Weltkirche

Bayerischer Kirchenvater

Redaktion am 02.01.2023

2023 01 02 pb alb papst benedikt winkt Foto: Werner Friedenberger
5. September 2007: Das Bistum Passau unternimmt eine Glaubensfahrt nach Rom – und besucht dabei den bayerischen Papst Benedikt XVI. aus der Heimatdiözese.

Papst Benedikt XVI. ist im Alter von 95 Jahren gestorben. In seiner Heimat bezeichneten ihn manche schon zu seinen Lebzeiten als „bayerischen Kirchenvater“.

Bei Wap­pen­trä­gern wird deut­lich, was sie im Schil­de füh­ren. Papst Bene­dikt XVI. hat­te sich einen Bären aus­ge­sucht. Er mein­te damit jenen Bären, der das Pferd des hei­li­gen Kor­bi­ni­an zer­fleischt haben soll, als die­ser sich auf den Weg nach Rom mach­te. Zur Stra­fe pack­te ihm Kor­bi­ni­an, so die Legen­de, das Bün­del auf den Rücken, das die­ser in die Ewi­ge Stadt schlep­pen musste.

Schon in sei­ner Münch­ner Zeit spiel­te Joseph Ratz­in­ger damit auf die Last des bischöf­li­chen Diens­tes an. Er wähl­te das Leben eines Gelehr­ten und ist vom Schöp­fer zum Zug­tier bestimmt wor­den, das den Kar­ren Got­tes die­ser Welt zieht. Und for­mu­lier­te es so: Wann ich ent­las­sen wer­de, weiß ich nicht, aber ich weiß, dass auch mir gilt: Dein Pack­esel bin ich gewor­den, und so, gera­de so bin ich bei dir.“

2023 01 02 pb alb papst benedikt papamobil und kreuz Foto: Werner Friedenberger
Papst Benedikt XVI. im Papamobil bei einer Generalaudienz in Rom.

Nun, die Sache mit der Ent­las­sung hat Bene­dikt XVI. sel­ber in die Hand genom­men. Er ver­zich­te­te auf Macht. Für ihn, der sich als ein­fa­chen und beschei­de­nen Arbei­ter im Wein­berg des Herrn“ bezeich­ne­te, war die Amts­nie­der­le­gung nicht Ver­lust, son­dern Gewinn. Unge­wöhn­lich in einer Gesell­schaft, die so oft und so hung­rig nach Pos­ten und Pöst­chen giert. 

Der Bay­er auf dem Stuhl Petri nutz­te die Spra­che sei­ner Lands­leu­te, um sei­ne frei­wil­lig gewähl­te Rol­le als Papa eme­ri­tus ein­zu­ord­nen: Es ist wie bei einem alten Bau­ern. Wenn die­ser nicht mehr kann, über­gibt er dem Sohn, bleibt aber Bau­er.“ Das Ver­hält­nis von Saat und Ern­te ist auf einem Bau­ern­hof eine Gesetz­mä­ßig­keit, die Gott in die Schöp­fung gelegt hat. Auch ein Papst wird an die­sen Begrif­fen gemessen. 

Schät­zungs­wei­se 1,4 Mil­li­ar­den Katho­li­ken gibt es auf der Erde. Da greift die Weis­heit des Vol­kes: Allen recht getan, ist eine Kunst, die nie­mand kann! Das gilt auch für den Pon­ti­fex maxi­mus, den obers­ten Brü­cken­bau­er. Und ver­gib uns unse­re Schuld“, heißt es im Vater­un­ser… Das Urteil über sein Pon­ti­fi­kat, so der seit 2013 eme­ri­tier­te Papst, wer­de eines Tages Gott fällen.

2023 01 02 pb alb papst benedikt in der gnadenkapelle altoetting Foto: Hildegard Pollety
Papst Benedikt XVI. als Pilger bei der Schwarzen Madonna von Altötting am 11. September 2006. Neben bzw. hinter ihm beten Bischof Wilhelm Schraml und der vatikanische Kardinalsstaatssekretär Angelo Sodano. Der bayerische Papst schenkte an diesem Tag dem Heiligtum von Altötting seinen Kardinalsring.

Papst­sein ist ein wei­tes Feld. Bestellt hat Bene­dikt XVI. dies mit sei­nem gro­ßen Lebens­the­ma – dass Glau­be und Ver­nunft auf­ein­an­der ange­wie­sen sind. Ohne Ver­nunft droht der Glau­be fana­tisch zu wer­den, und ohne Glau­ben schrumpft die Ver­nunft. Als Beten­der stand der Eme­ri­tus für die stän­di­ge Bezie­hung zu Jesus, ohne die Pries­ter letzt­lich zu Gehalts­emp­fän­gern und Bischö­fe zu Büro­kra­ten würden.

Aus dem Buben, den man am Kar­sams­tag 1927 in Marktl am Inn zum Tauf­brun­nen trug, ist einer der größ­ten Den­ker unse­rer Zeit gewor­den – ein Gigant des Geis­tes. Bern­hard Kirch­gess­ner, Lei­ter von Spec­trum Kir­che“, dem Exer­zi­ti­en- und Bil­dungs­haus des Bis­tums Pas­sau, gab sich bereits zum 90. Geburts­tag die­ses Leucht­turms pro­phe­tisch und nann­te ihn baye­ri­scher Kirchenvater“. 

2023 01 02 pb alb papst benedikt besuch altoetting 2006 Foto: Werner Friedenberger
11. September 2006: Der Papst daheim in Bayern. An diesem Tag kehrt Benedikt XVI. erstmals als Papst an die Stätten seiner Kindheit zurück – er besucht Altötting (Bild) und seinen Geburtsort Marktl am Inn.

Geht hin­aus in die Welt, und ver­kün­det das Evan­ge­li­um allen Geschöp­fen.“ Die­ser Auf­for­de­rung des Herrn ver­pflich­tet, mach­te sich der Nach­fol­ger des hei­li­gen Petrus auf, um die Wor­te des ewi­gen Lebens“ bis an die Enden der Erde zu tra­gen. Sei­ne Bot­schaft war so ein­fach wie tief: Der Glau­be ist nicht ein Pro­blem, das man lösen müss­te – er ist ein Geschenk, das es neu zu ent­de­cken gilt. Bene­dikt konn­te immer bei­des: den gro­ßen geis­ti­gen Bogen span­nen, die gro­ßen Zusam­men­hän­ge erklä­ren – und dabei zugleich das Ein­fa­che, das Tie­fe und Schö­ne des Glau­bens für jeden Men­schen ver­ständ­lich auf­leuch­ten lassen.

Der Pack­esel Got­tes“ hat­te in sei­nem Pon­ti­fi­kat viel zu schlep­pen. Nun leg­te er sein Leben zurück in die Hän­de des Schöp­fers. Was bedeu­tet eigent­lich das sprach­li­che Bild vom Pack­esel für uns? Bequem sind die Wege des Herrn oft nicht. Jeder Christ ist auf­ge­ru­fen, sein Bün­del zu tra­gen, sich auch als Last­tier Got­tes“ zu sehen.

Der Bär des hei­li­gen Kor­bi­ni­an wur­de in Rom wie­der frei­ge­las­sen. In mei­nem Fall hat der Herr anders ent­schie­den“, scherz­te der gebo­re­ne Markt­ler ger­ne. Mit Bene­dikts Lebens­er­fah­rung im Gepäck, der sich durch die Geschich­te des Bären ermu­tigt fühl­te, kön­nen wir jeden Tag aufs Neue unser Ja zu Gott sagen.

Je mehr das Licht sei­ner Lebens­ker­ze her­un­ter brann­te, des­to mehr sprach Bene­dikt über die Ewig­keit: Ich stel­le mir vor, dass es im Para­dies so sein wird, wie es in mei­ner Jugend war, mei­ner Kind­heit. In die­sem Sin­ne hof­fe ich dar­auf, nach Hau­se‘ gehen zu kön­nen, in Rich­tung der ande­ren Sei­te der Welt.“ Unse­re Gebe­te beglei­ten ihn dorthin.

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