In reinstem Weiß erstrahlt die innseitige Friedhofsmauer an der Kirche St. Severin nach Abschluss der aufwändigen Sanierung. Vor Freude über das gelungene Werk strahlt auch Pater Mirko Legawiec OSPPE vom Kloster Mariahilf über das ganze Gesicht. „Wir sind sehr froh darüber“, bekundet der Pauliner-Mönch und örtliche Pfarrer beim Anblick der steinernen historischen Einfriedung, die vor allem durch das Hochwasser im Juni 2013 Schaden genommen hatte. Die Fundamente waren von den Fluten des Inns teilweise stark unterspült worden.
Das Resultat der Bestandsuntersuchung durch Kirchenrestaurator Josef Kreileder aus Kemating bei Fürstenzell deutete auf einen hohen Sanierungsbedarf der Friedhofsmauer hin, die an das Bahngleis der außer Betrieb befindlichen Lokalbahn nach Hauzenberg angrenzt. Die Nachforschungen ergaben, dass der Friedhof an dieser Stelle schon um 1825 von einer Mauer umgeben war. Insgesamt fünf Bauphasen sind nachgewiesen – die letzte als Sanierung mit Stütz-Vormauerung aus Beton und Mauerwerkserhöhung, dazu Anbringung teils neuzeitlicher Deckplatten aus Beton, im Jahr 1983.
Teilweise Neigung der Mauer nach außen, instabiles Steinmaterial, ausgewaschener Fugenmörtel, Risse und Abplatzungen an den Verputzungen, in das Mauerwerk eindringendes Wasser – dies und einiges mehr ist im Bericht des Restaurators nachzulesen. Architekt Thomas Schmied aus Passau ging ans Werk, um die Stützwand aus Bruchsteinen und Mischmauerwerk – errichtet in verschiedenen Epochen – im Auftrag der Katholischen Pfarrkirchenstiftung St. Severin mit Sitz am Kirchenplatz in der Innstadt einer Generalsanierung zu unterziehen. Eng eingebunden in das Projekt waren auch die Regierung von Niederbayern und das Landesamt für Denkmalpflege.
Auf der Basis von Voruntersuchungen – neben den Erhebungen des Kirchenrestaurators auch die eines Bodengutachters und eines Statikers – sowie auf der Grundlage zweier vom Ingenieurbüro Heininger in Passau erarbeiteter Varianten galt es eine Entscheidung über die Vorgehensweise zu treffen, zumal eine Rückverankerung beziehungsweise Vernagelung der bestehenden Wand wegen der anstehenden Gräber nicht möglich war. Die Wahl fiel auf die Abstützung mit einer etwa 30 Zentimeter dicken Vorsatzschale aus Stahlbeton in Anpassung an den Verlauf der historischen Stützwand durch Fertigung in kleinen Segmenten. Der Baubeginn erfolgte im Frühsommer 2019.
Um das Erscheinungsbild einer verputzten Mauer zu erzielen, wurde die Betonwand unregelmäßig verputzt, wie Diplom-Ingenieur Schmied erklärt. Die Gefahr von drückendem Wasser aus dem hinterfüllten Bereich ist bei dieser Variante ausgeschlossen.
„Die Mauerkrone – die Brüstung im Friedhofsbereich – ließ der Architekt zusätzlich durch einen sogenannten Kopfbalken stabilisieren. Sie ist nunmehr abgeschrägt und mit Biberschwanz-Dachziegeln, auch Kirchenbiber genannt, eingedeckt. Dadurch ergibt sich nach der knapp einjährigen Renovierungsphase mit einem Investitionsvolumen von rund 500.000 Euro ein sehr ansprechendes Aussehen.”
Text und Fotos: Bernhard Brunner