicherheitslage in Israel hatte den Großprior der St.-Georgs-Ritterschaft, MdL a.D. Konrad Kobler, nicht davon abgehalten, die vor rund zwei Jahren angekündigte Spende einer Friedensglocke umzusetzen. Koblers Idee war, anstatt für die Krisenherde der Welt nach immer mehr Waffen zu rufen, ein Quantum nachhaltiger Diplomatie einzubringen. Der Glockenguss stehe unter dem Motto „Friede allen Menschen“, da sei es bedauerlich, dass sich der Friede immer weiter entferne. Als Initiator erläuterte Kobler, warum man jetzt diese Glocke stifte und möglicherweise noch ein bis zwei dazu. Der Entschluss sei schon vor dem Gaza-Krieg gefallen, aber nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine.
Kobler reiste zweimal nach Israel, einmal zusammen mit Rudi Perner von der Passauer Glockengießerei, um alles vorzubereiten. So war der feierliche Akt des Gusses nun ein ganz besonderer Tag für die Mitglieder des Ritterordens. Kobler machte deutlich, dass die Ritterschaft Soziales und Völkerverbindendes in den Vordergrund stelle. Eine Friedensglocke habe eine universelle Bedeutung. Die Glocke vermag auszudrücken, was der Mensch nicht zu sagen vermag. Wie kaum ein anderes Instrument verfüge die Glocke über eine Sprache, die alle anspricht und unangreifbar ist. Der Guss solle auch ein wenig unter dem Tenor von „Schillers Glocke“ stehen: „Von der Stirne heiß, rinnen muss der Schweiß, soll das Werk den Meister loben, doch der Segen kommt von oben.“
Dass er mit gemischten Gefühlen angereist sei, machte Abt Nikodemus deutlich. In seiner Ansprache ging der Ordensmann auf die unfassbare Not in Israel und Palästina ein. Weil er bemüht sei, Menschen mit dem Nötigsten helfen zu können, habe das Kloster bereits einen Verlust von einer halben Million Euro gemacht. Deshalb befinde er sich derzeit auch in Europa auf „Betteltour“. Der Abt betonte, er hoffe sehr, dass es nicht zu einer Eskalation komme. Alle Seiten hätten viel zu verlieren und nichts zu gewinnen.
Zugleich verteidigte der Benediktiner das Glockenprojekt, das schon vor dem Angriff der Hamas vor dem 7. Oktober 2023 angesetzt war. Die Idee habe eine Vorgeschichte und hänge mit der Generalsanierung der Abtei, die von Kaiser Wilhelm II. einst gegründet wurde, zusammen. Die Bundesregierung habe, um das deutsche Kulturerbe zu erhalten, Geld zur Verfügung gestellt. Dieses werde aber nicht verwendet, um religiöse Dinge zu finanzieren wie etwa einen Glockenstuhl oder eine neue Läuteelektronik. Letzteres sei durch private Spendengeber möglich geworden.
Die vier vorhandenen Glocken im Turm der Jerusalemer Abtei hätten die Mönche über Jahrzehnte begleitet und viele Kriege sowie Unruhen überstanden, erinnerte der Abt. „Vielleicht sollte unsere Generation den Mut haben, der Grundmelodie unseres Glaubens, unseres Mönchseins, Obertöne hinzufügen.“ Das werde nun mit diesen zwei weiteren Glocken passieren. „Wir wollen bleiben, wir sind da, wir lassen uns nicht einschüchtern. Wir wollen eine Hoffnungsinsel in diesem Ozean von Leid sein.“
Rudi Perner schilderte, dass in dem Projekt bereits mehrere Monate Vorarbeit steckten. Der Glockenguss sei nun der spannende Abschluss. Beim Anstich werde eine Glocke nach der anderen gegossen.
Die Gäste platzierten sich schließlich rund um den Ofen, an dem noch kräftig gearbeitet wurde. Man spürte, welche Verantwortung auf Rudi Perner lastete.
Vor dem Glockenguss riefen der Abt Dr. Nikodemus und Dompropst Dr. Michael Bär den Segen Gottes auf die Glocken herab. „Segne dieses flüssige Metall, das für den Guss der Glocken bestimmt ist“, formulierte es Dr. Bär. Der Geistliche rief aber auch den Segen auf die Arbeiter herab, die eine enorme Leistung erbracht hatten. „Schenke der Welt Deinen Frieden, berühre alle, die der Klang dieser Glocken erreicht, mit Deinem Geist und erfülle ihr Herz mit Harmonie und Frieden“, hieß es unter anderem in den Gebeten. Zur Freude aller konnte am Ende Rudi Perner verkünden: „Der Guss ist geglückt.“
Text: Josef Heisl / KNA