Kirche vor Ort

„Geh‘ ma Krippen schau‘n“

Redaktion am 29.11.2019

Ellenrieder-Waldlerkrippe4 Franz Stangl
Christi Geburt im Bayerischen Wald: Die Ellenrieder Krippe (Waldler-Krippe), um 1930 von Dr. Otto Ellenrieder aus Hauzenberg hergestellt, ist eines der wunderschönen Exemplare in der Aldersbacher Ausstellung. Foto: Greiler

Seit Jahrhunderten ist es Tradition, mit dem Aufstellen einer Krippe das Wunder der Geburt Christi zu veranschaulichen. Bis 12. Januar 2020 kann man im Sudhaus des Klosters Aldersbach einige besonders schöne Exponate bestaunen.

Die Geburt Jesu inspi­riert seit vie­len Jahr­hun­der­ten schon Künst­ler, das Gesche­hen von Beth­le­hem dar­zu­stel­len. Bis zum Ende des 18. Jahr­hun­derts waren immer wie­der Krip­pen vor­wie­gend in Kir­chen, Klös­tern und Adels­häu­sern zu fin­den, die seit der ita­lie­ni­schen Renais­sance die Geburt Chris­ti in einer Minia­tur­land­schaft mit beweg­li­chen Figu­ren zeig­ten. Die kör­per­lich und leben­dig wir­ken­den Figu­ren soll­ten beim Betrach­ter den Ein­druck erwe­cken, er sei Augen­zeu­ge beim Ereig­nis von Beth­le­hem, er sei selbst mit den Hir­ten oder mit den drei Köni­gen zur Krip­pe gekommen.

In der Epo­che der Auf­klä­rung droh­ten die Krip­pen ganz aus dem öffent­li­chen Raum zu ver­schwin­den. So wur­de in die­sem Zuge in Bay­ern 1803 ein Krip­pen­ver­bot erlas­sen. Die mit den Krip­pen ver­bun­de­ne Sin­nes­freu­de und Sen­ti­men­ta­li­tät wur­de dadurch ins Pri­va­te, in den bür­ger­li­chen und bäu­er­li­chen Wohn­raum abge­drängt, das gläu­bi­ge Volk hol­te sich damit gleich­zei­tig das Weih­nachts­er­eig­nis in die eige­nen Häu­ser und somit in die per­sön­li­che Umwelt herein.

Erst am 22. Dezem­ber 1825 geneh­mig­te der dama­li­ge baye­ri­sche König Lud­wig I. wie­der die Auf­he­bung die­ses 1803 erlas­se­nen Krip­pen­ver­bots. All­mäh­lich kehr­ten von da an die Krip­pen wie­der in die Öffent­lich­keit zurück. So wur­de 1873 im böh­mi­schen Gru­lich eine Schnit­zer­schu­le für Krip­pen­mandl“ gegrün­det, 1897 wur­de im Baye­ri­schen Natio­nal­mu­se­um Mün­chen eine Krip­pen­samm­lung auf­ge­baut, 1917 wur­de ein Ver­ein baye­ri­scher Krip­pen­freun­de gegrün­det und 1931 gab es in Pas­sau sogar eine ers­te gro­ße Krip­pen­aus­stel­lung mit vie­len Expo­na­ten des Hau­zen­ber­ger Krip­pen­dok­tors“ Dr. Otto Ellenrieder.

Auch vom Land­kreis Pas­sau waren nach der Jahr­tau­send­wen­de bereits zwei gro­ße Krip­pen­aus­stel­lun­gen orga­ni­siert wor­den: 2003 im Klos­ter Asbach und 2012 in der Neu­en Resi­denz in Pas­sau. In bei­den Fäl­len zeich­ne­te hier­für der Krip­pen­ex­per­te des Land­krei­ses Pas­sau, Brei­ten­bergs Bür­ger­meis­ter Hel­mut Rührl, ver­ant­wort­lich. Er ist es auch, der jetzt eine drit­te Krip­pen­aus­stel­lung des Land­krei­ses vor­be­rei­tet hat, die am 22. Novem­ber von Land­rat Franz Mey­er eröff­net wur­de. Die­ser möch­te mit die­ser Krip­pen­aus­stel­lung den Fami­li­en nicht nur ein beson­de­res Ange­bot für die Advents- und Weih­nachts­zeit anbie­ten, son­dern damit auch das Krip­pen­brauch­tum wei­ter beleben. 

Für die­se Krip­pen­aus­stel­lung in Alders­bach ist es Hel­mut Rührl mit sei­nen Fach­kennt­nis­sen und sei­nen uni­ver­sel­len Ver­bin­dun­gen wie­der gelun­gen, vie­le hoch­in­ter­es­san­te Krip­pen nach Alders­bach zu brin­gen. Ins­ge­samt über 40 Krip­pem kön­nen bestaunt wer­den, von ganz klei­nen bis ganz gro­ßen Krip­pen mit einer Brei­te über drei Meter. Zeit­lich kom­men sie aus eine Epo­che von etwa 1800 bis zur Jetzt­zeit, ört­lich aus den Regio­nen Ober­pfalz, Ober­bay­ern, Nie­der­bay­ern, aus Tirol, aus Ober­ös­ter­reich (Steyr, Enns­tal), aus Böh­men (Gru­lich) oder gar aus Ita­li­en (Nea­pel, Sizi­li­en). Bei die­sen Krip­pen han­delt es sich um Kas­tenkrip­pen, Papier­krip­pen, ori­en­ta­li­sche Krip­pen, Rui­nenkrip­pen oder auch um Hei­mat­krip­pen aus Bauernhäusern. 

So ver­schie­den wie die aus­ge­stell­ten Krip­pen sind, sind auch die Mate­ria­li­en, aus denen die Figu­ren in die­sen Krip­pen gefer­tigt wur­den. Sie bestehen aus Holz, Ter­ra­kot­ta, Maro­lin, Papier oder gebrann­tem Ton; sie sind bemalt, beklei­det oder auch kaschiert, wobei die Tex­ti­li­en in Leim getaucht und dann um die Kör­per tra­piert wer­den. Als ganz beson­de­re Hin­gu­cker ver­weist Hel­mut Rührl auf die Figu­ren der Köss­lar­ner Barockkrip­pe von Sieg­fried Prüll aus Burglen­gen­feld mit dem typisch ober­pfäl­zer Bau­ern­hof, auf die Holz­krip­pe des Weg­schei­der Künst­lers Micha­el Lauss, auf die nea­po­li­ta­ni­schen Krip­pen mit den Markt­sze­nen, auf die neue­ren Krip­pen des Ehe­paars Schar­rer vom Strau­bin­ger Krip­pen­bau­ver­ein oder auf die berühm­te Krip­pe aus dem Muse­um in Tie­fen­bach, die soge­nann­te Ellen­rie­der-Krip­pe“ des gleich­na­mi­gen ehe­ma­li­gen Hau­zen­ber­ger Krip­pen­dok­tors“. Ganz beson­de­re Hin­gu­cker sind nach Hel­mut Rührl auch noch Ein­zel­fi­gu­ren aus den drei ältes­ten aus­ge­stell­ten Krip­pen im Land­kreis Pas­sau, einer Krip­pe aus Unter­gries­bach aus der Mit­te des 17. Jahr­hun­derts, einer Krip­pe aus Köss­larn (Ende des 17. Jahr­hun­derts) und aus einer wei­te­ren Krip­pe aus Otters­kir­chen von 1697. Alle die­se Krip­pen stam­men aus Muse­en, aus pri­va­ten Samm­lun­gen, aber auch von Krip­pen­bau­ern. Nur die ein­zi­ge Kir­chen­krip­pe, eine Asam-Krip­pe, kommt vom Aus­stel­lungs­ort Aldersbach.

Die Aus­stel­lung des Kul­tur­re­fe­rats des Land­rats­am­tes Pas­sau ist bis zum 12. Janu­ar 2020 von Diens­tag bis Sonn­tag jeweils von 12 bis 18 Uhr geöff­net, außer am ers­ten Weih­nachts­fei­er­tag, an Sil­ves­ter und am Neu­jahrs­tag. Der Weg durch die­se Aus­stel­lung, der bar­rie­re­frei begeh­bar ist, ist mit Christ­bäu­men weih­nacht­lich deko­riert, an denen von den Besu­chern mit­ge­brach­te Christ­baum­ku­geln ange­bracht wer­den können.

Text: Franz Stangl

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