Kirche vor Ort

Sie brachten die Urberufung eines Christen zum Klingen

Susanne Schmidt am 10.10.2023

Wortgottesdienstleiter Foto: Archiv Bistumsblatt/Werner Friedenberger
Ein Meilenstein für die Pastoral im Bistum Passau: Bischof Franz Xaver Eder beauftragt bei der Aussendungsfeier auf dem Gartlberg in Pfarrkirchen die ersten Wortgottesdienstleiterinnen und -leiter.

Vor genau 30 Jahren beauftragte das Bistum Passau die ersten Wortgottesdienstleiterinnen und -leiter.

Am 22. Juli 1993 wur­den vom dama­li­gen Pas­sau­er Bischof Franz Eder in fei­er­li­chen Aus­sen­dungs­fei­ern in der Wall­fahrts­kir­che Gartl­berg und zwei Tage spä­ter in Unter­gries­bach die ers­ten 69 Wort­got­tes­dienst­lei­te­rin­nen und ‑lei­ter offi­zi­ell mit ihrem Dienst beauf­tragt. Die­se Frau­en und Män­ner (…) brin­gen die Urbe­ru­fung des Chris­ten zum Klin­gen, in jeder Wei­se auf Gott zu hören und sie füh­ren zum Dank und Lob­preis Got­tes“, äußer­te der dama­li­ge Bischof Franz Eder gegen­über dem Bis­tums­blatt vom 1. August 1993.

Die Ein­füh­rung von Wort­got­tes­dienst­lei­tern war eine Reak­ti­on auf die ver­än­der­ten pas­to­ra­len Anfor­de­run­gen und den zuneh­men­den Pries­ter­man­gel im Bis­tum. Nie darf die feh­len­de Eucha­ris­tie­fei­er Anlass dafür sein, dass eine Gemein­de sich nicht zusam­men­fän­de“, beton­te der dama­li­ge Bischof. Der neu ein­ge­rich­te­te Dienst soll­te ein Weg sein, die Gemein­de zusam­men­zu­füh­ren, um das Wort Got­tes zu hören, es ken­nen und schät­zen zu ler­nen. Die­se habe durch das zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil eine neue Blü­te erfahren.

Einer der Beauf­trag­ten ist der heu­te 69-jähi­ge Hans Pam­mer­sper­ger aus Unter­zeit­larn. Er erin­nert sich ger­ne noch an sei­ne Aus­sendung vor 30 Jah­ren in der bis auf den letz­ten Platz gefüll­ten Gartl­berg­kir­che zurück: Als ers­te Gene­ra­ti­on von Wort­got­tes­dienst­lei­ten aus­ge­sandt zu wer­den, war doch ein mul­mi­ges Gefühl. Man wuss­te ja gar nicht, was da auf einen zukommt und wie man in der Gemein­de ankommt.“ Der Tag selbst sei ein gro­ßes Ereig­nis gewe­sen, berich­tet Pam­mer­sper­ger: Natür­lich war auch eine Freu­de und ein gewis­ser Stolz vor­han­den, bei den ers­ten, die ja doch mit fast 50 Per­so­nen eine gro­ße Gemein­schaft waren, dabei zu sein. Auch die Aus­sendung jedes ein­zel­nen Teil­neh­mers durch Bischof Eder per­sön­lich hat uns schon sehr gefreut.“

Die Wort­got­tes­dienst­lei­te­rin­nen und ‑lei­ter erhiel­ten eine umfas­sen­de Aus­bil­dung und wur­den ein Jahr auf ihre neue Rol­le vor­be­rei­tet. Dies half ihnen, Sicher­heit für die kom­men­de Auf­ga­be zu gewin­nen, berich­tet Pam­mer­sper­ger: Da wir eine sehr gute Aus­bil­dung durch Dom­ka­pi­tu­lar Max Huber, Pfar­rer Hau­ner, damals Johan­nis­kir­chen, und Pfar­rer Wernd­le, damals Münchs­dorf, genos­sen haben, war doch eine gewis­se Sicher­heit vor­han­den.“ Seit­dem haben eini­ge eine Viel­zahl von Auf­ga­ben in ihren jewei­li­gen Gemein­den über­nom­men, wie die Lei­tung von Wort­got­tes­diens­ten, das Vor­be­rei­ten von Gläu­bi­gen auf die Sakra­men­te und die Unter­stüt­zung in der Katechese. 

Der Pas­sau­er Dom­de­kan Dr. Hans Bau­ern­feind, Lei­ter der Haupt­ab­tei­lung Seel­sor­ge und Evan­ge­li­sie­rung, betont: Vie­le Män­ner und Frau­en leis­ten in unse­rem Bis­tum eine wert­vol­le Arbeit. Beson­ders in den Kran­ken­häu­sern, Alten­hei­men und bei vie­len ande­ren Gele­gen­hei­ten sind bei uns seit Jah­ren die Wort­got­tes­dienst­fei­ern eta­bliert. Wir sind sehr dank­bar für die­sen Dienst.“

Hans Pam­mer­sper­ger selbst blickt stolz auf die letz­ten drei Jahr­zehn­te zurück: Wort­got­tes­dienst­lei­ter zu sein bedeu­tet für mich kon­kret, den Glau­ben in unse­rer Expo­si­tur zu stär­ken und Wort­got­tes­diens­te so zu gestal­ten, dass die­se auch die Got­tes­dienst­be­su­cher anspre­chen und von die­sen posi­tiv auf­ge­nom­men wer­den. Ich sehe es schon als Pflicht eines katho­li­schen Chris­ten an, sein Mög­lichs­tes in der Gemein­de zu tun und nicht den Pfar­rer oder die sons­ti­gen Haupt­amt­li­chen allein zu las­sen.“ Sei­ne Tätig­keit als Wort­got­tes­dienst­lei­ter mache er nach wie vor sehr ger­ne. Sehr gefreut habe er sich, dass sei­ne Expo­si­tur seit vori­gem Jahr wie­der eine Ver­stär­kung erhal­ten habe. Man wird ja auch älter“, fügt Hans Pam­mer­sper­ger hinzu.

Ein Zer­streu­en der ört­li­chen Kir­chen­ge­mein­de muss gebremst werden”

Wortgottesdienstleiter Hans Pammersberger

Die Ein­füh­rung der Wort­got­tes­dienst­lei­ter vor 30 Jah­ren hat das Gesicht der pas­to­ra­len Arbeit im Bis­tum Pas­sau berei­chert. Auch wenn der Weg nicht immer ein­fach war, ist für Pam­mer­sper­ger die dama­li­ge Grund­la­ge für die Ein­füh­rung der Wort­got­tes­diens­te wich­tig: Wort­got­tes­dienst­lei­ter wur­den aus­ge­bil­det, damit bei dem damals schon abseh­ba­ren Pries­ter­man­gel sich die Gemein­de am Sonn­tag trotz­dem ver­sam­melt und nicht aus­ein­an­der­bricht. Dies emp­fin­de ich nach wie vor als äußerst wich­tig, wenn auch die Besu­cher­zahl sowohl bei Eucha­ris­tie­fei­ern wie auch Wort­got­tes­diens­ten zurück­geht. Ein Zer­streu­en der ört­li­chen Kir­chen­ge­mein­de muss, soweit mög­lich, gebremst wer­den. Wenn es nicht mög­lich ist, eine Eucha­ris­tie­fei­er zu hal­ten, ist für mich der Wort­got­tes­dienst unverzichtbar.“

Die Eucha­ris­tie­fei­er ist Quel­le und Höhe­punkt des kirch­li­chen Lebens“ und wich­tig für alle Katho­li­kin­nen und Katho­li­ken. Dies zu erfah­ren, wird in unse­rer Zeit immer schwie­ri­ger. Das sieht auch Hans Bau­ern­feind so: Wir ste­hen vor gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen in den kom­men­den Jah­ren. Die Gesell­schaft ver­än­dert sich und eine kirch­li­che Sozia­li­sa­ti­on ist nicht mehr selbst­ver­ständ­lich. Daher sehe ich in den Wort­got­tes­diens­ten eine Chan­ce, dem Wort Got­tes als Weg­wei­sung für die Kir­che neue Räu­me der Begeg­nung zu erschlie­ßen.“ So kön­ne es eine Hil­fe im per­sön­li­chen Glau­bens­weg sein: Wir den­ken bei Wort­got­tes­diens­ten oft an einen Ersatz für die Sonn­tags­mes­se. Doch viel­leicht kön­nen gera­de Wort­got­tes­diens­te, die unter der Woche statt­fin­den, den Gläu­bi­gen hel­fen, sich per­sön­lich mit ihrem Glau­ben aus­ein­an­der zu set­zen und ihnen mehr und mehr hel­fen, das Geheim­nis des Glau­bens zu erfas­sen, was wie von selbst zur Mit­fei­er der Mes­se füh­ren kann.“

Susan­ne Schmidt

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