Bistum

„Mich kann man töten, nicht aber die Stimme der Gerechtigkeit“

Redaktion am 31.10.2023

2023 10 30 pb alb denkmal oscar romero Foto: Birgit Kölbl-Grantner
Erinnerungskultur: Maristenpater Alois Greiler (v.l.), Pater Miguel Condo Soto SDB, Generalvikar Josef Ederer und Jesuitenpater Dr. Martin Maier, Hauptgeschäftsführer Adveniat, bei der Segnung der neuen Gedenktafel für Oscar Arnulfo Romero.

Märtyrer, Prophet der Armen und Heiliger – eine neue Gedenktafel an der Außenseite der Votivkirche Passau erinnert an das Wirken von Oscar Arnulfo Romero. Jesuitenpater Dr. Martin Maier, der Hauptgeschäftsführer von Adveniat, segnete die Erinnerungstafel.

Direkt am Ein­gang zur Pas­sau­er Fuß­gän­ger­zo­ne erin­nert eine Gedenk­ta­fel an das tat­kräf­ti­ge Wir­ken des Hei­li­gen Oscar Arnul­fo Rome­ro von San Sal­va­dor. Ange­regt durch Car­me­lo Rami­rez Perez – ein belieb­ter Pas­to­ral­re­fe­rent des Bis­tums, der zu Beginn die­ses Jah­res im Alter von 70 Jah­ren ver­stor­ben ist – wur­de bereits 1982 eine Holz­ta­fel, eine Art Toten­brett, an der Außen­sei­te der Votiv­kir­che mon­tiert. Neben Rami­rez waren der Kreis jun­ger Chris­ten“, BDKJ und Eine-Welt-Enga­gier­te die Initia­to­ren. Die gelun­ge­ne Vor­platz-Umge­stal­tung durch Archi­tek­tin Hel­ga Zeil­ber­ger beding­te auch eine Erneue­rung der Erin­ne­rungs­ta­fel. Auf Initia­ti­ve des Sach­aus­schus­ses Mis­si­on, Ent­wick­lung und Frie­den des Diö­ze­san­rats der Katho­li­ken und des Welt­kir­chen­re­fe­ra­tes im Bis­tum Pas­sau wur­de die­se am fünf­ten Jah­res­tag der Hei­lig­spre­chung gesegnet.

Erz­bi­schof Oscar Arnul­fo Rome­ro war ein zurück­hal­ten­der Mensch, ein Pries­ter von lau­te­rem Lebens­wan­del und tie­fer per­sön­li­cher Fröm­mig­keit. Als er im Jah­re 1977 zum Erz­bi­schof San Sal­va­dors ernannt wur­de, beherrsch­ten star­ke Unru­hen das Land. Rei­che Groß­grund­be­sit­zer und Mili­tärs kon­kur­rier­ten um die Macht. Klein­bau­ern wur­den durch eine Gebiets­re­form um ihre Exis­tenz gebracht. Die­je­ni­gen, die sich dage­gen auf­lehn­ten, wur­den mit schwe­ren Repres­sa­li­en bis hin zum Tode bestraft. In die­ser Zeit erhob Rome­ro sei­ne Stim­me für die Schwächs­ten des Lan­des. Laut­stark pran­ger­te er in sei­nen Pre­dig­ten die sozia­len Miss­stän­de an. Sei­nen beherz­ten Kampf bezahl­te er mit dem gewalt­sa­men Tod. Wäh­rend der Geist­li­che am 24. März 1980 in der Kran­ken­haus­ka­pel­le die Hei­li­ge Mes­se zele­brier­te, wur­de er von einem Auf­trags­kil­ler ermor­det. Seit­dem wird er in Latein­ame­ri­ka als Mär­ty­rer ver­ehrt. Auch die Welt­kir­che zollt sei­nem Wir­ken Respekt. Am 14. Okto­ber 2018 wur­de Rome­ro durch Papst Fran­zis­kus heiliggesprochen.

Oscar Rome­ro war ein Vor­rei­ter der syn­oda­len Kir­che. Das Hören auf das Volk Got­tes, vor allem auf die Armen und Schwa­chen, war ihm stets sehr wichtig.”

Jesuitenpater Dr. Martin Maier

Gemein­sam mit Maris­ten­pa­ter Alo­is Grei­ler und dem aus Boli­vi­en stam­men­den Pater Miguel Ángel Con­do Soto SDB zele­brier­te Gene­ral­vi­kar Josef Ede­rer den Gedenk­got­tes­dienst. Dabei stell­te der Zele­brant her­aus, dass der latein­ame­ri­ka­ni­sche Geist­li­che sein Leben hin­ge­ge­ben habe für die Bot­schaft Got­tes. Rome­ro sah sich im Diens­te Jesu. Bestärkt durch sei­nen Glau­ben über­wand er die Angst vor dem Tod. Mit allen ver­füg­ba­ren Mit­teln kämpf­te er für Gerech­tig­keit und das Lebens­recht der Klein­bau­ern El Sal­va­dors. Rome­ro sei das bes­te Bei­spiel, dass man etwas bewir­ken kön­ne, wenn man sich mit aller Kraft für eine gerech­te­re Welt ein­setzt. Dies sei auch heut­zu­ta­ge mehr denn je gefor­dert. Das obers­te Gebot sei dabei Ver­söh­nung, beton­te Ede­rer auch mit Blick auf die Kon­flikt­si­tua­ti­on im Nahen Osten.

Der extra nach Pas­sau ange­reis­te Jesui­ten­pa­ter Dr. Mar­tin Mai­er seg­ne­te die Gedenk­ta­fel im Außen­be­reich der Votiv­kir­che. In sei­nem anschlie­ßen­den Vor­trag näher­te er sich der Fra­ge, wel­che Bot­schaft und Bedeu­tung Oscar Rome­ro für uns heu­te habe. Bei sei­nen latein­ame­ri­ka­ni­schen Dienst­rei­sen als Haupt­ge­schäfts­füh­rer des Bischöf­li­chen Hilfs­werks Adve­ni­at wand­le er stets auf den Spu­ren Rome­ros. Unbe­strit­ten sei laut Mai­er, dass Oscar Rome­ro ein uni­ver­sel­ler Hei­li­ger sei, der auch in ortho­dox-kom­mu­nis­ti­schen Krei­sen Aner­ken­nung finde.

Vie­le latein­ame­ri­ka­ni­sche Bau­wer­ke bezeug­ten die Wert­schät­zung und Ver­eh­rung Rome­ros. So ste­he bei­spiels­wei­se in Vene­zue­la, in einem Plat­ten­bau­vier­tel in Ciu­dad Cha­vez eine Kir­che kurz vor der Fer­tig­stel­lung, die eben­so den Namen des Hei­li­gen Oscar Rome­ro tra­gen wer­de wie ein Pas­to­ral­zen­trum in Peru.

Rome­ro sei des­halb ein Hei­li­ger, weil sich in ihm das Schick­sal Jesu wie­der­holt habe, so Mai­er. Wer sich für sozia­le Ver­än­de­rung ein­set­ze, der wer­de unbe­quem für die Mäch­ti­gen und Rei­chen. Mit sei­nem Den­ken und Wir­ken sei Rome­ro auch ein Vor­rei­ter der syn­oda­len Kir­che. Das Hören auf das Volk Got­tes, vor allem auf die Armen und Schwa­chen, sei ihm stets sehr wich­tig gewesen.

Für Pater Mai­er ist Oscar Rome­ro ein Zeu­ge der Hoff­nung, der uner­schüt­ter­lich fest­hielt an sei­nem Füh­len mit der Kir­che“. Zum Abschluss sei­nes Vor­tra­ges spann­te der Jesui­ten­pa­ter den Bogen von Rome­ros Wir­ken in das Hier und Jetzt. Sei­ne Leh­ren flie­ßen ein in einen Kir­chen­traum, inspi­riert vom Tun und Den­ken Rome­ros. Er träu­me von einer die­nen­den Kir­che, die Jesu ähn­lich sei, die nicht ihr eige­nes Leben und Über­le­ben als Insti­tu­ti­on sucht, son­dern die auf­geht im Dienst an der Welt und an den Men­schen. Eine Kir­che, die Barm­her­zig­keit zum obers­ten Prin­zip ihres Han­delns mache, das Unrecht beim Namen nennt und Unge­rech­tig­keit anprangert.

Text und Foto: Bir­git Kölbl-Grantner

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