Das glauben wir

Den unfassbaren Jesus begreifbar machen

Redaktion am 22.05.2023

2023 05 22 pb alb believeandpray1 Foto: Anna Hofmeister
„Geistliches Wellnessbad“, das eines gewissen Durchhaltevermögens bedarf: Bischof Stefan Oster bei seinem Impulsvortrag, der ein fester Bestandteil von Believe and Pray darstellt.

Believe and Pray ist ein Gebetsabend mit Lobpreis, Stille, Dank und Fürbitte, einem Vortrag sowie Diskussions- und Fragerunde. Bischof Stefan Oster versucht mit diesem Format, vor allem Jugendliche für Jesus zu begeistern. Gelingt das? Ist diese Art der Katechese zeitgemäß? Im Gespräch mit dem Bistumsblatt zieht er eine Zwischenbilanz.

Herr Bischof, Sie haben Belie­ve and Pray sehr schnell aus der Tau­fe geho­ben, als Sie nach Pas­sau gekom­men waren. Was hat Sie bewo­gen, die­se Gebets­aben­de für jun­ge Men­schen zu star­ten?
Bischof Ste­fan Oster:
Als ich damals nach Pas­sau kam, habe ich ja recht bald von neu­er Evan­ge­li­sie­rung gespro­chen und die Fra­ge gestellt: Wie geht Evan­ge­li­sie­rung heu­te? In mei­ner Zeit im Klos­ter Bene­dikt­beu­ern hat­te ich die­ses For­mat mit jun­gen Men­schen schon ein­ge­übt und ent­wi­ckelt – und dann in unser Bis­tum mit­ge­bracht – ein­fach um zu zei­gen, dass neue Evan­ge­li­sie­rung mög­lich ist, und um viel­leicht auch ande­re dazu anzu­re­gen. Seit über acht Jah­ren bie­te ich also 14-tägig Aben­de an, an denen wir ernst­haft mit­ein­an­der nach­den­ken über den Glau­ben und in den Lob­preis fin­den. Wir haben dazu auch wun­der­ba­re Musi­ke­rin­nen und Musi­ker. Ich hal­te einen Impuls­vor­trag, es gibt dann Fra­gen oder Gespräch über den Impuls. Wir gehen in die Stil­le – und danach sit­zen wir noch gesel­lig bei­ein­an­der. Und all das hat sich für mich als eine Mög­lich­keit her­aus­ge­stellt, zu zei­gen: Es ist mög­lich, dass heu­te jun­ge Men­schen in den Glau­ben geführt wer­den kön­nen. Ich mache das bis­lang übri­gens alles mit einem wun­der­ba­ren Team von ehren­amt­li­chen jun­gen Leu­ten, die sich ein­fach dafür ein­set­zen wol­len, dass ande­re Men­schen zu Jesus finden.

2023 05 22 pb alb believeandpray4 Foto: Anna Hofmeister
Believe and Pray.

Was ist das Schö­ne an BnP? Was bleibt bei den Jugend­li­chen?
Bischof Oster:
Es ist ganz unter­schied­lich. Weil ja jeder anders ist. Aber ich erle­be zum Bei­spiel immer wie­der bei eini­gen so etwas wie eine ech­te Bekeh­rung. Damit mei­ne ich, dass sie so in ihren Her­zen berührt wor­den sind, dass sie sagen: Ich schau jetzt anders auf mein Leben, habe eine neue Per­spek­ti­ve, habe tie­fe­ren Sinn, habe Berüh­rung mit Gott erfah­ren und so etwas. Man­cher wür­de auch sagen: Ich bin dem Herrn begeg­net. Ande­re kom­men vor allem aus dem Inter­es­se für intel­lek­tu­el­le Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Glau­ben, wie­der ande­re, weil sie ger­ne mit Lob­preis­mu­sik beten. Für vie­le gilt aber tat­säch­lich: Es gibt eine Berüh­rung, die eine Ver­än­de­rung bewirkt. Das heißt für mich: das Inein­an­der von geist­li­cher Atmo­sphä­re, Gebet, her­aus­for­dern­der Ver­kün­di­gung, Ein­la­dung zum Selbst­den­ken und wach­sen­der Gemein­schaft, kann jun­ge Men­schen in jedem Fall tie­fer zu sich selbst und zu Gott bringen. 

Was war das Beein­dru­ckends­te, was Sie bis jetzt bei BnP erlebt haben?
Bischof Oster:
Im letz­ten August wur­de eine jun­ge Frau getauft, die zuvor weit, weit weg von unse­rem Glau­ben war. Sie ist davor unge­fähr drei Jah­re lang zu Belie­ve and Pray gekom­men. Die Tau­fe habe ich selbst mit ihr gefei­ert und damit zusam­men die Erst­kom­mu­ni­on sowie die Fir­mung – zusam­men mit vie­len, die auch zu BnP kom­men. Das war eine wirk­lich schö­ne Erfah­rung, weil zu spü­ren war, dass sie sich in gro­ßer Frei­heit nach einem lan­gen Weg des Nach­den­kens und Betens ent­schie­den hat und sie im Gespräch mit vie­len ande­ren in die Tie­fe gekom­men ist. Ich den­ke außer­dem an eine ande­re Per­son, die ich in einer Oster­nacht getauft habe, nach­dem sie lan­ge bei Belie­ve and Pray war und die inzwi­schen in ein Klos­ter ein­ge­tre­ten ist.

Die Aben­de bewir­ken für mich selbst ers­tens die regel­mä­ßi­ge Begeg­nung mit jun­gen Men­schen – und wenn man sieht, wie sie in den Glau­ben fin­den, stärkt das natür­lich wie­der­um auch den eige­nen Glau­ben und in mir gibt es regel­mä­ßig ein fro­hes Stau­nen dar­über, dass das Evan­ge­li­um wirk­lich wahr ist, dass Got­tes Geist in den Men­schen am Werk ist.”

Bischof Stefan Oster

Was bewir­ken die Aben­de bei Ihnen sel­ber? Wie berei­ten Sie sich dar­auf vor?
Bischof Oster:
Mei­ne Vor­be­rei­tung besteht immer aus einem Impuls­vor­trag, der meis­tens eine hal­be Stun­de dau­ert. Unter der Woche neh­me ich das The­ma mit ins Gebet und den­ke dar­über nach. Am Sams­tag­abend oder am Sonn­tag­nach­mit­tag schrei­be ich Stich­punk­te auf, über was ich dann spre­chen wer­de. Zuletzt hat­te ich eine The­men­rei­he über Gleich­nis­se Jesu. Gera­de habe ich eine über die Abschieds­re­den Jesu im Johan­nes­evan­ge­li­um. Ich habe auch schon ein­mal eine gan­ze Rei­he übers Glau­bens­be­kennt­nis gemacht. Dar­aus ist auch das Buch Cre­do ent­stan­den, das dann in drei Auf­la­gen erschie­nen ist. Die Aben­de bewir­ken für mich selbst ers­tens die regel­mä­ßi­ge Begeg­nung mit jun­gen Men­schen – und wenn man sieht, wie sie in den Glau­ben fin­den, stärkt das natür­lich wie­der­um auch den eige­nen Glau­ben und in mir gibt es regel­mä­ßig ein fro­hes Stau­nen dar­über, dass das Evan­ge­li­um wirk­lich wahr ist, dass Got­tes Geist in den Men­schen am Werk ist. 

Wel­che Reak­tio­nen haben Sie auf das For­mat bekom­men?
Bischof Oster:
Vie­le kom­men seit Jah­ren und wol­len, dass es so bleibt – auch wenn ich selbst immer wie­der dar­über nach­ge­dacht habe, viel­leicht das For­mat zu ändern oder etwas Neu­es zu machen. Für man­che ist es echt geist­li­che Hei­mat gewor­den. Nach den Aben­den stel­le ich die Vor­trä­ge zudem online. Sie sind dann auf mei­nem Blog, Sound­Cloud und Spo­ti­fy nach­zu­hö­ren. Dem­nächst kön­nen die Vor­trä­ge auch auf You­Tube als Video ange­schaut wer­den.
Dar­auf bekom­me ich tat­säch­lich häu­fig Rück­mel­dun­gen – von über­all her. Man­cher schreibt so etwas wie: Davon lebe ich geist­lich“ oder Davon zeh­re ich“. Erst vor kur­zem hat sich ein jun­ger Mann gemel­det, der zum Pries­ter geweiht wird – und dank­bar geschrie­ben hat, dass die­se Inhal­te prä­gend für sei­nen Weg waren. Auch online haben mir Men­schen schon ihre Bekeh­run­gen durch die BnP-Impul­se rück­ge­mel­det. Das ist zwar alles kei­ne Mas­sen­re­ak­ti­on, aber für eini­ge scheint es tat­säch­lich tief­grei­fend zu sein. Und wenn ich unter­wegs in Deutsch­land bin und immer wie­der dar­auf ange­spro­chen wer­de, dann stau­ne ich doch über die Verbreitung.

2023 05 22 pb alb believeandpray2 Foto: Anna Hofmeister
Believe and Pray.

Was müss­te man even­tu­ell ändern und der Zeit anpas­sen?
Bischof Oster:
Gute Fra­ge. Das über­le­ge ich auch immer wie­der. Wir haben ja eigent­lich eine Alters­gren­ze: von 15 bis 35 Jah­ren. Doch man­cher ist z.B. mit 32 dahin gekom­men, hat eine tie­fe­re Erfah­rung gemacht und sagt: Ich kann doch jetzt nicht gehen“ – und ist aber jetzt schon 37 Jah­re alt. Daher sind wir nun weni­ger streng gewor­den mit der Alters­gren­ze. Wir schi­cken auch nie­man­den weg, der kommt, wol­len aber ins­ge­samt schon eher jün­ger blei­ben. Aber die Fra­ge bleibt eine Such­be­we­gung. Hat das For­mat Zukunft? Das fra­ge ich mich auch immer wie­der. Aber jetzt mache ich das seit acht Jah­ren und wir sind immer etwa zwi­schen 30 und 70 Leu­ten. Es gibt sowas wie den har­ten Kern und dann kom­men oft ganz unter­schied­li­che Leu­te von über­all her. Manch­mal kommt plötz­lich jemand von irgend­wo aus Deutsch­land, der das ein­fach mal erle­ben woll­te. Oder es kom­men sehr regel­mä­ßig jun­ge Leu­te, die eine oder zwei Stun­den Anfahrt in Kauf neh­men – das berührt mich. Belie­ve and Pray“ ist auch nicht nie­der­schwel­lig: So ein Abend dau­ert ohne das Gesel­li­ge gut ein­ein­halb Stun­den. Da muss man schon einen inne­ren Zug haben, dass man sich drauf ein­las­sen kann. Ande­rer­seits sagen man­che, das sei für sie ein geist­li­ches Well­ness­bad. Da erle­ben wir, dass wir wirk­lich ins Nach­den­ken kom­men über den Glau­ben, dass wir ins Gebet kom­men. Wir haben auch Zei­ten der Stil­le und Zei­ten, um Fra­gen zu stel­len.“ Wie gesagt: Es ist nicht nie­der­schwel­lig. Und trotz­dem gelingt es, seit Jah­ren sehr regel­mä­ßig jun­ge Men­schen zu einem so expli­zit geist­li­chen Ange­bot zu mobi­li­sie­ren. Das fin­de ich schon beson­ders.
Es soll bei all dem aber nicht hei­ßen, das sei das Spe­zi­al-Hob­by des Bischofs. Es soll ja etwas sein, das auch ande­re moti­viert. Ich möch­te die Leu­te ani­mie­ren, selbst etwas zu pro­bie­ren, selbst neue Wege zur Glau­bens­ver­kün­di­gung zu suchen und zu gehen. Natür­lich fra­ge ich mich auch, wie sehr hängt es an mei­ner Per­son? Wür­de es auch wei­ter­lau­fen, wenn ich es abge­be? Ich weiß es nicht genau. Aber ich den­ke, solan­ge jun­ge Men­schen dadurch in den Glau­ben fin­den oder dar­in wach­sen, passt es auch in die Zeit. 

Jesus war auch ein Erd­be­ben. – Die Men­schen davon zu fas­zi­nie­ren, das ist mein Anliegen!”

Bischof Stefan Oster

Eine inter­es­san­te Neue­rung sind Ihre You­tube-Vide­os, die jetzt ent­ste­hen. Was erhof­fen Sie sich davon?
Bischof Oster:
Wenn wir allein die Audio-Datei mei­nes Vor­trags auf Sound­Cloud und Spo­ti­fy stel­len, errei­chen wir ein paar hun­dert Nut­zer, bei You­Tube wer­den es wohl eher ein paar tau­send sein. Das heißt: Wenn es dar­um geht, mit dem Evan­ge­li­um Men­schen zu errei­chen, ist das ein Weg. Aber er ist natür­lich auf­wän­di­ger. Wor­um es mir auch geht: Wir alle mer­ken ja, dass die Glau­bens­in­hal­te ver­duns­ten. Kön­nen Men­schen ihren Glau­ben erklä­ren? Kön­nen Men­schen über ihren Glau­ben spre­chen? Wis­sen wir eigent­lich, was wir glau­ben, wenn wir so gro­ße Wör­ter wie Heil, Erlö­sung, Gna­de und Sün­de sagen? Wis­sen wir, was wir da mei­nen? Und ich ver­su­che im Grun­de immer­fort, aus den Quel­len, die wir haben, den Glau­ben zu erklä­ren. Und hof­fent­lich auch so, dass er irgend­wie auch etwas mit dem Leben der Teil­neh­mer zu tun hat. Ich will damit auch zei­gen: Glau­be ist nicht ein­fach nur banal, es ist nicht ein­fach nur Huma­nis­mus der Net­tig­keit. Glau­be bedeu­tet nicht ein­fach nur, dass der Herr Jesus mit Jesus-Lat­schen durch Paläs­ti­na gelau­fen ist und net­te Sachen gesagt hat. Das hat er – Gott sei Dank – auch, aber er war doch zugleich so etwas wie ein Erd­be­ben. Er hat unglaub­lich viel in Bewe­gung gebracht, vie­le ange­zo­gen oder abge­sto­ßen und er hat den Lauf der Geschich­te ver­än­dert. Und das liegt an IHM selbst: ER selbst ist die Bot­schaft, ER ist der Ret­ter! Und das dar­zu­stel­len und zu zei­gen, wer er ist, und Men­schen davon zu fas­zi­nie­ren, das ist mein tiefs­tes Anlie­gen über­haupt. Und wenn sich jemand tat­säch­lich fas­zi­nie­ren lässt – wun­der­bar! n

Inter­view: Wolf­gang Krin­nin­ger / Mit­ar­beit: Yvonne Haderer

Wolfgang krinninger

Wolfgang Krinninger

Chefredakteur

Believe and Pray – So können Sie dabei sein

Der Gebets­abend Belie­ve and Pray“ (BnP) fin­det immer vier­zehn­tä­gig in der Home Base Pas­sau statt – zum nächs­ten Mal am 4. Juni 2023. Beginn ist um 19.30 Uhr. Alle Vor­trä­ge kön­nen auf der Web­site www​.ste​fan​-oster​.de oder auf You­Tube (@BichofStefanOsterSDB) nach­ge­hört werden.

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