Das glauben wir

Die Kraft des Miteinanders

Redaktion am 02.06.2025

Foto: Hochreiter / Kloster Plankstetten
Impression aus dem garten im im Kloster St. Scholastika in Ortenburg.

Premiere im Kloster St. Scholastika in Ortenburg: Das Seminar „Gemeinsam statt einsam“ wirft viele Fragen auf, gibt aber auch inspirierende Antworten. Unsere Autorin hat sich auf dieses intensive Erlebnis eingelassen.

Ob allein oder in Bezie­hun­gen – immer mehr Men­schen füh­len sich ein­sam und wün­schen sich ech­ten Aus­tausch und Zuge­hö­rig­keit. Der Vor­ste­her des Bene­dik­ti­ner­klos­ters Plank­stet­ten, Abt Beda Maria Son­nen­berg, erfährt dies häu­fig von den Gäs­ten, die zu Semi­na­ren und Ver­an­stal­tun­gen ins ober­pfäl­zi­sche Ber­ching kom­men. Mit Schwes­ter Cäci­lia Keim vom Klos­ter Neu­stift in Orten­burg, einer Nie­der­las­sung der Bene­dik­ti­ne­rin­nen der Anbe­tung, ersann er ein Ange­bot, das jetzt in Nie­der­bay­ern Pre­mie­re hat­te. Durch inhalt­li­che Impul­se, Gesprä­che, Spa­zier­gän­ge im Klos­ter­gar­ten, gemein­sa­mes Kochen und Sin­gen sowie die Ein­bin­dung in das Klos­ter­le­ben soll­ten die Teil­neh­mer neue Impul­se bekommen.

Foto: Hochreiter / Kloster Plankstetten
Besondere Spiritualität des Klosters St. Scholastika: Impression von der Mittagshore.

Ein Satz aus einem ech­ten“ Pau­lus-Brief, wie Abt Beda Maria Son­nen­berg sagt, ist mir beson­ders im Gedächt­nis geblie­ben: „…gera­de die schwä­cher schei­nen­den Glie­der des Lei­bes sind unent­behr­lich…“ (1 Kor 12,1227). Aller­dings nicht, als der Bene­dik­ti­ner das Bild vom Leib mit sei­nen ver­schie­de­nen Glie­dern“ vor­liest. Da habe ich inner­lich längst abge­schal­tet. Den­noch las­se ich mich auf eine neue Erfah­rung ein. Wir Teil­neh­mer am Semi­nar Gemein­sam statt ein­sam“ sol­len den Text, jeder für sich, im Rah­men einer Lec­tio divina“ (gött­li­chen Lek­tü­re) auf­merk­sam lesen. Ich set­ze mich in mei­nem Zim­mer im Gäs­te­haus in einen Ohren­ses­sel und ver­su­che, inner­lich ruhig zu wer­den. Wie heißt es in der Anlei­tung, die wir an die Hand bekom­men haben: Dem Lesen geht ein per­sön­li­ches Gebet vor­an. Ich bit­te Gott, dass er mir die Gna­de schenkt, gegen­wär­tig, prä­sent zu sein. Er spricht zu mir in mei­ner per­sön­li­chen Situa­ti­on und weist mir dar­in den Weg.“

Und da pas­siert etwas Über­ra­schen­des: Obi­ge Pas­sa­ge berührt mich so tief, dass ich prompt zu wei­nen begin­ne. Wie sehr rin­ge und bemü­he ich mich dar­um, so sta­bil zu wer­den wie ande­re, mei­ne ver­meint­li­chen Schwä­chen, mei­ne hohe Sen­si­bi­li­tät, mei­ne Ver­letz­bar­keit, mein ver­zwei­fel­tes Fest­hal­ten an bestimm­ten Wer­ten, die rund­um ver­lo­ren zu gehen schei­nen, weg­zu­drü­cken … Sind das inten­si­ve inne­re Erle­ben, die Fähig­keit, genau hin­zu­schau­en und zuzu­hö­ren, nicht viel­leicht auch eine Stär­ke? Sind das nicht Talen­te, die mir der lie­be Gott mit­ge­ge­ben hat, um etwas dar­aus zu machen? Ist es nicht das, was gera­de mich aus­macht? Könn­te ich ohne die­se Tei­le mei­ner Per­sön­lich­keit mit so viel Herz­blut Bücher und jour­na­lis­ti­sche Tex­te schreiben?

Foto: Hochreiter / Kloster Plankstetten
Schwester Cäcilia Keim vom Kloster Neustift in Ortenburg, einer Niederlassung der Benediktinerinnen der Anbetung.

Ein Stück wei­ter heißt es in dem ers­ten Brief an die Korin­ther: Denen (Glie­dern des Lei­bes), die wir für weni­ger edel anse­hen, erwei­sen wir umso mehr Ehre …“ Tue ich das – rein kör­per­lich betrach­tet? Bin ich dank­bar für alles, was funk­tio­niert und rege­ne­riert, oder lege ich den Fokus nur auf Schmer­zen und Defi­zi­te? Ein gefühl­tes Aha-Erlebnis!

Die Tage im Klos­ter bedeu­ten ein beson­ders inten­si­ves Betrach­ten des eige­nen Inne­ren, öff­nen ein klei­nes Guck­loch in das von ande­ren und zei­gen auf, was letzt­end­lich allen trotz vie­ler Unter­schie­de gemein­sam ist. Dabei wird deut­lich, dass wir ech­te Gemein­schaft wohl erst dann leben kön­nen, wenn wir uns selbst mit all unse­ren Glie­dern“ ange­nom­men haben. Die gro­ße Fra­ge lau­tet dabei: Was macht unser Mensch­sein aus und was ver­bin­det uns mit ande­ren Men­schen, die wir zunächst durch ihr Äuße­res viel­leicht abwer­tend in eine Schub­la­de stecken?

Apro­pos außen: Lau­des, Eucha­ris­tie­fei­er, Mit­tagshore, Ves­per – der Tages­ab­lauf im Klos­ter sieht viel Zeit in der Kir­che vor. Und die vie­len (hoch)betagten Schwes­tern, die an Krü­cken und Rol­la­to­ren gehen, sind prä­sent, wenn es nur irgend­wie geht. Mit Anfang 40 ist Schwes­ter Cäci­lia die Jüngs­te hier. 29 Bene­dik­ti­ne­rin­nen der Anbe­tung leben im Klos­ter St. Scho­las­tika – eine gan­ze Rei­he ist schon über 90 Jah­re alt. Ich bewun­de­re die Dis­zi­plin, mit der sie an den täg­li­chen Ver­pflich­tun­gen teil­neh­men, und ver­spü­re einen tie­fen Respekt. Immer wie­der fra­ge ich mich: Was geschieht, wenn immer mehr Klös­ter aus Nach­wuchs­man­gel ihre Pfor­ten für immer schlie­ßen? Was wird aus all die­sen Zen­tren der Kul­tur und Reli­gio­si­tät, den wun­der­ba­ren geschichts­träch­ti­gen Orten, an denen auch heu­te noch eine ganz beson­de­re Kraft zu spü­ren ist? Wer betet für uns und die Welt? Wis­sen die Men­schen eigent­lich, wel­che Schät­ze der Erkennt­nis­se und Spi­ri­tua­li­tät hin­ter den Klos­ter­mau­ern ver­bor­gen sind?

Foto: Hochreiter / Kloster Plankstetten
Der Vorsteher des Benediktinerklosters Plankstetten, Abt Beda Maria Sonnenberg.

Abt Beda Maria Son­nen­berg hat sei­ne per­sön­li­che Ant­wort auf die­se Fra­gen gefun­den. Er gehe sei­nen fami­li­en- und part­ner­lo­sen Weg in der Klos­ter­ge­mein­schaft kon­se­quent bis zum Ende“, ohne sich zur Zukunft all­zu vie­le Fra­gen zu stel­len, und ist zutiefst davon über­zeugt, dass es danach weitergeht“.

Doch zurück in das Innen: Wir erfor­schen mit klei­nen Auf­ga­ben, wie es uns gera­de geht, was jeder Ein­zel­ne von uns braucht, und über­le­gen uns, wer in unse­rem gegen­wär­ti­gen Leben oder aus unse­rer Ver­gan­gen­heit für die­se Bedürf­nis­se ste­hen könn­te. Dabei erken­nen wir, dass wir gar nicht so allei­ne sind, wie wir manch­mal mei­nen. Ich per­sön­lich habe in die­sem Semi­nar jeden­falls viel erfah­ren, net­te Men­schen ken­nen­ge­lernt und mich an die­sen Tagen weni­ger ein­sam gefühlt.

Im August fin­det das Semi­nar in der Abtei Plank­stet­ten statt.

Text: Chris­ti­ne Hochreiter

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