Weltkirche

Hoffnung aus einem Guss

Redaktion am 13.08.2024

2024 08 09 pb alb glocken dormitio2 Foto: Josef Heisl
Im Passauer Traditionsbetrieb Perner sind zwei neuen Glocken für die Benediktiner in Israel gegossen worden. Dem Guss waren lange Vorarbeiten vorausgegangen.

Im Passauer Traditionsbetrieb Perner sind zwei neuen Glocken für die Benediktiner in Israel gegossen worden. Sie sollen in der Dormitio-Abtei in Jerusalem das bisherige Geläut aus vier Glocken um eine Sankt-Nikodemus-Glocke und eine Friedensglocke ergänzen.

Auch die ange­spann­te Sicher­heits­la­ge in Isra­el hat­te den Groß­pri­or der St.-Georgs-Ritterschaft, MdL a.D. Kon­rad Kobler, nicht davon abge­hal­ten, die vor rund zwei Jah­ren ange­kün­dig­te Spen­de einer Frie­dens­glo­cke umzu­set­zen. Koblers Idee war, anstatt für die Kri­sen­her­de der Welt nach immer mehr Waf­fen zu rufen, ein Quan­tum nach­hal­ti­ger Diplo­ma­tie ein­zu­brin­gen. Der Glo­cken­guss ste­he unter dem Mot­to Frie­de allen Men­schen“, da sei es bedau­er­lich, dass sich der Frie­de immer wei­ter ent­fer­ne. Als Initia­tor erläu­ter­te Kobler, war­um man jetzt die­se Glo­cke stif­te und mög­li­cher­wei­se noch ein bis zwei dazu. Der Ent­schluss sei schon vor dem Gaza-Krieg gefal­len, aber nach dem Über­fall Russ­lands auf die Ukraine.

Kobler reis­te zwei­mal nach Isra­el, ein­mal zusam­men mit Rudi Per­ner von der Pas­sau­er Glo­cken­gie­ße­rei, um alles vor­zu­be­rei­ten. So war der fei­er­li­che Akt des Gus­ses nun ein ganz beson­de­rer Tag für die Mit­glie­der des Rit­ter­or­dens. Kobler mach­te deut­lich, dass die Rit­ter­schaft Sozia­les und Völ­ker­ver­bin­den­des in den Vor­der­grund stel­le. Eine Frie­dens­glo­cke habe eine uni­ver­sel­le Bedeu­tung. Die Glo­cke ver­mag aus­zu­drü­cken, was der Mensch nicht zu sagen ver­mag. Wie kaum ein ande­res Instru­ment ver­fü­ge die Glo­cke über eine Spra­che, die alle anspricht und unan­greif­bar ist. Der Guss sol­le auch ein wenig unter dem Tenor von Schil­lers Glo­cke“ ste­hen: Von der Stir­ne heiß, rin­nen muss der Schweiß, soll das Werk den Meis­ter loben, doch der Segen kommt von oben.“

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Im Passauer Traditionsbetrieb Perner sind zwei neuen Glocken für die Benediktiner in Israel gegossen worden. Dem Guss waren lange Vorarbeiten vorausgegangen.

Dass er mit gemisch­ten Gefüh­len ange­reist sei, mach­te Abt Niko­de­mus deut­lich. In sei­ner Anspra­che ging der Ordens­mann auf die unfass­ba­re Not in Isra­el und Paläs­ti­na ein. Weil er bemüht sei, Men­schen mit dem Nötigs­ten hel­fen zu kön­nen, habe das Klos­ter bereits einen Ver­lust von einer hal­ben Mil­li­on Euro gemacht. Des­halb befin­de er sich der­zeit auch in Euro­pa auf Bet­tel­tour“. Der Abt beton­te, er hof­fe sehr, dass es nicht zu einer Eska­la­ti­on kom­me. Alle Sei­ten hät­ten viel zu ver­lie­ren und nichts zu gewinnen.

Zugleich ver­tei­dig­te der Bene­dik­ti­ner das Glo­cken­pro­jekt, das schon vor dem Angriff der Hamas vor dem 7. Okto­ber 2023 ange­setzt war. Die Idee habe eine Vor­ge­schich­te und hän­ge mit der Gene­ral­sa­nie­rung der Abtei, die von Kai­ser Wil­helm II. einst gegrün­det wur­de, zusam­men. Die Bun­des­re­gie­rung habe, um das deut­sche Kul­tur­er­be zu erhal­ten, Geld zur Ver­fü­gung gestellt. Die­ses wer­de aber nicht ver­wen­det, um reli­giö­se Din­ge zu finan­zie­ren wie etwa einen Glo­cken­stuhl oder eine neue Läu­te­elek­tro­nik. Letz­te­res sei durch pri­va­te Spen­den­ge­ber mög­lich geworden.

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Im Passauer Traditionsbetrieb Perner sind zwei neuen Glocken für die Benediktiner in Israel gegossen worden. Dem Guss waren lange Vorarbeiten vorausgegangen. Gespannt erwarteten die Ehrengäste das Ereignis. Unter ihnen (Bild unten v.l.) Bürgermeisterin Erika Träger, Abt. Dr. Nikodemus Schnabel, Konrad Kobler, Dompropst Dr. Michael Bär und MdL Josef Heisl.

Die vier vor­han­de­nen Glo­cken im Turm der Jeru­sa­le­mer Abtei hät­ten die Mön­che über Jahr­zehn­te beglei­tet und vie­le Krie­ge sowie Unru­hen über­stan­den, erin­ner­te der Abt. Viel­leicht soll­te unse­re Gene­ra­ti­on den Mut haben, der Grund­me­lo­die unse­res Glau­bens, unse­res Mönch­seins, Ober­tö­ne hin­zu­fü­gen.“ Das wer­de nun mit die­sen zwei wei­te­ren Glo­cken pas­sie­ren. Wir wol­len blei­ben, wir sind da, wir las­sen uns nicht ein­schüch­tern. Wir wol­len eine Hoff­nungs­in­sel in die­sem Oze­an von Leid sein.“ 

Rudi Per­ner schil­der­te, dass in dem Pro­jekt bereits meh­re­re Mona­te Vor­ar­beit steck­ten. Der Glo­cken­guss sei nun der span­nen­de Abschluss. Beim Anstich wer­de eine Glo­cke nach der ande­ren gegossen. 

Die Gäs­te plat­zier­ten sich schließ­lich rund um den Ofen, an dem noch kräf­tig gear­bei­tet wur­de. Man spür­te, wel­che Ver­ant­wor­tung auf Rudi Per­ner lastete. 

Vor dem Glo­cken­guss rie­fen der Abt Dr. Niko­de­mus und Dom­propst Dr. Micha­el Bär den Segen Got­tes auf die Glo­cken her­ab. Seg­ne die­ses flüs­si­ge Metall, das für den Guss der Glo­cken bestimmt ist“, for­mu­lier­te es Dr. Bär. Der Geist­li­che rief aber auch den Segen auf die Arbei­ter her­ab, die eine enor­me Leis­tung erbracht hat­ten. Schen­ke der Welt Dei­nen Frie­den, berüh­re alle, die der Klang die­ser Glo­cken erreicht, mit Dei­nem Geist und erfül­le ihr Herz mit Har­mo­nie und Frie­den“, hieß es unter ande­rem in den Gebe­ten. Zur Freu­de aller konn­te am Ende Rudi Per­ner ver­kün­den: Der Guss ist geglückt.“

Text: Josef Heisl / KNA

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