„Wo sich Glaube und Leben treffen“ – passend zum Motto des Bildungshauses Heilig Geist in Burghausen hatte Bischof Stefan Oster seinen Vortrag zum 30-jährigen Jubiläum gestaltet.
Das „Haus der Begegnung Heilig Geist” in Burghausen ist heuer 30 Jahre alt geworden. Viele Freunde und langjährige Weggefährten waren am 3. November der Einladung zum Jubiläumsvortrag und Gespräch mit Diözesanbischof Dr. Stefan Oster gefolgt, um für die zurückliegenden Jahre zu danken, einander zu begegnen – und um zuzuhören. Vor allem natürlich dem Vortrag des Bischofs, dessen Gedanken zum Thema „Erfahrung und Evangelium – Leben und Glauben“ um die Frage der Begegnung kreisten: untereinander und mit Gott.
Nachdem Direktorin Rebekka Redinger-Kneißl Festgemeinde und Ehrengäste – darunter neben dem Bischof Gründungsdirektor Domkapitular i.R. Josef Fischer und Domkapitular Dr. Anton Spreitzer – begrüßt hatte, gab sie einen kurzen Rückblick in die Entstehungsgeschichte des Bildungshauses. Gleichzeitig sei so ein Geburtstag aber auch Gelegenheit, nach vorne zu schauen, betonte Redinger-Kneißl.
Diesen Part übernahm dann gerne Bischof Stefan Oster als Festredner. „Was passiert eigentlich, wenn Personen einander begegnen?” Diese Frage bildete Ausgangslage und Leitmotiv seines Vortrags. Prägend für echte Begegnung sei die Eigenschaft, einander wirklich zuzuhören – das habe ihm nicht zuletzt wieder die Bischofssynode in Rom gezeigt, von der er unlängst erst aus Rom zurückgekehrt war. Wer wirklich zuhöre, so der Bischof, der mache sich ganz frei, der werde „arm” vor dem Anderen, aber auch verletzlich – und gebe dem Gegenüber so Raum, sich von sich her zu zeigen. Wenn wir ganz Ohr seien, dann ließen wir den Anderen in unseren inneren Raum eintreten und könnten ihn durch eigene Zurücknahme ins Wort helfen.
So sei es auch mit der Christusbegegnung, die umso tiefer sei, je mehr wir lernten selbstvergessen zu sein. „Gott ist der, der alles hören will, sich alles antut von denen, die er in die Freiheit haben will”, führt Bischof Stefan zum Urgrund aller Begegnung. Gott sei absolut gegenwärtig, nenne sich selbst den „Ich-bin-da”. Oster weiter: „Wenn ich in dem stehe, in Christus, der die ganze Welt sich hat austoben lassen an sich, der nicht das letzte Wort in dieser Welt haben musste – dann kann ich als Christ ein Liebender werden”.
„Herzlichen Glückwunsch diesem Haus, in dem daran mitgewirkt wird, dass wir miteinander in die Freude des Glaubens finden!”
So verschmelzen schließlich Leben und Glauben, Erfahrung und Evangelium, das nichts anderes sei als eine Rettungsaktion: Jesus ist gekommen, uns mit dem Vater zu versöhnen. Die Eucharistie ihrerseits sei ein Lektüreschlüssel für die ganze Schrift: Altes Testament, Neues Testament: „und dann kommt Jesus. Wir feiern die absolute Selbsthingabe Gottes.” Die ganze Schrift schließe sich auf, so der Bischof, „wenn wir verstehen, wie sehr Gott sich hingibt aus Liebe.”
Und die Zukunft der Kirche, so die feste Überzeugung des Bischofs, seien Menschen, die Christus liebten und andere diese persönliche Freundschaft spüren ließen. Christen der Zukunft, bekräftigt Oster, erzählten sich ihre persönlichen Lebensgeschichten mit Jesus. Da sind wir wieder bei der Begegnung, die nach Martin Buber alles wirkliche Leben ausmache – und die seit 30 Jahren Programm ist in Heilig Geist, Burghausen. „Herzlichen Glückwunsch diesem Haus, in dem daran mitgewirkt wird, dass wir miteinander in die Freude des Glaubens finden!” Mit diesen Worten schloss Bischof Stefan seinen Vortrag. Anschließend stand er noch gerne für Fragen zur Verfügung und gab nach den Erfahrungen von langen Sitzungen bei der Synode zu, dass wirkliches Zuhören gar nicht immer so einfach sei, dass auch er durchaus an Grenzen gekommen sei.
Ein stimmungsvoller Gottesdienst in der Hauskirche Heilig Geist sowie ein gemeinsames Abendessen der versammelten Geburtstagsgäste rundeten eine Jubiläumsfeier ab, bei der tatsächlich viel Raum für Begegnung war – untereinander und mit Gott.
Wolfgang Terhörst
Redaktionsleiter