Passend zur Fastenzeit zeigt das Museum Moderner Kunst Passau eine Ausstellung zur Passion Jesu Christi. Zu sehen sind Kunstwerke aus der hauseigenen Sammlung der Stiftung Wörlen, Leihgaben, Schenkungen und Werke zeitgenössischer regionaler Künstler.
Die Exponate im donauseitigen Gewölberaum des Museums thematisieren die Passionsgeschichte vom Letzten Abendmahl über die Kreuzigung bis zur Auferstehung. Die Werkspanne von den 1910er-Jahren bis heute und unterschiedliche Techniken sorgen für eine spannende Vielfalt an Darstellungsarten.
Aus den Kriegs- und Nachkriegsjahren sind mehr oder weniger düstere, teils expressive Schwarz-Weiß-Grafiken zu sehen, die das Leiden Jesu in den Vordergrund stellen. Naturgemäß stammen viele von Künstlern der Donau-Wald-Gruppe wie Josef Karl Nerud, Hermann Erbe-Vogel oder Oskar Matulla. Besonders beeindruckend ist eine Golgatha-Darstellung von Alfred Kubin aus dem Jahr 1924: Überhöht lässt Kubin, der „Magier von Zwickledt“, das Kreuz Jesu zwischen den beiden Verbrecher-Kreuzen emporragen. Im Hintergrund entfaltet sich eine detailliert gezeichnete biblische Landschaft, im Vordergrund wuseln vom Sterbeprozess angelockte Insekten.
Mit Fokus auf einen einsamen, von seinen Jüngern verlassenen und verratenen Jesus stellte der Passauer Friedrich Brunner (*1952) 1974 das Abendmahl dar. Hinter ihm, dem Tisch und leeren Stühlen führt ein Tunnel in die Tiefe. Die Lithografie ist sinnigerweise so gehängt, dass man draußen im Hintergrund den neuen Fußgängertunnel im Passauer Oberhausberg sehen kann. Die auffälligsten Blickfänge in der Ausstellung sind drei großformatige farbige Bilder. Otto Sammer hat in einem Ölgemälde von 1980 den Gekreuzigten mit einem abstrakt dargestellten Baum verschmelzen lassen. Franz Stanislaus Mrkvicka (*1950) lässt auf einem blutroten Acrylgemälde von 1989 das Kreuz nur erahnen. Hannsjörg Voth hat 2010 unter ein stilisiertes, schlankes goldenes Kreuz ein Paar Damenschuhe gestellt und damit die Rolle der Maria Magdalena thematisiert.
Unter den zeitgenössischen Arbeiten sticht außerdem eine Kreuzwegdarstellung von Christian Zeitler (*1960) heraus: Er hat die Stationen mit Kugelschreiber auf die Rückseite von Kronkorken gezeichnet. Einen ebenso ungewöhnlichen Bildträger hat Ulrike Maria Reim (*1944) für ihren Passions-Zyklus gewählt: Sie zeichnete ihre hintergründigen Motive mit Kohle auf glänzendes Ultraphanpapier.
Eigens für die Ausstellung hat Jutta Leitner (*1960) die Auferstehung in einer mit Blattgold umkränzten Fotocollage dargestellt. Auch die Kuratorin der Ausstellung, Bianca Buhr, hat ein Objekt beigetragen. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin und Sammlungsbetreuerin des MMK hat Bruchstücke kleiner Christusfiguren, die aus einer ehemaligen Porzellanmanufaktur am Passauer Innufer stammen, um ein Arma-Christi-Kreuz arrangiert.
Text: Gabriele Blachnik
Bis 29. Juni im MMK Passau, Bräugasse 17, Di bis So 10 – 18 Uhr. Bianca Buhr führt am Mi, 9. April, um 18 Uhr durch die Ausstellung.