Das glauben wir

Das größte Geschenk

Redaktion am 16.12.2024

2024 12 13 pb alb dankbarkeit Foto: Adobe Stock

Füreinander da sein

Haben Sie in den ver­gan­ge­nen Wochen auch das Gefühl, dass kaum ein Tag ver­geht, an dem in der Post nicht min­des­tens ein soge­nann­ter Bet­tel­brief“ liegt, der von ganz unter­schied­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen an unse­re Soli­da­ri­tät für in Not gera­te­ne Men­schen appel­liert und um Spen­den bit­tet? Wahr­schein­lich zeigt die Erfah­rung, dass Men­schen in der Zeit vor Weih­nach­ten ganz beson­ders emp­fäng­lich für der­lei Anlie­gen sind. Dafür gibt es aber einen Grund: 

In all dem vor­weih­nacht­li­chen Tru­bel wird oft über­se­hen, dass die Advent­zeit nicht nur eine Zeit von Lecke­rei­en, Ein­kaufs­bum­meln und Weih­nachts­fei­ern ist, son­dern auch eine Fas­ten­zeit, in der Chris­ten auf­ge­ru­fen sind, über ihr Leben nach­zu­den­ken und sich auf die Ankunft des Herrn vor­zu­be­rei­ten. Dazu gehör­te von jeher auch die Sor­ge um Men­schen, die in Not gera­ten sind und unse­rer Hil­fe bedür­fen. Es ver­wun­dert und erfreut mich daher Jahr für Jahr, auf welch krea­ti­ve und kunst­vol­le Wei­se sich Jung und Alt etwas ein­fal­len las­sen, um ande­ren zu hel­fen: Kin­der packen Schuh­kar­tons, Schu­len orga­ni­sie­ren Advent­märk­te und bie­ten Selbst­ge­bas­tel­tes an, hel­fen­de Hän­de ver­kau­fen lecke­re Mar­me­la­den, Nütz­li­ches aus Holz und selbst­ge­näh­te Klei­nig­kei­ten. Kin­der befül­len Opfer­käst­chen oder gehen als Klop­fer­sin­ger und Stern­sin­ger von Haus zu Haus, um Spen­den für not­lei­den­de Kin­der welt­weit zu sam­meln. Und natür­lich bit­ten auch die gro­ßen Orga­ni­sa­tio­nen von Cari­tas und Dia­ko­nie oder aber auch vie­le ande­re um groß­zü­gi­ge Spen­den. Das ist gut so und wichtig.

Mehr als alle Geschen­ke zähl­ten das Für­ein­an­der-da-sein und das Geschenk der Zeit, die wir mit­ein­an­der verbringen.”

Alexandra Kalchauer

Ich möch­te aber unse­re Auf­merk­sam­keit auch auf die klei­nen Spen­den len­ken: Ich den­ke dabei aber nicht an klei­ne Geld­zu­wen­dun­gen, son­dern ein freund­li­ches Lächeln, ein gutes, auf­mun­tern­des oder loben­des Wort, das wir für ande­re Men­schen bereit­hal­ten. An Klei­nig­kei­ten, über die wir uns freu­en, wenn sie uns zuge­dacht wer­den. Ich den­ke an eine Advents­ka­len­der-Kar­te, die mir eine Freun­din jedes Jahr schickt, ein Glas Mar­me­la­de, die eine Got­tes­dienst­be­su­che­rin mir schenkt, selbst­ge­strick­te Socken, die mir zuge­dacht wer­den, oder ein Päck­chen Leb­ku­chen von einem Pfar­rei­an­ge­hö­ri­gen, die er sel­ber in gro­ßer Zahl bäckt und dann verschenkt.

Vor eini­gen Tagen frag­te mich ein Mann im Gespräch, wie ich denn am Hei­li­gen Abend feie­re, und ich sag­te ihm, dass mei­ne Kin­der mit Enkeln kom­men wer­den. Da mein­te er, dass auch bei ihm erst­mals sei­ne Toch­ter mit Enkeln, eines weni­ge Wochen alt und das ande­re vier Jah­re, kom­men wer­den und er sehr auf­ge­regt sei, wie das wird. Dabei erin­ne­re ich mich an das ers­te Weih­nach­ten, als mei­ne Eltern ihren ers­ten Enkel stau­nend unter dem Weih­nachts­baum sit­zend sahen. Ich wer­de ihre Augen, die mehr leuch­te­ten als die mei­nes Soh­nes, nie ver­ges­sen. Und so ergeht es auch mir und vie­len ande­ren: Mehr als alle Geschen­ke zähl­ten das Für­ein­an­der-da-sein und das Geschenk der Zeit, die wir mit­ein­an­der ver­brin­gen. Seit eini­ger Zeit hat sich eine ehren­amt­li­che Frau ange­bo­ten, in der Kurz­zeit­pfle­ge Burg­hau­sen alten, oft ein­sa­men Men­schen ihre Zeit zu schen­ken. Sie unter­hält sich, liest vor oder spielt mit ihnen und hat mir berich­tet, welch Glücks­ge­fühl die dank­ba­ren Augen der Senio­ren bei ihr erzeugen. 

Lie­be Lese­rin­nen und Leser, ich wün­sche Ihnen vie­le sol­cher Glücks­mo­men­te, die jeder für sich ein klei­nes Weih­nachts­fest in unse­ren Her­zen erzeu­gen mögen – nicht nur jetzt vor Weih­nach­ten, son­dern das gan­ze Jahr über, Tag für Tag.

KALCHAUER Foto Website

Alexandra Kalchauer

Klinikseelsorgerin

Weitere Nachrichten

2025 01 20 pb alb aufmacher ausgabe 4 2025 2
Weltkirche
20.01.2025

Lächeln wir

Franziskus‘ Leben und Denken auf knapp 400 Seiten: In seiner neuen Autobiografie erzählt der Papst emotional,…

2025 01 20 pb alb vortrag bischof weltsynode
Weltkirche
20.01.2025

Das Vermächtnis des Papstes

Bischof Stefan Oster hat am 14. Januar in Burghausen vor interessiertem Publikum zum zweiten Mal Einblicke…

2025 01 20 pb alb dialog bischof bauernverband
Bistum
20.01.2025

Auf gemeinsamem Fundament

Eine kirchennahe Studie zur „Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität“ sorgte kürzlich für…

2025 01 20 pb alb senioren
Bistum
20.01.2025

Die Sprache des Herzens

Die Seniorenseelsorge des Bistums Passau startet mit einem abwechslungsreichen Programm ins Jahr 2025.…