Märtyrer, Prophet der Armen und Heiliger – eine neue Gedenktafel an der Außenseite der Votivkirche Passau erinnert an das Wirken von Oscar Arnulfo Romero. Jesuitenpater Dr. Martin Maier, der Hauptgeschäftsführer von Adveniat, segnete die Erinnerungstafel.
Direkt am Eingang zur Passauer Fußgängerzone erinnert eine Gedenktafel an das tatkräftige Wirken des Heiligen Oscar Arnulfo Romero von San Salvador. Angeregt durch Carmelo Ramirez Perez – ein beliebter Pastoralreferent des Bistums, der zu Beginn dieses Jahres im Alter von 70 Jahren verstorben ist – wurde bereits 1982 eine Holztafel, eine Art Totenbrett, an der Außenseite der Votivkirche montiert. Neben Ramirez waren der „Kreis junger Christen“, BDKJ und Eine-Welt-Engagierte die Initiatoren. Die gelungene Vorplatz-Umgestaltung durch Architektin Helga Zeilberger bedingte auch eine Erneuerung der Erinnerungstafel. Auf Initiative des Sachausschusses Mission, Entwicklung und Frieden des Diözesanrats der Katholiken und des Weltkirchenreferates im Bistum Passau wurde diese am fünften Jahrestag der Heiligsprechung gesegnet.
Erzbischof Oscar Arnulfo Romero war ein zurückhaltender Mensch, ein Priester von lauterem Lebenswandel und tiefer persönlicher Frömmigkeit. Als er im Jahre 1977 zum Erzbischof San Salvadors ernannt wurde, beherrschten starke Unruhen das Land. Reiche Großgrundbesitzer und Militärs konkurrierten um die Macht. Kleinbauern wurden durch eine Gebietsreform um ihre Existenz gebracht. Diejenigen, die sich dagegen auflehnten, wurden mit schweren Repressalien bis hin zum Tode bestraft. In dieser Zeit erhob Romero seine Stimme für die Schwächsten des Landes. Lautstark prangerte er in seinen Predigten die sozialen Missstände an. Seinen beherzten Kampf bezahlte er mit dem gewaltsamen Tod. Während der Geistliche am 24. März 1980 in der Krankenhauskapelle die Heilige Messe zelebrierte, wurde er von einem Auftragskiller ermordet. Seitdem wird er in Lateinamerika als Märtyrer verehrt. Auch die Weltkirche zollt seinem Wirken Respekt. Am 14. Oktober 2018 wurde Romero durch Papst Franziskus heiliggesprochen.
„Oscar Romero war ein Vorreiter der synodalen Kirche. Das Hören auf das Volk Gottes, vor allem auf die Armen und Schwachen, war ihm stets sehr wichtig.”
Gemeinsam mit Maristenpater Alois Greiler und dem aus Bolivien stammenden Pater Miguel Ángel Condo Soto SDB zelebrierte Generalvikar Josef Ederer den Gedenkgottesdienst. Dabei stellte der Zelebrant heraus, dass der lateinamerikanische Geistliche sein Leben hingegeben habe für die Botschaft Gottes. Romero sah sich im Dienste Jesu. Bestärkt durch seinen Glauben überwand er die Angst vor dem Tod. Mit allen verfügbaren Mitteln kämpfte er für Gerechtigkeit und das Lebensrecht der Kleinbauern El Salvadors. Romero sei das beste Beispiel, dass man etwas bewirken könne, wenn man sich mit aller Kraft für eine gerechtere Welt einsetzt. Dies sei auch heutzutage mehr denn je gefordert. Das oberste Gebot sei dabei Versöhnung, betonte Ederer auch mit Blick auf die Konfliktsituation im Nahen Osten.
Der extra nach Passau angereiste Jesuitenpater Dr. Martin Maier segnete die Gedenktafel im Außenbereich der Votivkirche. In seinem anschließenden Vortrag näherte er sich der Frage, welche Botschaft und Bedeutung Oscar Romero für uns heute habe. Bei seinen lateinamerikanischen Dienstreisen als Hauptgeschäftsführer des Bischöflichen Hilfswerks Adveniat wandle er stets auf den Spuren Romeros. Unbestritten sei laut Maier, dass Oscar Romero ein universeller Heiliger sei, der auch in orthodox-kommunistischen Kreisen Anerkennung finde.
Viele lateinamerikanische Bauwerke bezeugten die Wertschätzung und Verehrung Romeros. So stehe beispielsweise in Venezuela, in einem Plattenbauviertel in Ciudad Chavez eine Kirche kurz vor der Fertigstellung, die ebenso den Namen des Heiligen Oscar Romero tragen werde wie ein Pastoralzentrum in Peru.
Romero sei deshalb ein Heiliger, weil sich in ihm das Schicksal Jesu wiederholt habe, so Maier. Wer sich für soziale Veränderung einsetze, der werde unbequem für die Mächtigen und Reichen. Mit seinem Denken und Wirken sei Romero auch ein Vorreiter der synodalen Kirche. Das Hören auf das Volk Gottes, vor allem auf die Armen und Schwachen, sei ihm stets sehr wichtig gewesen.
Für Pater Maier ist Oscar Romero ein Zeuge der Hoffnung, der unerschütterlich festhielt an seinem „Fühlen mit der Kirche“. Zum Abschluss seines Vortrages spannte der Jesuitenpater den Bogen von Romeros Wirken in das Hier und Jetzt. Seine Lehren fließen ein in einen Kirchentraum, inspiriert vom Tun und Denken Romeros. Er träume von einer dienenden Kirche, die Jesu ähnlich sei, die nicht ihr eigenes Leben und Überleben als Institution sucht, sondern die aufgeht im Dienst an der Welt und an den Menschen. Eine Kirche, die Barmherzigkeit zum obersten Prinzip ihres Handelns mache, das Unrecht beim Namen nennt und Ungerechtigkeit anprangert.
Text und Foto: Birgit Kölbl-Grantner