Die Freiheit der Wüste

Redaktion am 05.02.2024

Foto: Karl-Heinz Nill_MEV-Verlag
Wir alle können unsere Spuren hinterlassen ...

In seiner aktuellen Botschaft zur Fastenzeit beschäftigt sich Papst Franziskus mit dem Auszug der Israeliten aus Ägypten. Im Editorial der aktuellen Ausgabe greift unser Autor die Botschaft auf und sieht darin so manche Chance für das Leben im Alltag ...

Was machen wir nur mit die­sem Valen­tins­tag heu­er? 14. Febru­ar, wie immer, ist klar. Aber gleich­zei­tig Ascher­mitt­woch die­ses Mal, Beginn der Fas­ten­zeit – wie soll man das denn unter einen Hut bekom­men? Da der Tag der Lie­ben­den und Ver­lieb­ten, Fest­tag aller Flo­ris­ten, dort der Beginn von Ent­beh­rung und Ent­halt­sam­keit. Statt Bus­si und Bai­ser gibt’s das Aschen­kreuz auf die Stirn.

Wie gut das den­noch zusam­men­pas­sen kann, zeigt uns Papst Fran­zis­kus mit sei­ner aktu­el­len Bot­schaft zur Fas­ten­zeit. Die­se ver­gleicht er mit dem Aus­zug der Israe­li­ten aus Ägyp­ten: Gott hat sie aus dem Skla­ven­haus geführt (Ex 20,2) – und dann gleich wie­der in die Wüs­te geschickt. Kein schö­ner Zug, könn­te man mei­nen. Moses hat­te alle Mühe, sein mur­ren­des Volk bei Lau­ne und auf Kurs ins Gelob­te Land zu halten.

Foto: Rainer Eggstein_MEV-Verlag
Auch Entbehrungen ermöglichen neue Einsichten …

Doch gera­de die Ent­beh­rung war der Weg in die (inne­re) Frei­heit. Kein ein­fa­cher Weg – 40 Jah­re in der Wüs­te! –, aber ein loh­nen­der. So wie das Volk Isra­el erst ler­nen muss­te, Ver­gan­ge­nes los­zu­las­sen, erklärt der Papst, so trägt das Volk Got­tes auch heu­te erdrü­cken­de Bin­dun­gen in sich, die es hin­ter sich las­sen muss. Das mer­ken wir, wenn es uns an Hoff­nung fehlt und wir durch das Leben zie­hen wie durch eine Ein­öde, ohne ein ver­hei­ße­nes Land, auf das wir gemein­sam zustre­ben kön­nen. … Vie­le Fak­to­ren ent­fer­nen uns von­ein­an­der und ver­leug­nen die Geschwis­ter­lich­keit, die uns ursprüng­lich mit­ein­an­der ver­bin­det.“ Die Fas­ten­zeit sei wie die Wüs­te ein Raum, in der das ver­küm­mer­te und ver­ein­sam­te Herz wie­der­erwa­chen kön­ne. Das Ver­lang­sa­men und Anhal­ten wer­de neue Ener­gien frei­set­zen: In der Gegen­wart Got­tes wer­den wir zu Schwes­tern und Brü­dern, wir neh­men die ande­ren mit neu­er Inten­si­tät wahr: Anstel­le von Bedro­hun­gen und Fein­den fin­den wir Weg­ge­fähr­tin­nen und Weggefährten.“ 

Was für eine Chan­ce: Bei uns fühlt sich laut Deutsch­land-Baro­me­ter Depres­si­on“ jeder vier­te Erwach­se­ne sehr einsam.

Am 1. Febru­ar hat die ers­te haupt­amt­li­che Ein­sam­keits­be­auf­trag­te ihr Amt auf­ge­nom­men. Das ist bedrü­ckend, bedenk­lich, beschä­mend. Viel­leicht gibt uns das Aschen­kreuz also gera­de in die­sem Jahr die Frei­heit, einen lan­ge auf­ge­scho­be­nen Besuch nach­zu­ho­len, ein längst ver­spro­che­nes Tele­fo­nat zu füh­ren – oder uns im Besuchs­dienst der eige­nen Pfar­rei zu enga­gie­ren. Die im Dun­keln, die Ein­sa­men, sie wer­den es dan­ken. Und für sie darf es dann nicht nur am Valen­tins­tag ger­ne auch ein Blüm­chen sein. Für unse­ren Her­zens­men­schen sowieso.

Wolfgang Terhörst

Redaktionsleiter

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