Packen wir‘s an!

Redaktion am 02.01.2024

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Das Jahr ist noch jung. Geben wir ihm eine Chance und packen wir's an, schreibt Chefredakteur Wolfgang Krinninger im Editorial der aktuellen Ausgabe.

Wir Men­schen im Wes­ten leben im stän­di­gen Kri­sen­mo­dus. Wir haben viel – und des­halb auch immer die Sor­ge, viel zu ver­lie­ren. Und so bau­en wir mas­si­ve Wän­de der Angst um uns auf. Wir las­sen uns läh­men von der fort­schrei­ten­den Kli­ma­kri­se, der Unver­söhn­lich­keit zwi­schen gesell­schaft­li­chen Grup­pen, der wach­sen­den Kluft zwi­schen Arm und Reich. Häu­fi­ge Reak­ti­on ist die Flucht in Zynis­mus, Wut und Resi­gna­ti­on. Damit geht‘s erst recht berg­ab, weil wir uns der Mög­lich­keit berau­ben, die Situa­ti­on für uns erträg­li­cher zu gestalten. 

Doch das Jahr ist noch jung. Geben wir ihm eine Chan­ce. Ich len­ke mei­nen Blick dazu immer ger­ne auf Men­schen, die mit gutem Bei­spiel vor­an­ge­hen. In Erin­ne­rung geblie­ben ist mir aus dem ver­gan­ge­nen Jahr bei­spiels­wei­se der frü­he­re Nach­rich­ten­dienst-Chef Chris­tof Gramm. Sei­ne Emp­feh­lung: Seid kei­ne Funk­ti­ons­au­to­ma­ten, son­dern emp­find­sa­me Men­schen! Wer sich für ande­re öff­ne, brau­che Ein­sam­keit nicht zu fürchten. 

Am meis­ten beein­druckt in letz­ter Zeit hat mich der Theo­lo­ge Full­bert Stef­fen­sky. In einem Inter­view mit der Tages­zei­tung TAZ“ beschreibt der 90-Jäh­ri­ge sei­nen Gemüts­zu­stand mit grim­mi­ger Hei­ter­keit“. Er habe einen Reich­tum gelebt als Leben, für den er nur dank­bar sein kön­ne. Wört­lich sag­te er: Wir müs­sen nicht ver­bis­sen auf uns selbst bestehen. Wir leben, wir set­zen uns ein, kämp­fen – und irgend­wann kom­men nächs­te, ande­re, die die­se Kämp­fe bestrei­ten. Wir müs­sen nicht die Letz­ten sein – herrlich!“ 

Was mich an sei­ner Rück­schau am meis­ten beein­druckt, ist, dass er die Qua­li­tät eines Lebens nicht in der gelun­ge­nen Ganz­heit“ als mus­ter­gül­ti­ger Ehe­mann, Vater, Leh­rer und Staats­bür­ger sieht. Er spricht viel­mehr von der Gna­de einer gelun­ge­nen Halbheit“. 

Stef­fen­sky, der bis zu deren Tod mit der bekann­ten evan­ge­li­schen Theo­lo­gin Doro­thee Söl­le ver­hei­ra­tet war und nun in zwei­ter Ehe mit der katho­li­schen Theo­lo­gin Li Han­g­art­ner ver­hei­ra­tet ist, sieht auch in der Kri­se der Kir­che kei­nen Grund, den Kopf in den Sand zu ste­cken: Wäre ich jün­ger, viel jün­ger, wür­de ich die­sen Befund als Chan­ce neh­men, als Gna­de, sich auf sei­ne Wur­zeln zu besin­nen.“ Die Kir­che brau­che kei­ne Arro­ganz, aber sie brau­che Stolz. Die Chris­ten soll­ten sich besin­nen auf die Schön­heit und den Reich­tum im eige­nen Haus. Es gibt nicht vie­le Grup­pen, die so etwas wie eine Berg­pre­digt im Gepäck haben.“ 

Und wem das nicht reicht, mit einer posi­ti­ven Grund­stim­mung ins neue Jahr zu star­ten, dem hilft wohl nur noch ein augen­zwin­ken­der Blick in die Ster­ne: Jupi­ter in den Zwil­lin­gen und Plu­to im Was­ser­mann – die Kon­stel­la­ti­on ver­heißt mehr Frie­den, mehr Ver­ständ­nis, mehr Mit­ein­an­der, sagen die Astro­lo­gen. Also ja, wir haben durch­aus Grund zu Hoff­nung. Packen wir‘s an!

Wolfgang
Krinninger

Chefredakteur

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