Glück ist ein zartes Pflänzchen, das liebevoll gepflegt werden sollte. Dank Heinz Erhardt wissen wir sogar wie es aussieht: „Ich könnte manchmal vor Glück eine ganze Allee von Purzelbäumen schlagen“, sagte einst der berühmte deutsche Unterhaltungskünstler. Ein schönes Bild: Eine lange Straße, dicht gesäumt von bunten (Glücks-)Purzel-Bäumen.
Für alle, die ähnlich empfinden wie Heinz Erhardt, wäre jedenfalls heute am 20. März eine ideale Gelegenheit: schon zum zehnten Mal ist an diesem Tag der von den Vereinten Nationen (UN) ausgerufene „Weltglückstag“. Zu den 17 Zielen einer nachhaltigen Entwicklung, die in der Zukunft Glück und Wohlergehen ermöglichen sollen, zählt die UN u.a. keine Armut, Gesundheit, Bildung, sauberes Wasser, saubere Energie, weniger Ungleichheit, Friede, Gerechtigkeit und Zusammenhalt.
Nun ist Glück ein höchst subjektives Empfinden, weshalb die UN dafür also nur die Grundlagen schaffen können – sich um das Glück kümmern muss der Einzelne schon selber. Glücks-Ratgeber haben dafür jede Menge Ratschläge parat: einfach mal abschalten, ein Nickerchen machen, (bewusst den Moment und die Freiheit) genießen, (langsam!) essen und trinken, Tagträumen, Spazierengehen, beten, meditieren, anderen etwas schenken – all das kann glücklich machen. Oder einfach mal laut singen, auch das soll guttun – Großtante Luise aus unserer Kindergeschichte auf Seite 36 kann hier Vorbild sein.
Aufgepasst: zu viel Glück kann gefährlich sein!
Doch aufgepasst: zu viel Glück kann gefährlich sein! Das hat in den 1950er-Jahren der Psychologe James Olds bei Versuchen mit Laborratten herausgefunden: als diese per Knopfdruck ihr „Glücks-Areal“ im Gehirn selbst elektrisch stimulieren konnten, drückten sie so lange, bis sie vor Durst, Hunger und Erschöpfung fast am „Glücksrausch“ gestorben wären.
Ein anderer Glücks-Forscher, George E. Vaillant, hat im Jahr 1937 an der Harvard Universität eine Langzeit-Studie ins Leben gerufen, die die Lebensgeschichten von über 700 Menschen verfolgte und die heute noch fortgeführt wird. Dabei kam heraus: Glücklich und gesund ist, wer gute Beziehungen führt. Gemeint sind wirklich tiefe Beziehungen in Ehe, Familie und mit Freunden. Echte Gemeinschaft ist es also, die glücklich macht. Vaillant selber resümierte: „Glücklichsein ist Liebe. Punkt.“ Schön. Damit haben die Glücksforscher aus Boston ganz nebenbei die Kernaussage der christlichen Botschaft bewiesen.
Schwestern machen glücklich.
Auch interessant: Schwestern machen glücklich. Das ergab eine Studie von Sozialpsychologen der englischen Universitäten Ulster und De Montfort aus dem Jahr 2010. Alle, die eine Schwester haben, fühlen sich demnach ausgeglichener und optimistischer und haben mehr Freunde als Menschen, die nur Brüder haben. U.a. deshalb, weil Schwestern offen über Gefühle reden und den Zusammenhalt stärken. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: „Glück g’habt!“
Speziell in Bayern gehört zum Glücklichsein auch das Granteln dazu. Es sorgt halt für ein angenehm-freudiges Gefühl, wenn man seinen Mitmenschen gelegentlich wie Karl Valentin ein mürrisches „Die Zukunft war früher auch besser“ oder „Hoffentlich wird‘s nicht so schlimm, wie‘s schon ist“ entgegen schleudert.
Manchmal sind die Umstände aber tatsächlich schlimm. So wie derzeit in der Ukraine. Bei all den schrecklichen Bildern helfen kein Granteln und auch keine Purzel-Bäume. Aber ein Blick auf Jesu Bergpredigt (Mt 5,3−12) kann helfen – als Mahnung an größenwahnsinnige Diktatoren ebenso wie als Erinnerungs-Stütze für die große Mehrheit der friedliebenden Menschen: glücklich bzw. „selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben“, oder: glücklich bzw. „selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden“, und: „Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.“
Michael Glaß
Redakteur