Zur gemeinsamen Feier von Eucharistie und Stundengebet, zu Zeiten der Stille, des Austausches und zu Vortragsimpulsen waren Brüder, Schwestern und Familiaren mit ihren Familien zur persönlichen und gemeinschaftlichen Vertiefung des geistlichen Lebens eingeladen.
Über achtzig Gäste begrüßte Generalassistentin und Provinzoberin Sr. Maria-Franziska Meier im Haus Spectrum Kirche, dem Exerzitien- und Bildungshaus der Diözese Passau: Hochmeister Frank Bayard, Althochmeister und Prior Dr. Dr. Arnold Wieland, Althochmeister Dr. Bruno Platter, nahezu den gesamten Generalrat mit Generalprokurator und Generalsekretärin, den Prior aus Österreich und die Provinzoberin aus Südtirol, zahlreiche Brüder und Schwestern sowie den Familiarenreferenten, die Balleimeister und eine Reihe von Komturen aus Deutschland und Österreich an der Spitze vieler deutscher, österreichischer und Südtiroler Familiaren.
Diözesanbischof Dr. Stefan Oster SDB hieß die Teilnehmer am Donnerstagabend im Bistum Passau willkommen und stand der feierlichen Vesper vor. In seiner Predigt ging Bischof Oster auf den uns immer neu beschäftigenden Unterschied zwischen „dringlich und wesentlich“ ein: „Was wäre denn das Wesentliche für uns? Wäre es nicht die Suche nach dem, was mich im Innersten anrührt? Wie hätte ich zum Beispiel gerne gelebt oder was hätte ich gerne verwirklicht, wenn ich morgen sterben würde? Was ist wirklich wichtig im Leben? Und was ist das Allerwichtigste? Aus dem Evangelium und dem Handeln Jesu geht hervor, dass das Allerwichtigste ist, in der vertrauensvollen Beziehung mit Ihm zu leben und mit Ihm zu lernen, die anderen Menschen wirklich anzunehmen. Im Grunde sind wir berufen, mit Gott und den Menschen in tiefen, heilen Beziehungen zu leben. Das ist es, was letztlich zählt und prägt. Aber ist es nicht so, dass all das wichtig und dringlich Scheinende in der modernen Welt uns oft genug gerade daran hindert, in unserer Gottesbeziehung tiefer zu werden?
„Die Liebe, die Gott uns schenkt, ist umsonst.”
Dieser Grundtenor spiegelt nicht nur den Wahlspruch von Bischof Oster „Victoria Veritatis Caritas“ („Der Sieg der Wahrheit ist die Liebe“), sondern prägte nach dem Abendessen auch dessen Vortrag zum Thema „Spiritualität als Fundament aller Zukunftsüberlegungen in Kirche und Orden“.
Er sprach zu den großen Lebensthemen Wahrheit, Freiheit und Liebe mit der Conclusio „Sein ist Liebe umsonst“. Die Liebe, die Gott schenkt, ist im doppelten Sinne umsonst. Sie ist „gratis“ und „frustra“, also geschenkt und oft vergeblich zugleich.
Die Jünger unter dem Kreuz werden gedacht haben: Jetzt war alles umsonst. Und die Antwort Jesu, die er mit seinem ganzen Leben bezeugt: „Ja, alles umsonst, alles geschenkt, einfach so, für euch. Ich liebe euch, weil ihr meine Geschöpfe seid.“ Das Auditorium folgte Bischof Oster gebannt.
Der Freitag wurde mit den Laudes und der von Hochmeister Frank zelebrierten Eucharistiefeier mit einer Predigt von Althochmeister Arnold eingeleitet und mit einem Vortrag von Cfr. Weihbischof Dr. Josef Graf zum Thema „Das Kreuz als spiritueller Ursprung des Deutschen Ordens“ fortgesetzt. Der Nachmittag bot mit Impulsen zur Deutschordensspiritualität die Möglichkeit der persönlichen Glaubensvertiefung und zur gemeinsamen Spurensuche in Gesprächskreisen.
Es trugen vor Svenja Groß: „Mutter und Mystikerin: Die hl. Dorothea von Montau – eine Patronin des Deutschen Ordens“, Annika Seebauer: „Maria. Hausfrau und Mutter“, Fr. Fabian Lechner: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! Die Spiritualität der heiligen Elisabeth von Thüringen für den Deutschen Orden“, P. Matthias Wagner: „Die heilende Macht der Worte – ein sprachpsychologischer Zugang zum Thema Versöhnung am Beispiel der Brüderregel 40“ und Cfr. Thomas Jünger: „Helfen und heilen oder doch helfen, heilen und wehren?“ Ein geistlicher Abend mit der Vesper und einer Betrachtung von Althochmeister Bruno, der Aussetzung des Allerheiligsten, der Möglichkeit zum Empfang des Bußsakramentes sowie den Glaubenszeugnissen von Altprovinzoberin Mirjam Müller und von Cfr. Bernhard Bonelli beschlossen den Tag.
Am Samstag stand nach den morgendlichen Laudes in der Hauskapelle Hochmeister Frank in der Wallfahrtskirche Mariahilf einem Pontifikalamt zu Ehren der Schutzfrau des Deutschen Ordens vor, der auch seine Predigt galt. Das Pontifikalamt wurde wie alle Gottesdienste in wunderbarer Weise von Cfr. Dr. Markus Eberhardt und Cfr. Markus Biber mit ihrem Ensemble musikalisch gestaltet und begleitet.
Nach dem Mittagessen und dem Reisesegen endeten drei dichte tiefgehende Tage, die alle Teilnehmer bereichert heimkehren ließen. Dies auch durch die erlebte Gemeinschaft und den Austausch untereinander. Die Passauer Tage haben den Orden zusammenrücken lassen.
Auch dafür gilt Sr. Maria-Franziska Meier ein außerordentliches Vergelts Gott. Die Vorfreude auf eine Wiederholung in drei Jahren ist groß.
Text: Thomas Jünger