Soziales

Achte auf deine Worte. Achtsamkeit!

Wolfgang Krinninger am 20.08.2019

Rückseite Pabi Werner Friedenberger
Mitten unter Sonnenblumen - Durchblick auf den Dom St- Stephan in Passau.

Der erhobene Zeigefinger bewirkt gar nichts. Wer ihn erhebt, fühlt sich vielleicht überlegen. Aber er verkennt, dass sich sein Gegenüber sofort wegdreht und auf Durchzug schaltet

Ich den­ke, es ist sinn­vol­ler, Geschich­ten zu erzäh­len. Geschich­ten vom Wah­ren, Guten und Schö­nen. Von muti­gen Vor­bil­dern, gro­ßen Taten, tief­ge­hen­den Erleb­nis­sen. Und doch fällt mir das zuneh­mend schwe­rer. An man­chen Tagen macht mich die geis­ti­ge Ver­ro­hung in die­sem Land fas­sungs­los. Wir haben eigent­lich alles und gera­ten den­noch (oder des­we­gen?) immer näher an die schar­fe Abriss­kan­te über einem Abgrund. 

Die Kul­tur endet, indem die Bar­ba­ren aus ihr aus­bre­chen.“ Der gro­ße öster­rei­chi­sche Schrift­stel­ler Karl Kraus hat das vor rund 100 Jah­ren for­mu­liert. Schau­en Sie sich um. Was tun Men­schen sich alles an? Sie schre­cken vor nichts mehr zurück. Übels­te Belei­di­gun­gen, Dro­hun­gen, Hass, eine ver­gif­te­te Gesell­schaft. Und den gro­ßen Applaus bekom­men die Ein­sei­ti­gen, die Gro­ben, die Vul­gä­ren, die Exzes­si­ven. Die Trumps, Sal­vi­nis, Bol­so­na­ros die­ser Welt, die trun­ken vom eige­nen Ego alles Mensch­li­che niederschreien. 

Die­ses Wort­gift brei­tet sich aus. Durch einen nega­tiv gefärb­ten Sprach­ge­brauch wird die Wahr­neh­mung ver­än­dert und in Fol­ge auch das Ver­hal­ten“, sagt die Psy­cho­the­ra­peu­tin Bar­ba­ra Lubisch. Das ist nicht etwa eine neue Erkennt­nis. Ein 200 Jah­re alter eng­li­scher Apho­ris­mus mahnt: Ach­te auf Dei­ne Gedan­ken, denn sie wer­den Wor­te. Ach­te auf Dei­ne Wor­te, denn sie wer­den Hand­lun­gen. Ach­te auf Dei­ne Hand­lun­gen, denn sie wer­den Gewohn­hei­ten. Ach­te auf Dei­ne Gewohn­hei­ten, denn sie wer­den Dein Cha­rak­ter. Ach­te auf Dei­nen Cha­rak­ter, denn er wird Dein Schicksal.“

Das Unheil fängt im Klei­nen an. Wer Belei­di­gun­gen aus­sät, wer mit Unter­stel­lun­gen um sich wirft, klei­ne sprach­li­che Hie­be unter der Gür­tel­li­nie anbringt, Gerüch­te und Halb­wahr­hei­ten ver­brei­tet, die sprach­li­chen Gren­zen immer wie­der ein Stück ver­schiebt, der nimmt die Radi­ka­li­sie­rung des Han­delns in Kauf. Der macht sich mitschuldig. 

Doch genau so fängt auch das Heil im Klei­nen an. Mit jeder Ent­schul­di­gung, mit jedem mäßi­gen­den Wort, mit jedem gefun­de­nen Kom­pro­miss, mit jedem Lächeln, mit jeder Ermun­te­rung, mit jeder aus­ge­streck­ten Hand wird die Welt wie­der ein wenig hel­ler, schö­ner, menschlicher.

Nein, wir dür­fen nicht auf­hö­ren, an das Wah­re, Gute und Schö­ne zu glau­ben. Wir müs­sen uns mit allem, was wir haben, dafür ein­set­zen. Als Chris­ten, als Eltern, als Menschen.

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