Kirche vor Ort

Morsche Bretter und mehr

Redaktion am 17.05.2022

2022 05 17 pb alb renovierung gnadenkapelle1 Foto: Roswitha Dorfner
Generalsanierung der Altöttinger Gnadenkapelle: Wallfahrtsrektor Dr. Klaus Metzl und Bauleiter Wolfgang Wenger vor der eingerüsteten Gnadenkapelle.

Das Gerüst steht, die Arbeiten zur Generalsanierung der Altöttinger Gnadenkapelle sind in vollem Gange – von Podesten bis Elektrik ist viel zu tun.

Wir sind gut in der Zeit“, bestä­tig­ten bei der Bestand­auf­nah­me am 12. Mai Alt­öt­tings Stadt­pfar­rer Prä­lat Dr. Klaus Metzl und Wolf­gang Wen­ger, der als Bau­lei­ter alle Hand­werks­fir­men koor­di­niert. Bereits im Jahr 2018 war eine Sanie­rung der schad­haf­ten Holz­po­des­te unter den Sitz­bän­ken geplant, dazu wur­de das Baye­ri­sche Lan­des­amt für Denk­mal­pfle­ge ein­ge­schal­tet. Die Holz­bö­den waren kaputt, völ­lig durch­ge­tre­ten“, berich­te­te Stadt­pfar­rer Metzl. Arbei­ten am baye­ri­schen Natio­nal­hei­lig­tum“ müs­sen gewöhn­lich auf­grund der his­to­risch sen­si­blen Bau­sub­stanz lang­fris­tig geplant wer­den. Doch zwei Sturm­schä­den am Dach des Lang­hau­ses (2019) und des Okto­gons (2020) erfor­der­ten nun schnel­les Handeln.

2022 05 17 pb alb renovierung gnadenkapelle sitzbaenke Foto: Roswitha Dorfner
Generalsanierung der Altöttinger Gnadenkapelle: Der Zahn der Zeit hatte arg an den Sitzbänken der Gnadenkapelle genagt. Die morschen Bodenpodeste sind inzwischen ausgetauscht.

Die schad­haf­ten Holz­po­des­te bei den Lang­haus-Sitz­bän­ken sind mitt­ler­wei­le erneu­ert und wur­den fach­ge­recht ein­ge­baut. Inter­es­san­tes kam im Okto­gon der Gna­den­ka­pel­le zum Vor­schein: unter den höl­zer­nen Podes­ten befin­det sich als Unter­grund ein Zie­gel­bo­den. Das schad­haf­te Holz war übri­gens nicht aus Feuch­tig­keits­grün­den ver­fault oder mit Pilz­be­fall belas­tet, son­dern dabamt“ (Prä­lat Metzl) – eben mit den Jah­ren morsch gewor­den. Ein Grund könn­te die bis­her unzu­rei­chen­de Belüf­tung gewe­sen sein. 

2022 05 17 pb alb renovierung gnadenkapelle elektrik Foto: Roswitha Dorfner
Generalsanierung der Altöttinger Gnadenkapelle: Der Kabelsalat zwischen den Votivtafeln zeigt den Handlungsbedarf.

Beim Abbau der schad­haf­ten Holz­po­des­te haben die Arbei­ter übri­gens eini­ge Fund­stü­cke zu Tage beför­dert: Gebets­zet­tel und Fotos (die sich größ­ten­teils zwi­schen den Votiv­bil­dern befan­den, die vor­über­ge­hend vom Lang­haus ent­fernt wur­den), kei­ne geschicht­lich wert­vol­len Doku­men­ta­ti­ons­stü­cke wie Mün­zen und der­glei­chen dar­un­ter“, wie Metzl infor­mier­te. Der Kabel­sa­lat“ zwi­schen den Votiv­ta­feln im Umgang der Gna­den­ka­pel­le zeugt eben­so davon, dass auch hier drin­gend Sanie­rungs­be­darf besteht. Somit bie­tet sich beim Groß­pro­jekt Gna­den­ka­pel­len-Restau­rie­rung und ‑Sanie­rung“ mit ver­an­schlag­ten Gesamt­kos­ten von 1,3 Mil­lio­nen Euro (allein die Dach­sa­nie­rung kos­tet über ein hal­be Mil­li­on Euro) die Gele­gen­heit, auch Elek­tro­nik, Hei­zung, Lüf­tung, und Brand­mel­de­an­la­ge auf den neu­es­ten Stand zu brin­gen, inklu­si­ve Lied­an­zei­ger (per Licht) und Audio­über­tra­gun­gen. Alle Ände­rungs­maß­nah­men fin­den natür­lich unter stren­ger Beob­ach­tung und Doku­men­ta­ti­on des Lan­des­amts für Denk­mal­pfle­ge statt, wie des­sen Mit­ar­bei­ter Dr. Tho­mas Aumül­ler vor Ort bestätigte.

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Generalsanierung der Altöttinger Gnadenkapelle: Beinahe ein wenig gespenstisch mutet der Innenraum des Heiligtums an.

Eine wei­te­re Bestand­auf­nah­me ist für 2. Juni geplant. Dabei wird der Befund der Farb­ge­bun­gen durch ein frei­ge­leg­tes Teil­stück der Außen­mau­er der Gna­den­ka­pel­le bespro­chen. Diplom­re­stau­ra­to­rin Ange­li­ka Porst hat sich die­ser Auf­ga­be gewid­met und die Farb­ge­bung der auf den alten Votiv­bil­dern gemal­ten Gna­den­ka­pel­le mit der frei­ge­leg­ten Farb­ge­bung der Kapel­len-Außen­mau­er, also der ver­schie­de­nen Anstri­che über Jahr­hun­der­te hin­weg, ver­gli­chen. Man darf gespannt sein, für wel­che Anstrich-Außen­far­be die Ent­schei­dung fällt.

Impressionen: Die derzeit eingerüstete Altöttinger Gnadenkapelle von oben

Fotos: Niko­laus Pfeiffer

Vie­le Pil­ger hät­ten gefragt, war­um die Gna­den­ka­pel­le aus­ge­rech­net in den Som­mer­mo­na­ten restau­riert wür­de, bemerk­te Wall­fahrts­rek­tor Metzl abschlie­ßend. Dafür gebe es eine nach­voll­zieh­ba­re Erklä­rung: Das Kup­fer­dach kön­ne nur bei über 15 Grad plus bear­bei­tet wer­den, ansons­ten kön­ne es bre­chen. Wenn man die Arbei­ten auf die Win­ter­mo­na­te ver­legt hät­te, dann wären Zusatz­kos­ten für die Hei­zung und vor allem für die Ein­hau­sung der Gna­den­ka­pel­le mit Folie von etwa 300.000 € ange­fal­len. Zudem bestehe in die­sem Jahr, da sich das Gna­den­bild durch die Restau­rie­rungs­maß­nah­men vor­über­ge­hend in der Stift­s­pfarr­kir­che befin­de, auch für grö­ße­re Pil­ger­grup­pen die Mög­lich­keit, eine hl. Mes­se direkt am Gna­den­al­tar in der Stift­s­pfarr­kir­che zu fei­ern. Ein klei­ner Trost bis zur geplan­ten Rück­füh­rung des Gna­den­bil­des zur fei­er­li­chen Wie­der­eröff­nung der Gna­den­ka­pel­le im Okto­ber die­ses Jahres.

Text: Ros­wi­tha Dorf­ner und Wolf­gang Terhörst

Wall­fahrts­rek­tor Dr. Klaus Metzl bit­tet alle Ver­eh­rer der Mut­ter­got­tes um eine groß­zü­gi­ge Spen­de auf das Kon­to IBAN DE40711600000004527585 der Admi­nis­tra­ti­on Hl. Kapel­le“, Stich­wort Reno­vie­rung Gnadenkapelle“.

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