Bistum

Kirche kann mehr

Redaktion am 18.11.2024

Foto: Wolfgang Terhörst
„Ausgesprochen aufgeschlossen?“ – unter diesem Motto hatte die Katholische Erwachsenenbildung (KEB RIS) gemeinsam mit der Queer-Pastoral im Bistum Passau nach Burghausen eingeladen.

Seit 2022 betreut Hans-Peter Eggerl die Queer-Pastoral im Bistum Passau. Doch wer ist eigentlich die Zielgruppe - und wie erreicht Eggerl queere Menschen und ihre Angehörigen? Unser Autor des Editorials der aktuellen Ausgabe 48-2024 hat spontan eine Veranstaltung in Burghausen besucht ...

Wis­sen Sie eigent­lich, was que­er“ bedeu­tet, wenn von ent­spre­chend ver­an­lag­ten Men­schen die Rede ist? Ich jeden­falls nicht. Dafür weiß ich nun, was mit tran­si­dent“ gemeint ist: näm­lich Per­so­nen, die sich nicht ihrem bei der Geburt anhand äuße­rer Kör­per­merk­ma­le zuge­wie­se­nen Geschlecht zuge­hö­rig füh­len. Bei­spiels­wei­se also ein Mäd­chen, das sich tat­säch­lich mit dem männ­li­chen Geschlecht iden­ti­fi­ziert – oder umgekehrt. 

Gelernt habe ich das kürz­lich auf einer Ver­an­stal­tung, bei der Kir­che an die viel­be­schwo­re­nen Rän­der gegan­gen ist. Und in Deutsch­land sind die­se oft mit Aus­gren­zung und Dis­kri­mi­nie­rung ver­bun­den. Aus­ge­spro­chen auf­ge­schlos­sen?“ – unter die­sem Mot­to hat­te die Katho­li­sche Erwach­se­nen­bil­dung (KEB RIS) gemein­sam mit der Que­er-Pas­to­ral im Bis­tum Pas­sau in die Maria­-Ward-Real­schu­le Burg­hau­sen ein­ge­la­den zu einem Abend mit Aus­tausch, Begeg­nung und Infor­ma­ti­on zum The­ma eben Tran­si­dent. Für die Ver­an­stal­ter über­ra­schend waren um die 60 Zuhö­rer gekom­men, Betrof­fe­ne eben­so wie Neugierige.

Foto: Wolfgang Terhörst
Dr. Hans-Peter Eggerl, Referent für Queer- und Männerseelsorge im Bistum Passau, bei der Veranstaltung „Ausgesprochen aufgeschlossen?“ in Burghausen.

Sie hör­ten die bewe­gen­den, bedrü­cken­den und doch mit Humor gewürz­ten Erfah­run­gen von Bian­ca Deger (67), die sich erst mit Anfang 50 zu ihrem Frau-Sein beken­nen konn­te und heu­te mit der Agen­tur Trans­gen­der Hap­pi­ness“ Men­schen auf dem oft schwie­ri­gen Weg zur eige­nen Iden­ti­tät beglei­ten möch­te. Sie erfuh­ren von Clau­dia Wachs­mann und Rebec­ca Sürth aus der Per­spek­ti­ve von Müt­tern tran­si­den­ter Kin­der, mit wel­chen Schwie­rig­kei­ten sowohl die­se als auch die Eltern zu kämp­fen haben. Und sie lern­ten ein­dring­lich, wie buch­stäb­lich lebens­be­dro­hend Ableh­nung und Mob­bing sein kön­nen. Meist feh­le den Betrof­fe­nen, beson­ders den Kin­dern oder Jugend­li­chen, ein offe­nes Ohr, ein unvor­ein­ge­nom­me­nes Zuhö­ren. Dafür ein Bewusst­sein zu schaf­fen und den betrof­fe­nen jun­gen Men­schen hilf­reich zur Sei­te ste­hen zu kön­nen, dar­um ging es an die­sem Abend.

Gott sei Dank gibt es für die oft ver­zwei­fel­ten Men­schen und ihre Ange­hö­ri­gen bereits Anlauf­stel­len im Bis­tum Pas­sau mit Que­er-Seel­sor­ger Hans-Peter Eggerl, der den Abend mode­rier­te, mit dem Pro­jekt Bis­te Bunt“ Neuöt­ting, mit der von Rebec­ca Sürth gegrün­de­ten Selbst­hil­fe­grup­pe AG Que­er Burg­hau­sen“, mit einem enga­gier­ten Leh­rer­team der Maria-Ward-Real­schu­le oder mit Bian­ca Degers auch im Glau­ben ver­wur­zel­ten Beratungsangebot.

Groß­ar­tig, dass unse­re Kir­che hier Men­schen ein nie­der­schwel­li­ges Ange­bot macht, um das, was schwer auf ihrer See­le las­tet, aus­spre­chen zu kön­nen und um Hil­fe zu fin­den in meist gro­ßer Not. Ich selbst ging von eige­nen Vor­ur­tei­len beschämt, aber berei­chert um viel Wis­sen für deren Abbau nach Hau­se. Ähn­lich mag es ande­ren Gäs­ten gegan­gen sein. Ein älte­rer Herr bedank­te sich am Ende aus­drück­lich, dass eine sol­che Ver­an­stal­tung auf dem Niveau“ in einem katho­li­schen Umfeld mög­lich gewe­sen sei: Das hät­te ich nicht gedacht.“

Und da war ich dann stolz auf unse­re Glau­bens­ge­mein­schaft. Kir­che kann mehr. Viel mehr als man denkt und als sie selbst oft zulässt.

Wolfgang Terhörst

Redaktionsleiter

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